BEE Energiedialog 2025

Banken werden ihrer Schlüsselrolle für eine nachhaltige Entwicklung nur in Ansätzen gerecht

oekom research bewertet die Nachhaltigkeitsleistungen der Geschäftsbanken

Ob bei der Kreditvergabe, in der internationalen Projektfinanzierung oder bei der Kapitalanlage - Banken haben zahlreiche Hebel in der Hand, um eine nachhaltige Entwicklung aktiv zu fördern. Leider schöpfen sie diese Möglichkeiten bisher kaum aus. oekom research hat insgesamt 294 Geschäftsbanken aus knapp 40 Ländern analysiert. Lediglich 23 (7,8 Prozent) erhalten im aktuellen Branchenrating der unabhängigen Nachhaltigkeits-Ratingagentur den Prime Status und erfüllen damit die Mindestanforderungen an das Nachhaltigkeitsmanagement. Es konnten sich überhaupt nur 73 Banken (24,8 Prozent) für ein detailliertes Nachhaltigkeitsrating qualifizieren. Die anderen Banken zeigten so wenig Engagement, dass sie an der Zulassungshürde scheiterten. Die beste Bewertung auf der von A+ (beste Note) bis D- reichenden Skala erzielt die HVB Group mit der Note C+, gefolgt von der australischen Westpac und der belgischen Dexia, die beide ebenfalls ein C+ erreichen.

Vor dem Hintergrund der Schlüsselposition, die der Sektor für eine nachhaltige Entwicklung besitzt, hat oekom research die Anforderungen an die Banken in einigen Bereichen verschärft. Dies hat dazu geführt, dass die Bewertung der Banken insgesamt etwas schlechter ausgefallen ist als beim vorherigen Branchenrating. Eine Reihe von Kreditinstituten hat ihren Prime Status verloren, darunter beispielsweise die niederländische ING, die Schweizer Credit Suisse und die britischen Banken Barclays und HSBC. Zu den Aufsteigern, die im aktuellen Rating neu den Prime Status erreichen, gehören die Bank Austria und die norwegische DNB.

Die Bankenlandschaft hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Zahlreiche Banken sind im Zuge der Finanzkrise vom Markt verschwunden, allein in den USA mussten über 400 Kreditinstitute Insolvenz anmelden. Asiatische Banken, allen voran chinesische Institute, haben deutlich an Einfluss gewonnen. Beim Nachhaltigkeitsmanagement zeigen sich deutliche regionale Unterschiede. So erreicht von den 33 bewerteten US-Banken keine den oekom Prime Status, gleiches gilt für 36 japanische und sieben chinesische Banken. Von den 24 Banken aus dem deutschsprachigen Raum werden sechs mit Prime bewertet (25,0 Prozent), von 18 britischen Banken sind es drei (16,7 Prozent).

Systemrelevante Banken zeigen zu wenig Engagement

Aus Nachhaltigkeitssicht besonders problematisch erscheint, dass sich die 29 von den Regierungschefs der G20-Staaten identifizierten systemrelevanten Banken vergleichsweise wenig für eine nachhaltige Entwicklung engagieren. "Gerade die systemrelevanten Banken haben aufgrund ihrer beherrschenden Stellung eine Schlüsselposition bei der Neuorientierung der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit", erläutert Dietrich Wild, branchenverantwortlicher Research Director bei oekom research. Nur sechs der 29 Banken erreichen im aktuellen Rating der Geschäftsbanken den Prime Status. Dazu zählen die Deutsche Bank, die belgische Dexia und die britische Lloyds Banking Group. Gleich elf der 29 Banken bekommen für ihr Nachhaltigkeitsmanagement von oekom research ein sehr schlechtes Rating.

Umweltstandards in Kreditvergabe und Kapitalanlage verbesserungsfähig

Immer mehr Banken verpflichten sich zur Einhaltung von Mindeststandards in der Kreditvergabe und Projektfinanzierung. Mehr als 70 in der internationalen Projektfinanzierung tätige Banken haben sich etwa zur Einhaltung der Equator Principles bekannt, einer Selbstverpflichtung zu sozialen und ökologischen Standards. Einzelne Banken geben sich darüber hinaus entsprechende Richtlinien für kritische Sektoren wie den Bergbau oder die Ölförderung. Auch die Frage, inwieweit man sich aus der Finanzierung von und Beteiligung an Herstellern von geächteten Waffen zurückziehen soll, stand in den vergangenen Monaten weit oben auf der Agenda. Dennoch reißt die Kritik an der Finanzierung kontroverser Projekte und Unternehmen nicht ab. Hierzu zählen beispielsweise die Staudammprojekte Rio Madeira und Belo Monte in Brasilien. Negativ bewertet oekom research auch die Finanzierung von Forstwirtschafts- und Palmölkonzernen wie etwa Samling Global und Golden Agri Resources, die wegen ihrer Geschäftsmethoden in der Kritik stehen. Beinahe jede vierte (23,2 Prozent) der 73 von oekom research detailliert bewerteten Banken ist in entsprechende kontroverse Finanzierungen involviert.

Auch bei der nachhaltigen Vermögensverwaltung ist die Situation ambivalent. Auf der einen Seite steigt das Angebot an nachhaltigen Anlageprodukten wie etwa Aktien- und Rentenfonds weiter an. Gleichzeitig hat die Zahl der Unterzeichner der UN Principles for Responsible Investment, die sich zur Integration von Nachhaltigkeitskriterien in die Kapitalanlage verpflichten, weiter zugenommen. Auf der anderen Seite handelt es sich in der Regel um spezielle Produktlinien und der Anteil des entsprechend verwalteten Vermögens liegt nur im einstelligen Prozentbereich. Eine Integration nachhaltiger Aspekte in das gesamte Anlagegeschäft findet derzeit nur in Ansätzen statt.

Mitarbeiter und Kunden spüren Auswirkungen der Krise

Intern kämpfen die Banken mit den Auswirkungen der von ihr maßgeblich mitverursachten globalen Finanzkrise. Zu spüren bekommen dies nicht zuletzt die Mitarbeiter. So hat sich der Stellenabbau noch einmal beschleunigt. Mehr als 200.000 Stellen hat die Branche nach Schätzungen von Experten im Jahr 2011 abgebaut. Der wirtschaftliche Druck auf die einzelnen Mitarbeiter ist noch einmal gestiegen, insbesondere auf die Kundenberater. Dies geht nach wie vor häufig zu Lasten der Kunden, die es trotz gesetzlicher Neuregelungen etwa zur Beratung noch immer mit wenig transparenten Produkten und provisionsgesteuerten Verkaufsmethoden zu tun haben. "Nur eine nach innen und außen konsistente nachhaltige Ausrichtung des Geschäftsmodells kann sicherstellen, dass Kunden und Mitarbeiter ihr Vertrauen in die Banken nicht völlig verlieren," fasst Dietrich Wild zusammen.

Die Zusammenfassung der Branchenanalyse finden Sie zum Download unter:
http://www.oekom-research.com/index.php?content=pressemitteilung_29022012

Quelle:
Lifestyle | Geld & Investment, 07.03.2012

     
        
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