Gesundheitsförderung direkt am Arbeitsplatz
Ergonomie richtig anwenden
Nachhaltiges Wirtschaften bedeutet schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen, damit die Grundlagen für das unternehmerische Handeln möglichst lang gesichert werden. Bekanntlich gehört auch der Mensch zur Natur. Und er stellt, betriebswirtschaftlich betrachtet, die kostbarste Ressource dar. Grund genug, sich mit dem Ort zu beschäftigen, an dem er sich acht Stunden täglich aufhält.
Der demografische Wandel wird sich früher oder später auf alle Unternehmen auswirken. Tatsächlich spüren die Arbeitgeber in vielen Regionen Deutschlands schon jetzt, dass es immer schwieriger wird, offene Stellen adäquat zu besetzen. Dazu kommt die Rente mit 67 oder bald noch später. Das heißt, immer weniger Beschäftigte müssen immer länger arbeiten, während die Produktivität nicht sinken darf. Und die Belegschaft wird gleichzeitig immer älter.
Angesichts dieser Rahmenbedingungen ist es für jedes Unternehmen eine existenzielle Aufgabe, die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter so lang wie möglich zu sichern.
Neben zielorientierten Qualifizierungsmaßnahmen oder flexiblen Tätigkeitsmodellen bedeutet das einerseits, altersgerechte Arbeitsplatzlösungen herzustellen. So plant beispielsweise die Handwerkskammer Mannheim zurzeit, einen demografiegerechten Konferenz- und Schulungsraum einzurichten. Unter anderem mit barrierefreiem Zugang, speziellen Halterungen für Gehstöcke, individuell höhenverstellbaren Tischen und ausreichender individueller Beleuchtung. Das Leuchtturmprojekt soll im Laufe dieses Jahres realisiert werden.
Andererseits haben die Unternehmen dafür zu sorgen, dass die Beschäftigten wenigstens von der Arbeit nicht krank werden. Neben den klassischen Präventionsmaßnahmen des Arbeitsschutzes, wie etwa der Unfallverhütung auf Basis einer Gefährdungsbeurteilung, die hoffentlich durch Betriebsärzte und Sicherheitsfachkräfte gewährleistet werden, gibt es weitere Methoden, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu erhalten oder gar zu fördern. Das kann man nun betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) nennen oder nicht; essenziell ist, wie das Thema angegangen wird und dass es erkennbare Wirkung zeigt.
Gute Praxis übertragbar machen
Zahlreiche mittelständische Unternehmen verzweifeln jedoch an den so genannten guten Beispielen der Großkonzerne, die es unbestritten gibt. Denn die interne Struktur und die personellen Ressourcen können einen solchen Aufwand oft nicht stemmen. Wenn überhaupt, dann kommt es häufig zu Einzelmaßnahmen, die in keinem systematischen Kontext stehen. Es geht allerdings auch anders.
Grundsätzlich soll jeder Beschäftigte seine Arbeitsaufgabe mit den ihm zur Verfügung stehenden Arbeits- und Hilfsmitteln uneingeschränkt und dauerhaft erbringen können - dies ist in vielen Betrieben prinzipiell gegeben. Das Problem liegt nicht selten in der falschen ergonomischen Gestaltung des Arbeitsumfelds.
Beispiel aus einem Produktionsbetrieb: Lärm, Staub, Zwangshaltung, schweres Heben - das Gussputzen gehört noch immer zu den am meisten belastenden Tätigkeiten in der Industrie. Die Keulahütte Krauschwitz GmbH hat diese Arbeitsplätze im Rahmen eines Projekts systematisch analysiert und verbessert. Auf die äußerst belastenden Arbeiten in Rumpfbeugehaltung und bei der Handhabung hoher Lastgewichte zum Aufnehmen und Ablegen der Gussstücke wurde entsprechend reagiert:
Ein weiteres Beispiel, diesmal ein typisches Büro: Die relativ jungen Mitarbeiter eines Messeveranstalters in Süddeutschland (Durchschnittsalter unter 40 Jahre) verbringen den größten Teil ihrer Arbeitszeit an Bildschirmarbeitsplätzen in Zellen- und Teambüros und telefonieren häufig. Das Büromobiliar ist zwar betagt, erfüllt jedoch im Großen und Ganzen die normativen Anforderungen. Das beinhaltet höhenverstellbare Schreibtische, allerdings ohne Steh-Sitz-Funktion (d.h. der Schreibtisch ist bis auf Stehhöhe hochfahrbar und ermöglicht unterschiedliche Arbeitshaltungen), und höhenverstellbare Bürodrehstühle mit Synchronmechanik.
Bei einer Besichtigung durch einen Ergonomieexperten wurde u.a. festgestellt:
Zur ergonomischen Gestaltung des Arbeitsplatzes gehört auch die Raumluft. Je nach Jahreszeit sind die Mitarbeiter unterschiedlichen Belastungen ausgesetzt: Im Frühling leiden Allergiker unter Pollenflug bei geöffnetem Fenster, im Sommer wird es oft heiß und die Luft stickig, im Winter reizt Trockenheit die Schleimhäute. Dagegen gibt es technische Abhilfe. Ein relativ simpler Ansatz ist jedoch bereits der flächendeckende Einsatz von geeigneten Pflanzen. Das tut übrigens auch der Motivation der Mitarbeiter und der Arbeitsatmosphäre gut.
Angesichts dieser Rahmenbedingungen ist es für jedes Unternehmen eine existenzielle Aufgabe, die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter so lang wie möglich zu sichern.
Neben zielorientierten Qualifizierungsmaßnahmen oder flexiblen Tätigkeitsmodellen bedeutet das einerseits, altersgerechte Arbeitsplatzlösungen herzustellen. So plant beispielsweise die Handwerkskammer Mannheim zurzeit, einen demografiegerechten Konferenz- und Schulungsraum einzurichten. Unter anderem mit barrierefreiem Zugang, speziellen Halterungen für Gehstöcke, individuell höhenverstellbaren Tischen und ausreichender individueller Beleuchtung. Das Leuchtturmprojekt soll im Laufe dieses Jahres realisiert werden.
Andererseits haben die Unternehmen dafür zu sorgen, dass die Beschäftigten wenigstens von der Arbeit nicht krank werden. Neben den klassischen Präventionsmaßnahmen des Arbeitsschutzes, wie etwa der Unfallverhütung auf Basis einer Gefährdungsbeurteilung, die hoffentlich durch Betriebsärzte und Sicherheitsfachkräfte gewährleistet werden, gibt es weitere Methoden, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu erhalten oder gar zu fördern. Das kann man nun betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) nennen oder nicht; essenziell ist, wie das Thema angegangen wird und dass es erkennbare Wirkung zeigt.
Gute Praxis übertragbar machen
Zahlreiche mittelständische Unternehmen verzweifeln jedoch an den so genannten guten Beispielen der Großkonzerne, die es unbestritten gibt. Denn die interne Struktur und die personellen Ressourcen können einen solchen Aufwand oft nicht stemmen. Wenn überhaupt, dann kommt es häufig zu Einzelmaßnahmen, die in keinem systematischen Kontext stehen. Es geht allerdings auch anders.
Grundsätzlich soll jeder Beschäftigte seine Arbeitsaufgabe mit den ihm zur Verfügung stehenden Arbeits- und Hilfsmitteln uneingeschränkt und dauerhaft erbringen können - dies ist in vielen Betrieben prinzipiell gegeben. Das Problem liegt nicht selten in der falschen ergonomischen Gestaltung des Arbeitsumfelds.
Beispiel aus einem Produktionsbetrieb: Lärm, Staub, Zwangshaltung, schweres Heben - das Gussputzen gehört noch immer zu den am meisten belastenden Tätigkeiten in der Industrie. Die Keulahütte Krauschwitz GmbH hat diese Arbeitsplätze im Rahmen eines Projekts systematisch analysiert und verbessert. Auf die äußerst belastenden Arbeiten in Rumpfbeugehaltung und bei der Handhabung hoher Lastgewichte zum Aufnehmen und Ablegen der Gussstücke wurde entsprechend reagiert:
- Einsatz von Hub- und Kipptischen
- Einsatz von Gitterboxen mit besserem Zugriff
- größere Auflageflächen am Schleifblock
- Höhenanpassungen von Arbeitstischen und Schleifblöcken
- Einführung von Kurzpausensystemen
- Zykluswechsel
- Jobrotation
- Erneuerung der Absaugungs- und Beleuchtungsanlage
Ein weiteres Beispiel, diesmal ein typisches Büro: Die relativ jungen Mitarbeiter eines Messeveranstalters in Süddeutschland (Durchschnittsalter unter 40 Jahre) verbringen den größten Teil ihrer Arbeitszeit an Bildschirmarbeitsplätzen in Zellen- und Teambüros und telefonieren häufig. Das Büromobiliar ist zwar betagt, erfüllt jedoch im Großen und Ganzen die normativen Anforderungen. Das beinhaltet höhenverstellbare Schreibtische, allerdings ohne Steh-Sitz-Funktion (d.h. der Schreibtisch ist bis auf Stehhöhe hochfahrbar und ermöglicht unterschiedliche Arbeitshaltungen), und höhenverstellbare Bürodrehstühle mit Synchronmechanik.
Bei einer Besichtigung durch einen Ergonomieexperten wurde u.a. festgestellt:
- Die Büromöbel sind bei einigen Mitarbeitern nicht korrekt eingestellt, was zu permanenten Fehlhaltungen führt.
- Einige Mitarbeiter arbeiten dauerhaft in einer falschen Sitzhaltung, obwohl das Mobiliar korrekt eingestellt ist.
- Einige Bildschirme sind so aufgestellt, dass durch das Gegenlicht aus den Fenstern eine ständige Überbeanspruchung der Augen entsteht.
- Durch die bei den Mitarbeitern bevorzugte Platzierung von Rollcontainern unter der Schreibtischplatte wird der Beinraum erheblich eingeschränkt und entspricht zum Teil nicht mehr der aktuellen Norm.
Zur ergonomischen Gestaltung des Arbeitsplatzes gehört auch die Raumluft. Je nach Jahreszeit sind die Mitarbeiter unterschiedlichen Belastungen ausgesetzt: Im Frühling leiden Allergiker unter Pollenflug bei geöffnetem Fenster, im Sommer wird es oft heiß und die Luft stickig, im Winter reizt Trockenheit die Schleimhäute. Dagegen gibt es technische Abhilfe. Ein relativ simpler Ansatz ist jedoch bereits der flächendeckende Einsatz von geeigneten Pflanzen. Das tut übrigens auch der Motivation der Mitarbeiter und der Arbeitsatmosphäre gut.
Schließlich bleibt hervorzuheben, dass Ergonomie nicht nur bereitgestellt, sondern auch von den Beschäftigten angewendet werden muss - und dass es einer entsprechenden Führung bedarf, um die gesundheitsfördernden Potenziale der Arbeitsumgebung zu verwirklichen. Führung ist beim Betrieblichen Gesundheitsmanagement das große Thema. Denn ohne ein von ganz oben über sämtliche Hierarchieebenen gelebtes Bekenntnis wird es kaum in die erforderliche Breite vermittelbar sein.
Von David Wiechmann
Im Profil David Wiechmann ist Leiter des Dr. Curt Haefner-Institut Heidelberg. david.wiechmann@haefner-institut.de Zum Weiterlesen www.gfbgm.de - Homepage der Gesellschaft für Betriebliches Gesundheitsmanagement (GfBGM), die sich für eine ganzheitliche Betrachtung der betrieblichen Gesundheitsförderung sowie für umsetzbare Standards und Qualitätsmaßstäbe einsetzt. www.buero-forum.de - Internetportal des bso Verband Büro-, Sitz- und Objektmöbel mit zahlreichen Informationen über ergonomische Bürogestaltung und Qualitätsmerkmale von Büromöbeln. Buch: Stefan Kleinhenz: Der Büroarbeitsplatz - Handbuch für die Gestaltung von Arbeitsplätzen im Büro. Dr. Curt Haefner-Verlag, 2011. |
Quelle:
Wirtschaft | Führung & Personal, 24.04.2012
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