Chinesisch lernen macht Spaß und kann günstig sein!

Interview mit dem Gründer und einem Sprachlehrer von Golvico

Glovico.org ist eine Webplattform, auf der Menschen aus Lateinamerika und Afrika Einzelsprachkurse via Skype in ihrer Muttersprache für den europäischen Markt anbieten können.

Die Sprachstunden sind sehr günstig und starten bei sieben Euro für 55 Minuten. Glovico ist ein Social Business, das sich selbst tragen, aber keine Profite erwirtschaften soll. Damit wird die soziale Mission verfolgt, Einkommen in Entwicklungsländern zu generieren und den interkulturellen Dialog zu fördern. Glovico soll weltweiter Marktführer für regionale Sprachen in Entwicklungsländern werden.

Onlinelernen via Skype ist eine sehr innovative Form des Lernens und bedarf daher ganz eigener Methoden. Deshalb arbeitet das Glovico-Team zusammen mit einer Wissenschaftlerin, die viel zu Didaktik geforscht hat, intensiv an einem eigenen Curriculum. So wird den Lehrern mittelfristig eigenes, speziell auf E-Teaching zugeschnittenes Material zu Verfügung gestellt.
Wenn das Geschäftsmodell etabliert ist, möchte Glovico ein Mikrokreditprogramm aufbauen, über welches potenzielle Lehrer ein Netbook, eine Webcam und eine Internetverbindung vorfinanziert bekommen. Oder ganz visionär: ein Iphone mit Flatrate.

Ein online-Gespräch mit Victor Manuel Sanchez Baeza aus Antigua Guatemala (dt. "Alt-Guatemala"), einer etwa 35.000 Einwohner zählenden Kleinstadt im zentralen Hochland Guatemalas.
Sr. Sanchez ist seit etwa einem Jahr Spanischlehrer bei Glovico.

Wie sind Sie auf Glovico aufmerksam geworden?
Ich arbeite bereits seit 25 Jahren als Spanischlehrer und davon gebe ich seit ca. fünf Jahren Unterricht über Skype. Bevor ich bei Glovico anfing, habe ich vier Jahre lang bei einer vergleichbaren Schule gearbeitet, die ebenfalls Spanischunterricht über das Internet ermöglicht, allerdings zu deutlich schlechteren Konditionen. Ein Freund empfahl mir, bei Glovico anzufangen. Die Idee, in einer deutschen Firma zu arbeiten, hat mir sehr gut gefallen, da ich ein bisschen deutsch spreche.

Worin besteht der Unterschied, als Lehrer über Glovico zu unterrichten, statt über eine normale Sprachschule?
Ich kann vormittags von zu Hause aus arbeiten und die Anzahl der Arbeitsstunden ist sehr angenehm. Im Durchschnitt arbeite ich für Glovico ca. 15 Stunden pro Woche - wenn in Europa Winter ist, sind es meistens mehr Stunden als im Sommer. Das liegt daran, dass die Mehrheit meiner Schüler aus Deutschland kommt. Darüber hinaus kann ich mit Schülern aus der ganzen Welt zusammenarbeiten. Das erweitert meinen Horizont und ist sehr interessant! Hinzu kommt, dass ich flexibel zu jeder Zeit unterrichten kann, da die Schüler nicht extra nach Antigua kommen müssen.

Hat sich Ihr Lebensstandard durch Glovico verbessert - verdienen Sie mehr als andere Lehrer Ihrer Region?
Ja, als Lehrer bei Glovico verdiene ich mehr Geld pro Stunde als in einer normalen Sprachschule vor Ort, ca. 50 Prozent mehr! Allerdings hat sich dadurch mein Lebensstandard nicht enorm verändert, da sich die Anzahl der Unterrichtsstunden noch in Grenzen hält. Ich denke aber, dass mit dem Bekanntheitsgrad von Glovico auch die Anzahl der Schüler wachsen wird und ich somit mehr Unterrichtsstunden geben kann, was sich dann positiv auf mein Gehalt auswirkt!


Tobias Lorenz, Gründer und Geschäftsführer von Glovico zu Chancen und Herausforderungen einer Online-Sprachschule in Afrika

Glauben Sie, dass die Umsetzung in anderen, weniger entwickelten Ländern, wie zum Beispiel Afrika, möglich ist?
Ich war mehr als einmal überrascht, wie viel Unternehmergeist es in Entwicklungsländern gibt. Vom kleinen Tante Emma-Laden am Eck bis hin zu den Grameen Phone Ladies. Wenn wir es schaffen, dieses Potenzial zu heben, dann ist nicht nur Glovicos Umsetzung in den verschiedensten Regionen dieser Welt möglich, sondern noch viel viel mehr.

Wer braucht schon Festnetzinternet? Her mit dem WLAN und ab in die Sprachschule!
Ist die Etablierung aufgrund des technischen Stands in Afrika überhaupt möglich?
Der technische Standard ist sicherlich in vielen Ländern Afrikas noch ein großes Hindernis, aber ich sehe die Fortschritte, die einzelne Länder machen. Und wenn man sieht, wie schnell Smartphones sich in Afrika verbreiten, kann ich mir gut vorstellen, dass Afrika Festnetzinternet überspringt und sich direkt in die mobile digitale Welt stürzt.

Wie groß ist die Nachfrage nach den vielfältigen afrikanischen Sprachen?
Die Nachfrage nach den einzelnen Sprachen erscheint zwar überschaubar, doch mit Glovico werden diese Sprachen auch international promotet und verbinden so kulturelle Förderung und Austausch mit der Schließung einer Marktlücke. Ähnliche Erfolgsstorys kennen wir von der Pflege regionaler Dialekte in Deutschland. Wir bieten die seltene Möglichkeit, diese Sprachen überhaupt zu lernen: Darauf sind normale Sprachschulen nicht ausgelegt.


Für das Interview mit der Gründerin vom MFM-Projekt hier.
Das Gespräch mit der Geschäftsführerin von Leonhard finden Sie hier.

Quelle:
Gesellschaft | Social Business, 01.10.2010
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2011 - Stadt der Zukunft erschienen.
     
        
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