Studie von Roland Berger Strategy Consultants zur Elektromobilität:
Mittel- und Osteuropa (CEE) noch weit hinter Westeuropa zurück
- Die Länder Mittel- und Osteuropas haben die vor-bildlichen Ansätze für Elektromobilität aus Deutschland, Frankreich oder Dänemark bislang nicht übernommen
- Österreich rangiert in der Region mit 600 zugelassenen Elektrofahrzeugen auf Platz 1, gefolgt von Tschechien und Polen
- Als einziges Land der Region hat Österreich eine E-Mobilitätsstrategie umgesetzt - staatliche Fördermaßnahmen sind erforderlich
- Großes Potenzial der CEE-Region für E-Mobilität: 2025 wird voraussichtlich jeder vierte Neuwagen mit elektrischem Antrieb ausgestattet sein
- Energieversorger und Autohersteller müssen sich jetzt auf den bevorstehenden Boom der Elektromobilität vorbereiten
"In den vergangenen Jahren waren äußerst interessante Initiativen zur Entwicklung der Elektromobilität in den CEE-Ländern zu beobachten. Dennoch ist weiterhin viel Spielraum für Verbesserungen vorhanden", sagt Roland Zsilinszky, Automobilexperte von Roland Berger in Prag. "Um die Elektromobilität in der Region voranzutreiben, müssen alle wichtigen Interessengruppen, von den Energieversorgern über die Autobauer bis hin zu den Regierungen, von den vorbildlichen Ansätzen in anderen Ländern lernen und eng zusammenarbeiten", erklärt Alexander Kainer, Energieexperte bei Roland Berger in Wien.
Österreich als Vorreiter
Österreich belegt mit 600 zugelassenen Elektrofahrzeugen den ersten Platz in Mittel- und Osteuropa. Die großen Energiekonzerne des Landes beteiligen sich hier an Pilotprojekten in fünf Modellregionen; die österreichische Regierung stellt finanzielle Unterstützung bereit. Die anderen Länder sind beim Thema Elektroautos weit abgeschlagen. Die zweitplatzierten Tschechien und Polen verfügen nur über kleinere Pilotprojekte mit weniger als 100 Fahrzeugen.
"Österreich strebt bis 2020 die Zulassung von 250.000 Elektrofahrzeugen an und subventioniert den Kauf eines Elektrofahrzeugs mit bis zu 5.000 Euro", sagt Jan Sklenar, Automobilexperte von Roland Berger in Prag. "In Tschechien und Polen gibt es keine vergleichbaren Initiativen." So werden die übrigen Länder Mittel- und Osteuropas in der Studie als "Nachzügler" (Rumänien, Ungarn, Slowenien, Slowakei) oder "Schlusslichter" (Kroatien) klassifiziert. Elektromobilität spielt hier bei Stromversorgern und Autoherstellern bislang kaum eine Rolle.
Stärkere Beteiligung der Energieversorger und Autohersteller sowie staatliche Förderung notwendig
In Österreich, Tschechien und Polen ist das Interesse an der Elektromobilität bei Energieversorgern und Autobauern stark, in den übrigen Ländern eher verhalten. "Der Energiekonzern CEZ in Tschechien zeigt, wie man E-Mobilität mit Pilotprojekten und Infrastrukturausbau vorantreiben kann", erklärt Zsilinszky. Pilotprojekte im Bereich der E-Mobilität sollen vor allem Know-how generieren; dafür müssten aber Versorgungsinfrastruktur und Geschäftsmodelle auf den Prüfstand gestellt werden, so die Autoren der Studie.
Vor allem in der Anfangsphase eines E-Mobilitätsprogramms ist außerdem eine umfassende staatliche Förderung von entscheidender Bedeutung. Denn ohne staatliche oder kommunale Subventionen kann die Entwicklung der elektrischen Antriebe nicht so schnell vorangetrieben werden wie in anderen Märkten. "Um die E-Mobilität in Fahrt zu bringen, sollten die zuständigen staatlichen Stellen nach dem Vorbild Österreichs spezielle Fachgremien bilden, Strategien erstellen und konkrete Maßnahmen definieren", sagt Alexander Kainer.
Hohes E-Mobilitätspotenzial in der CEE-Region
E-Mobilität wird in Zukunft in Mittel- und Osteuropa eine ebenso wichtige Rolle spielen wie in Westeuropa. Prognosen zufolge wird 2025 ein Viertel aller verkauften Neufahrzeuge in der CEE-Region mit einem Elektroantrieb ausgestattet sein. Das sind mehr als 640.000 Neuzulassungen jährlich. Zwar hat die E-Mobilität in den CEE-Ländern bereits Einzug gehalten, der Boom dürfte aber frühestens 2015 einsetzen, prognostizieren die Roland Berger-Experten. Bis dahin wird die Massenproduktion von Elektrofahrzeugen angelaufen sein und die Zahl der Nutzer von Elektroautos voraussichtlich steigen, anfangs vor allem im B2B-Segment. Das Privatkundengeschäft dürfte erst ab 2020 wachsen, wenn die Fertigungskosten für Elektrofahrzeuge, Batterien und Zubehör gesunken sind. "Die Frage ist nicht mehr, ob die E-Mobilität kommt, sondern wie und wann", sagt Roland Zsilinszky. "Alle Interessensgruppen, von den Energieversorgern bis hin zu Automobilherstellern, sollten sich daher auf den Marktdurchbruch der E-Mobilität vorbereiten und passende Strategien dazu entwickeln."
Die vollständige Studie können Sie herunterladen unter: www.rolandberger.com/pressreleases
Quelle:
Technik | Mobilität & Transport, 24.10.2011
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