Nachhaltigkeitsstudie zur Bankenbranche
Viel Mittelmaß und wenig gelernt - Schweizer Großbanken nicht nachhaltig
Das Image der Banken in der Öffentlichkeit ist auf dem Tiefpunkt angelangt. Doch trotz aller Kritik haben Banken eine wichtige und zentrale Rolle für die Lenkung der Finanzströme als Schmiermittel der Wirtschaft. Für die Zukunft der Branche ist entscheidend, ob es gelingt, diese Funktion mit nachhaltigeren Geschäftsmodellen auszuüben. Die aktuelle Nachhaltigkeitsstudie «Kredit verspielt oder nachhaltiger Aufbruch?» der Bank Sarasin untersucht, wie weit die Branche auf diesem Weg vorangekommen ist. Zu den drei Nachhaltigkeitsgewinnern unter den weltweit größten Banken zählen Nordea, Standard Chartered und die Toronto-Dominion Bank. Auf der Verliererseite stehen die beiden Schweizer Großbanken Credit Suisse und UBS.
Wesentliche Kernthemen der Branche aus Sicht der Nachhaltigkeit sind Systemrelevanz, Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in das Kerngeschäft sowie «Compliance» (Rechtskonformität). Der Druck auf die gesamte Branche zur Änderung von Geschäftsmodellen und internen Kontrollprozessen ist groß und wird weiter bestehen bleiben. Im Kerngeschäft gibt es zwar Ansätze für eine bessere Kontrolle ökologischer und sozialer Risiken, umfassende Nachhaltigkeitsstrategien für das Kerngeschäft bestehen aber bei keiner der untersuchten Großbanken. Zudem ist das «too big to fail» Problem trotz der bereits eingeleiteten Regulierungsmaßnahmen noch nicht gelöst. Vielmehr hat es sich mit der Zusammenlegung einiger Banken nach der Finanzkrise in einigen Ländern sogar noch verschärft. Von einem allgemeinen Aufbruch in Richtung nachhaltigerer Geschäftsmodelle
und geringerer Risiken für die Allgemeinheit kann noch nicht die Rede sein.
Drei Nachhaltigkeitssieger
Das Nachhaltigkeitsrating zu den großen börsennotierten Banken hat ergeben, dass Nordea, Standard Chartered und die Toronto-Dominion Bank (TD Bank) zu den nachhaltigsten Banken gehören. Die TD Bank ist vornehmlich in Nordamerika aktiv, Nordea hauptsächlich in Nordeuropa und Standard Chartered überwiegend in Asien. Alle drei Unternehmen sind stark im Retailbanking tätig und insgesamt eher risikoavers. Die internen Kontrollmechanismen greifen vergleichsweise gut. Bei Standard Chartered fällt die geringe Zahl von Compliance-Verstößen auf. Dies ist für ein Unternehmen, welches in so vielen Schwellen- und Entwicklungsländern tätig ist, sehr bemerkenswert. Alle drei Unternehmen erhalten im Bereich Mitarbeiter überdurchschnittliche Noten. Dies deutet darauf hin, dass sie das häufig anzutreffende Diktum «Die Mitarbeiter sind unser wichtigstes Kapital» ernst nehmen. Den überdurchschnittlichen Banken ist auch gemeinsam, dass sie relativ unbeschadet durch die Finanzkrise kamen. Die meisten Ratings der übrigen Institute bewegen sich hingegen im Mittelfeld und unterscheiden sich nicht wesentlich voneinander.
CS und UBS fallen aus dem nachhaltigen Anlageuniversum
Nicht mehr ins nachhaltige Anlageuniversum schafften es die beiden Schweizer Großbanken UBS und Credit Suisse, deren Nachhaltigkeitsratings unter den Durchschnitt fielen. Die UBS hat anhaltende Compliance-Probleme. Dies wirft zahlreiche Fragen in Bezug auf Anreizmechanismen und interne Kontrollen auf. Zwischen 2008 und 2010 hat die krisengeschüttelte Bank ihren Personalbestand um 17 Prozent reduziert. Im August 2011 kündigte sie den Abbau von weiteren 3 500 Stellen an. Auch die Credit Suisse stand bereits seit einiger Zeit unter Beobachtung des Nachhaltigkeitsresearchs, da sich die Bewertung im Grenzbereich bewegte. Die Bank hatte in den vergangenen Jahren diverse Compliance-Probleme. Im Juli 2011 hat das Unternehmen einen Abbau von 2 000 Stellen angekündigt wie auch die Streichung weiterer Stellen durch die Integration der Bank Clariden Leu.
Nachhaltigkeit hilft, finanzielle Risiken zu reduzieren
Banken haben als Geldgeber für jegliche Art von Projekten und Geschäftsaktivitäten starken Einfluss auf eine nachhaltige Entwicklung. Die Nachhaltigkeitsanalyse ergänzt den vornehmlich betriebswirtschaftlichen Blickwinkel der Finanzanalyse und identifiziert jene vielversprechenden Banken, die sich zum Ziel gesetzt haben, auf längere Sicht erfolgreich zu wirtschaften, ohne für die Gesellschaft und in der Konsequenz auch für das eigene Unternehmen untragbare Risiken einzugehen. Auch die als nachhaltig bewerteten Banken konnten sich zwar dem Trend an den Börsen nicht entziehen. Jedoch war ihre Börsenkursentwicklung in den letzten Jahren signifikant besser als die der Gesamtbranche.
Riesige Unterschiede in der Reportingqualität
Insgesamt haben die untersuchten Banken ihre Berichterstattung über Nachhaltigkeit in den vergangenen Jahren deutlich ausgebaut. Alle großen Banken verfügen mittlerweile über Nachhaltigkeitsberichte. Die Qualitätsunterschiede sind jedoch riesig. So berichten von den 30 größten Banken des MSCI-Welt-Index nur elf nach dem höchsten Standard GRI-A+ oder GRI-A der Global Reporting Initiative, dem internationalen Berichterstattungsstandard im Bereich Nachhaltigkeit.
Die Studie ist bestellbar bei: gabriela.pace@sarasin.ch.
Performance nachhaltiger Banken im Vergleich zum MSCI-Welt-Index Banken Foto: © Datastream, Bank Sarasin |
Wesentliche Kernthemen der Branche aus Sicht der Nachhaltigkeit sind Systemrelevanz, Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in das Kerngeschäft sowie «Compliance» (Rechtskonformität). Der Druck auf die gesamte Branche zur Änderung von Geschäftsmodellen und internen Kontrollprozessen ist groß und wird weiter bestehen bleiben. Im Kerngeschäft gibt es zwar Ansätze für eine bessere Kontrolle ökologischer und sozialer Risiken, umfassende Nachhaltigkeitsstrategien für das Kerngeschäft bestehen aber bei keiner der untersuchten Großbanken. Zudem ist das «too big to fail» Problem trotz der bereits eingeleiteten Regulierungsmaßnahmen noch nicht gelöst. Vielmehr hat es sich mit der Zusammenlegung einiger Banken nach der Finanzkrise in einigen Ländern sogar noch verschärft. Von einem allgemeinen Aufbruch in Richtung nachhaltigerer Geschäftsmodelle
und geringerer Risiken für die Allgemeinheit kann noch nicht die Rede sein.
Drei Nachhaltigkeitssieger
Das Nachhaltigkeitsrating zu den großen börsennotierten Banken hat ergeben, dass Nordea, Standard Chartered und die Toronto-Dominion Bank (TD Bank) zu den nachhaltigsten Banken gehören. Die TD Bank ist vornehmlich in Nordamerika aktiv, Nordea hauptsächlich in Nordeuropa und Standard Chartered überwiegend in Asien. Alle drei Unternehmen sind stark im Retailbanking tätig und insgesamt eher risikoavers. Die internen Kontrollmechanismen greifen vergleichsweise gut. Bei Standard Chartered fällt die geringe Zahl von Compliance-Verstößen auf. Dies ist für ein Unternehmen, welches in so vielen Schwellen- und Entwicklungsländern tätig ist, sehr bemerkenswert. Alle drei Unternehmen erhalten im Bereich Mitarbeiter überdurchschnittliche Noten. Dies deutet darauf hin, dass sie das häufig anzutreffende Diktum «Die Mitarbeiter sind unser wichtigstes Kapital» ernst nehmen. Den überdurchschnittlichen Banken ist auch gemeinsam, dass sie relativ unbeschadet durch die Finanzkrise kamen. Die meisten Ratings der übrigen Institute bewegen sich hingegen im Mittelfeld und unterscheiden sich nicht wesentlich voneinander.
CS und UBS fallen aus dem nachhaltigen Anlageuniversum
Nicht mehr ins nachhaltige Anlageuniversum schafften es die beiden Schweizer Großbanken UBS und Credit Suisse, deren Nachhaltigkeitsratings unter den Durchschnitt fielen. Die UBS hat anhaltende Compliance-Probleme. Dies wirft zahlreiche Fragen in Bezug auf Anreizmechanismen und interne Kontrollen auf. Zwischen 2008 und 2010 hat die krisengeschüttelte Bank ihren Personalbestand um 17 Prozent reduziert. Im August 2011 kündigte sie den Abbau von weiteren 3 500 Stellen an. Auch die Credit Suisse stand bereits seit einiger Zeit unter Beobachtung des Nachhaltigkeitsresearchs, da sich die Bewertung im Grenzbereich bewegte. Die Bank hatte in den vergangenen Jahren diverse Compliance-Probleme. Im Juli 2011 hat das Unternehmen einen Abbau von 2 000 Stellen angekündigt wie auch die Streichung weiterer Stellen durch die Integration der Bank Clariden Leu.
Nachhaltigkeit hilft, finanzielle Risiken zu reduzieren
Banken haben als Geldgeber für jegliche Art von Projekten und Geschäftsaktivitäten starken Einfluss auf eine nachhaltige Entwicklung. Die Nachhaltigkeitsanalyse ergänzt den vornehmlich betriebswirtschaftlichen Blickwinkel der Finanzanalyse und identifiziert jene vielversprechenden Banken, die sich zum Ziel gesetzt haben, auf längere Sicht erfolgreich zu wirtschaften, ohne für die Gesellschaft und in der Konsequenz auch für das eigene Unternehmen untragbare Risiken einzugehen. Auch die als nachhaltig bewerteten Banken konnten sich zwar dem Trend an den Börsen nicht entziehen. Jedoch war ihre Börsenkursentwicklung in den letzten Jahren signifikant besser als die der Gesamtbranche.
Riesige Unterschiede in der Reportingqualität
Insgesamt haben die untersuchten Banken ihre Berichterstattung über Nachhaltigkeit in den vergangenen Jahren deutlich ausgebaut. Alle großen Banken verfügen mittlerweile über Nachhaltigkeitsberichte. Die Qualitätsunterschiede sind jedoch riesig. So berichten von den 30 größten Banken des MSCI-Welt-Index nur elf nach dem höchsten Standard GRI-A+ oder GRI-A der Global Reporting Initiative, dem internationalen Berichterstattungsstandard im Bereich Nachhaltigkeit.
Die Studie ist bestellbar bei: gabriela.pace@sarasin.ch.
Quelle:
Wirtschaft | Branchen & Verbände, 15.12.2011
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