Auf dem Weg zur ressourceneffizienten Wirtschaft
EU legt neue Roadmap vor
Die natürlichen Ressourcen für das Jahr 2011 sind laut Berechnungen des Global Footprint Networks bereits aufgebraucht. Mit dem "Earth Overshoot Day" übersteigt laut Global Footprint Network der weltweite ökologische Fußabdruck die Biokapazität der Erde seit dem 27. September 2011. Demnach akkumulieren wir für den Rest des Jahres Schulden, indem wir unser natürliches Kapital abbauen und Abfall anhäufen.
Selbst der Ressourceneffizienz-Fahrplan der EU-Kommission führt mangels fehlender internationaler Implementierung von Prinzipien und Standards nicht zum Ziel weniger Natur zu verbrauchen. Gefragt sind deshalb vor allem Unternehmen, die Rohstoffsituation als Chance für eine grüne Innovationsstrategie zu begreifen, und eine effiziente und intelligente Ressourcennutzung zum Schutz der Ökosysteme in die Unternehmensstrategie zu integrieren.
Weltweit werden heute jährlich annähernd 60 Mrd. Tonnen an Rohstoffen verbraucht, fast 50 % mehr als vor 30 Jahren. Im Jahr 2030 könnten es 100 Milliarden Tonnen sein. Die wesentlichen Treiber für den zunehmenden Rohstoffverbrauch sind die wachsende Weltbevölkerung und ein zunehmender Pro-Kopf-Verbrauch in Schwellenländern wie China, Brasilien oder Indien. Die Nutzbarmachung der Rohstoffvorkommen ist mit einem hohen Naturverbrauch verbunden, da die Gewinnung und Weiterverarbeitung der Rohstoffe immer mit Flächen-, Material- und Energieverbrauch sowie Emissionen einhergehen. Dies führt zu Veränderungen der Ökosysteme und zu weiterem Verlust an biologischer Vielfalt. Um den Verlust der Biodiversität zu stoppen, braucht es europäische Richtlinien zur Senkung des Ressourcenverbrauchs.
Verbindliche Ziele zur Senkung des Naturverbrauchs fehlen
Die EU-Kommission hat am 20. September ihren Fahrplan für ein ressourceneffizientes Europa vorgelegt. Damit will sie aufzeigen, wie der Ressourcenverbrauch gemessen und vom Wirtschaftswachstum entkoppelt werden kann. "Die Roadmap, welche die Kommission jetzt vorlegt, enthält keine konkreten Vorschläge für Gesetzesinitiativen. Solche sind aber notwendig. Deshalb muss es zentrales Ziel der Diskussion um den Aktionsplan sein, die vorrangigen Legislativinitiativen herauszuarbeiten, mit denen auf europäischer Ebene Ressourceneffizienz gefördert werden kann", erklärt Reinhard Bütikofer, Vize-Präsident und industriepolitischer Sprecher der Fraktion Grüne/EFA im EU-Parlament. So fordert er beispielsweise ein Zertifizierungssystem für Rohstoffe und die entsprechenden Handelsketten ("Certified Trading Chains"), damit ein fairer Handel gewährleistet wird. Die entsprechende amerikanische Dodd-Frank-Gesetzgebung soll laut Bütikofer auf EU-Recht übertragen werden.
Fortschritte hin auf dem Weg zu einem nachhaltigen Niveau des europäischen Ressourcenverbrauchs sollen mit einem "vorläufigen Leitindikator" gemessen werden, der von einer "Anzeigetafel" weiterer Indikatoren ergänzt werden soll. Als Leitindikator hat die Kommission Ressourcenproduktivität gewählt - also das Verhältnis von BIP zur Masse des domestischen Materialverbrauchs.Als "Anzeigetafel" will die Kommission Indikatoren zu Wasser-, Land- und Werkstoffverbrauch sowie CO2 nutzen.Unklar bleibt, ob diese Indikatoren - wie die von Friends of the Earth Europe (FOEE) geforderten globalen Land-, Wasser- und CO2-Fußabdrücke- eine Lebenszyklusperspektive einnehmen sollen. Das Zusammenspiel der Indikatoren bleibt aus FOEEs Sicht ebenfalls vage.
Ressourceneffizienz als Aufgabe der Unternehmen
Auch ohne verbindliche politische Richtlinien sind Unternehmen gefordert entsprechende Maßnahmen zur Steigerung der Ressourceneffizienz zu ergreifen, um Risiken zu minimieren, die Kosten zu reduzieren und das Image zu verbessern. Denn einige wichtige Rohstoffe, wie z. B. Erdöl, Kobalt, Niob oder Indium, sind zunehmend nicht mehr aus leicht zugänglichen Quellen zu beschaffen. Ergänzend gefährden Preisschwankungen, Preiserhöhungen und Versorgungsprobleme die wirtschaftliche Entwicklung in den Liefer- wie in den Abnehmerländern. Gerade bei vielen Zukunftstechniken wird die Nachfrage nach wichtigen, derzeit kaum substituierbaren Rohstoffen stark zunehmen. Deshalb ist es Aufgabe der Unternehmen die Ressourceneffizienz in der Produktion zu steigern, die ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft auszubauen sowie vorhandene Managementsysteme wie EMAS oder ISO 50001 verstärkter zu nutzen.
Aktives Ressourcenmanagement für Industrie
Effizientes Ressourcenmanagement ist heute eine wesentliche Voraussetzung für eine moderne Industrieproduktion, die den Erfordernissen unserer natürlichen Umwelt Rechnung trägt. Die Wiederverwertung von Produkten sowie funktionierende Kreislaufsysteme sind die Lösung für ein solches effizientes Ressourcenmanagement. Verschiedene Industrien haben ein aktives Ressourcenmanagement bereits in ihre Unternehmensstrategie integriert. Die europäische Papierindustrie setzt mit einer Recyclingquote von 72 Prozent (Stand 2009) Maßstäbe für die stoffliche Wiederverwertung von Produkten.
Eine Möglichkeit den innerbetrieblichen Ressourcenverbrauch zu senken, bietet das Umweltmanagementsystem EMAS. Es erschließt neben den ökologischen auch ökonomische Vorteile. Laut IHK wird mit EMAS gerade in der Aufbauphase eines Unternehmens viel Geld gespart und zudem der Ressourcenverbrauch gesenkt.
Auch der Biodiversitäts-Check der Europäischen Business & Biodiversity Kampagne hilft Unternehmen ihre Risiken und Chancen aus der Erschließung und Nutzung der Ressourcen effizienter zu erkennen und zu bewerten. Mit den Ergebnissen aus dem Biodiversitäts-Check sollen die Betriebe zielgerichtet Maßnahmen in Angriff nehmen können, um negative Auswirkungen auf Artenvielfalt und Ökosysteme zu reduzieren - oder noch besser - gar nicht erst entstehen zu lassen. Dies ist auf lange Sicht nicht nur von Vorteil für Umwelt und Gesellschaft sondern auch ganz konkret für das Unternehmen. Risikominimierung, Kostenreduktion und die Erhöhung der Mitarbeitermotivation schlagen sich positiv in der Bilanz nieder.
Intelligente Nutzung von Rohstoffen
Neben einem nachhaltigen Umweltmanagement werden im Zeitalter verknappender Rohstoffe Konzepte für die intelligente Ressourcennutzung immer wichtiger. Dazu gehören Leasingmodelle. Als Alternative zum Eigentum von Gütern haben Leasingmodelle ein großes Potential für die Verwendung und -rückgewinnung von Werkstoffen. Durch diese Modelle kann der Abbau von Rohstoffen verringert und die Zerstörung von Ökosystemen reduziert werden.
Materialbeschickung der Aufbereitungsanlage für Elektrokleingeräte der ALBA Group in Lustadt. |
Weltweit werden heute jährlich annähernd 60 Mrd. Tonnen an Rohstoffen verbraucht, fast 50 % mehr als vor 30 Jahren. Im Jahr 2030 könnten es 100 Milliarden Tonnen sein. Die wesentlichen Treiber für den zunehmenden Rohstoffverbrauch sind die wachsende Weltbevölkerung und ein zunehmender Pro-Kopf-Verbrauch in Schwellenländern wie China, Brasilien oder Indien. Die Nutzbarmachung der Rohstoffvorkommen ist mit einem hohen Naturverbrauch verbunden, da die Gewinnung und Weiterverarbeitung der Rohstoffe immer mit Flächen-, Material- und Energieverbrauch sowie Emissionen einhergehen. Dies führt zu Veränderungen der Ökosysteme und zu weiterem Verlust an biologischer Vielfalt. Um den Verlust der Biodiversität zu stoppen, braucht es europäische Richtlinien zur Senkung des Ressourcenverbrauchs.
Verbindliche Ziele zur Senkung des Naturverbrauchs fehlen
Die EU-Kommission hat am 20. September ihren Fahrplan für ein ressourceneffizientes Europa vorgelegt. Damit will sie aufzeigen, wie der Ressourcenverbrauch gemessen und vom Wirtschaftswachstum entkoppelt werden kann. "Die Roadmap, welche die Kommission jetzt vorlegt, enthält keine konkreten Vorschläge für Gesetzesinitiativen. Solche sind aber notwendig. Deshalb muss es zentrales Ziel der Diskussion um den Aktionsplan sein, die vorrangigen Legislativinitiativen herauszuarbeiten, mit denen auf europäischer Ebene Ressourceneffizienz gefördert werden kann", erklärt Reinhard Bütikofer, Vize-Präsident und industriepolitischer Sprecher der Fraktion Grüne/EFA im EU-Parlament. So fordert er beispielsweise ein Zertifizierungssystem für Rohstoffe und die entsprechenden Handelsketten ("Certified Trading Chains"), damit ein fairer Handel gewährleistet wird. Die entsprechende amerikanische Dodd-Frank-Gesetzgebung soll laut Bütikofer auf EU-Recht übertragen werden.
Fortschritte hin auf dem Weg zu einem nachhaltigen Niveau des europäischen Ressourcenverbrauchs sollen mit einem "vorläufigen Leitindikator" gemessen werden, der von einer "Anzeigetafel" weiterer Indikatoren ergänzt werden soll. Als Leitindikator hat die Kommission Ressourcenproduktivität gewählt - also das Verhältnis von BIP zur Masse des domestischen Materialverbrauchs.Als "Anzeigetafel" will die Kommission Indikatoren zu Wasser-, Land- und Werkstoffverbrauch sowie CO2 nutzen.Unklar bleibt, ob diese Indikatoren - wie die von Friends of the Earth Europe (FOEE) geforderten globalen Land-, Wasser- und CO2-Fußabdrücke- eine Lebenszyklusperspektive einnehmen sollen. Das Zusammenspiel der Indikatoren bleibt aus FOEEs Sicht ebenfalls vage.
Ressourceneffizienz als Aufgabe der Unternehmen
Auch ohne verbindliche politische Richtlinien sind Unternehmen gefordert entsprechende Maßnahmen zur Steigerung der Ressourceneffizienz zu ergreifen, um Risiken zu minimieren, die Kosten zu reduzieren und das Image zu verbessern. Denn einige wichtige Rohstoffe, wie z. B. Erdöl, Kobalt, Niob oder Indium, sind zunehmend nicht mehr aus leicht zugänglichen Quellen zu beschaffen. Ergänzend gefährden Preisschwankungen, Preiserhöhungen und Versorgungsprobleme die wirtschaftliche Entwicklung in den Liefer- wie in den Abnehmerländern. Gerade bei vielen Zukunftstechniken wird die Nachfrage nach wichtigen, derzeit kaum substituierbaren Rohstoffen stark zunehmen. Deshalb ist es Aufgabe der Unternehmen die Ressourceneffizienz in der Produktion zu steigern, die ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft auszubauen sowie vorhandene Managementsysteme wie EMAS oder ISO 50001 verstärkter zu nutzen.
Aktives Ressourcenmanagement für Industrie
Effizientes Ressourcenmanagement ist heute eine wesentliche Voraussetzung für eine moderne Industrieproduktion, die den Erfordernissen unserer natürlichen Umwelt Rechnung trägt. Die Wiederverwertung von Produkten sowie funktionierende Kreislaufsysteme sind die Lösung für ein solches effizientes Ressourcenmanagement. Verschiedene Industrien haben ein aktives Ressourcenmanagement bereits in ihre Unternehmensstrategie integriert. Die europäische Papierindustrie setzt mit einer Recyclingquote von 72 Prozent (Stand 2009) Maßstäbe für die stoffliche Wiederverwertung von Produkten.
Eine Möglichkeit den innerbetrieblichen Ressourcenverbrauch zu senken, bietet das Umweltmanagementsystem EMAS. Es erschließt neben den ökologischen auch ökonomische Vorteile. Laut IHK wird mit EMAS gerade in der Aufbauphase eines Unternehmens viel Geld gespart und zudem der Ressourcenverbrauch gesenkt.
Auch der Biodiversitäts-Check der Europäischen Business & Biodiversity Kampagne hilft Unternehmen ihre Risiken und Chancen aus der Erschließung und Nutzung der Ressourcen effizienter zu erkennen und zu bewerten. Mit den Ergebnissen aus dem Biodiversitäts-Check sollen die Betriebe zielgerichtet Maßnahmen in Angriff nehmen können, um negative Auswirkungen auf Artenvielfalt und Ökosysteme zu reduzieren - oder noch besser - gar nicht erst entstehen zu lassen. Dies ist auf lange Sicht nicht nur von Vorteil für Umwelt und Gesellschaft sondern auch ganz konkret für das Unternehmen. Risikominimierung, Kostenreduktion und die Erhöhung der Mitarbeitermotivation schlagen sich positiv in der Bilanz nieder.
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Quelle:
Umwelt | Biodiversität, 11.10.2011
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