Wertvolles vom ehrbaren Kaufmann

"Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der schönste Arbeitgeber im Land?"

Diese Frage scheint derzeit Unternehmen, Bewerber, Öffentlichkeit und Medien gleichermaßen immens zu beschäftigen. Denn Ressourcenknappheit herrscht nicht nur bei Wasser oder Öl. Der demografische Wandel hat dazu beigetragen, dass Unternehmen ihre wichtigste Ressource ausgeht: die Mitarbeiter.

Das Schreckgespenst Fachkräftemangel schlägt gnadenlos zu. Allein in den mathematisch-naturwissenschaftlich fokussierten "MINT"-Berufen fehlen nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Industrie 140.000 qualifizierte Fachkräfte. Dadurch entgehen der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr rund 30 Milliarden Euro.

Sich fit zu machen im Kampf um die besten Köpfe wird zur zentralen Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen müssen hier große Geschütze auffahren. Denn in den beschaulichen Orten hinter den sieben Bergen - der Heimat vieler Mittelständler - ist es weit schwieriger, die so gefragten High Potentials für sich zu begeistern, als in den großen Metropolen dieser Welt. Leberkäs' und Schützenfest statt Shopping-Meile und In-Clubs.

Umso wichtiger ist es, die Attraktivität als Arbeitgeber systematisch zu optimieren und sich mit einem trennscharfen Profil vom Wettbewerb abzuheben. Die Management-Literatur hat zu diesem Zweck wieder einmal in die Trickkiste der Wortkreationen gegriffen und das Employer Branding hervorgezaubert. Die Employer Brand - zu Deutsch Arbeitgebermarke - fasst verschiedene Maßnahmen zusammen, die das Unternehmen aktiv als attraktiven Arbeitgeber positionieren, Mitarbeiter binden und die Qualität der Bewerbungen steigern. Denn wer mit 08/15-Angeboten wie breiten Aufgabenfeldern, flachen Hierarchien und tollen Entwicklungsmöglichkeiten für sich wirbt, muss sich nicht wundern, wenn er die Bewerbungsklassiker Teamfähigkeit, Belastbarkeit und Flexibilität zurück erhält.

Familienfreundlichkeit wichtiges Jobsucherkriterium
Ohnehin hat sich der Anspruch von Bewerbern an ihren Arbeitgeber in den letzen Jahren deutlich gewandelt. Statt "mein Haus - mein Auto - mein Boot" heißt es heute "meine Familie - meine Hobbys - meine Kollegen". Geldwerte Benefits vom Versicherungspaket bis zum Firmenwagen liegen deutlich hinter Faktoren der Work-Life-Balance wie flexible Arbeitszeiten und -orte, eine gute Arbeitsatmosphäre oder mehr Zeit für Freizeit und Familie.

Nach einer Studie des Bundesfamilienministeriums von 2010 unter mehr als 3.000 Arbeitnehmern spielt die Familienfreundlichkeit eines Unternehmens für 90 Prozent derer, die Kinder haben, eine ebenso wichtige Rolle bei der Jobsuche wie das Gehalt - bei kinderlosen immerhin 70 Prozent. Zudem wünschen sich immer mehr Menschen, bei einem Unternehmen zu arbeiten, das sich durch verantwortungsvolles und nachhaltiges Handeln gegenüber Umwelt, Gesellschaft, Marktpartnern und natürlich den eigenen Mitarbeitern auszeichnet. So gaben gemäß einer aktuellen Studie unter 700 Nachwuchskräften 60 Prozent an, bei sonst gleichen Arbeitsbedingungen einen Arbeitgeber zu bevorzugen, der in Sachen CSR aktiv ist.

Viele mittelständische Unternehmen, die sich seit vielen Jahrzehnten überzeugt für ihr ökologisches und soziales Umfeld und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter einsetzen, können an dieser Stelle punkten. Denn auch auf dem Arbeitsmarkt gilt der altbekannte Spruch: "Wahre Schönheit kommt von innen". Nicht durch aufgesetzte Recruiting-Kampagnen und vollmundige Arbeitgeber-Claims, sondern durch glaubhaft gelebte Verantwortung.
 
 
Von Dennis Lotter und Jerome Braun

Hinweis

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Quelle:
Wirtschaft | Führung & Personal, 16.01.2012
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2011 - Stadt der Zukunft erschienen.
     
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