BIOFACH 2025

Staubsauger: Effiziente Technik ist automatisch umweltfreundlich

Ein Interview mit Nichola Sheargold, Design Ingenieurin beim britischen Technologie- und Erfinderunternehmen Dyson

Dyson Design Ingenieurin Nichola Sheargold: "Ideen dürfen fließen...Damit legen wir den Grundstock für Innovation..."
Foto: © Dyson
Von Claudia Schneebauer

Sie sind Hingucker - Staubsauger, Ventilatoren und Händetrockner von Dyson fallen auf durch ungewöhnliches Design und durchdachte Technologie. Hinter den Kulissen sorgen exakt abgestimmte Arbeitsprozesse dafür, dass nach drei bis fünf Jahren ein neues Produkt in die Regale kommt. Am Dyson Forschungsstandort im britischen Malmesbury arbeiten 700 Ingenieure daran, bestehende Technologien zu hinterfragen und neue zu konzipieren. Nichola Sheargold, Design Ingenieurin beim britischen Technologie- und Erfinderunternehmen Dyson, hat mit ihrem Team den kabellosen Staubsauger DC 45 entwickelt und stellte ihn auf der IFA 2012 in Berlin vor.

Frau Sheargold, was läuft ab, bevor bei Dyson ein neues Produkt ausgeliefert wird?
Im Grunde haben wir drei Stufen der Produktentwicklung. Ein erstes Team sammelt innovative Ideen zu Gestaltung eines neuen oder zur Verbesserung eines bestehenden Produkts. Dabei werden ausschließlich Ideen und Möglichkeiten zusammengetragen. Wenn dieser Bereich New Product Innovation uns das Projekt übergibt, liegen viele tolle Vorschläge auf dem Tisch. Diese testen wir auf Herz und Nieren, entscheiden über die Features und entwickeln einen Prototyp. Im Anschluss geht dieser an die Kollegen, die das entstandene Produkt zur Serienreife führen.

Denken ohne Limits - birgt dies nicht die Gefahr einer hohen Fehlerwahrscheinlichkeit?
In bestimmten Phasen eines Projekts ist es wichtig Fehler zu machen und aus diesen zu lernen. Ideen werden entwickelt und getestet. Dabei identifizieren wir die Irrtümer und Fehler, was uns auf lange Sicht den Rücken frei hält. Wichtig ist es, erst einmal den Ideen Raum zu geben, da hierin ein gewaltiges Innovationspotenzial liegt.

Frau Sheargold, welchen Anteil haben Sie bei der Entwicklung des DC 45?
Ich leite das Team New Product Development und wir haben den Prototyp des DC 45 erarbeitet. Dabei ging es darum, die vielen innovativen Ideen zu einem abgeschlossenen Produkt zu bündeln. Das dreht sich um Fragen wie: Wo soll der Gewichtsschwerpunkt liegen? Wie bringen wir den Motor auf möglichst wenig Raum unter? Wie soll die Hand den Griff umfassen? Mit welchem Mechanismus öffnet ein Verbraucher den Korpus? Welche Motorleistung brauchen wir? Wie soll sich das Material anfühlen?

Wie schaffen Sie es, dass Ihre Produkte so ungewöhnlich aussehen und dabei auch noch perfekt funktionieren?
Wir legen bei Dyson großen Wert auf Design und verbinden dies mit ausgereifter Technologie. Außerdem, und das macht meiner Meinung den Unterschied aus, gehen wir ja erst mal völlig unvoreingenommen an eine Fragestellung ran. Ideen dürfen fließen. Ob und wie diese umsetzbar sind, stellt sich später heraus. Ohne limitierende Überlegungen erhalten wir im Brainstorming eine Unmenge ausgezeichneter Vorschläge. Damit legen wir den Grundstock für Innovation und für unseren hohen Anspruch in Design und Technik.

Frau Sheargold, Sie sprechen viel über Design. Auf den Punkt gebracht, was bedeutet für Sie gutes Design?
Zum einen ist es entscheidend, dass die Produkte hervorragend im Alltag funktionieren; zum anderen entscheidet der Verbraucher. Wir überlegen bei Dyson, was der Anwender braucht, damit sich ein Produkt für seine Zwecke ausgezeichnet eignet. Wir gucken nicht auf den Mitbewerber oder eine mögliche Lücke im branchenüblichen Portfolio, sondern auf den einzelnen Verbraucher. Dann überlegen wir beispielsweise, wie ein Staubsauger einfach zu halten ist und gleichzeitig hohe Saugleistung bietet. Oder wie leicht die Schalter zu bedienen sind. Designentwicklung enthält alles - angefangen mit der Idee, über Technik, Form, Material und Aussehen bis hin zur serienreifen Fertigung.

Heute reden alle Hersteller von Umweltschutz und Ökologie. Sie hingegen von effizienter Technik. Was bedeutet Umweltschutz für Ihr Haus?
Wenn wir die Technik effizient einsetzen, kommen wir automatisch auf ein Ergebnis, das die Umwelt schont und schützt. Dieses Ethos zieht sich durch alle Arbeitsschritte. Dann heißt es beispielsweise, wenig Material zu verwenden und die Verbrauchsmaterialien zu reduzieren; diese sollen leicht und dennoch robust im Handling sein sowie umweltverträglich hergestellt. Die grundlegende Frage ist, wie effizient und anhaltend Technik eingesetzt wird.

Was hat Ihnen persönlich bei der Entwicklung des DC45 am besten gefallen.
Die Entwicklung läuft so vielfältig und facettenreich ab. Einmal sitze ich und zeichne eine Konstruktion, um sie im nächsten Moment im Computer mit CAD weiterzuführen. Dann tauschen wir uns im Team aus und diskutieren unsere Ideen mit allen involvierten Abteilungen. Gemeinsam mit beispielsweise Akustikern, Motorexperten und Fachleuten für Strömungsberechnungen treiben wir einen unglaublich kreativen Prozess voran. Alle bringen ihr Wissen und vor allem ihre Begeisterung ein. Es entsteht eine äußerst lockere und gleichzeitig ambitionierte Arbeitsatmosphäre, in der es Spaß macht, Neues zu entwickeln.

Wie sorgen Sie bei Dyson dafür, dass diese Atmosphäre erhalten bleibt? Oder anders gefragt: Ist es schwierig, im Markt die richtigen Ingenieure zu finden?
Dyson hat einen Ruf für Innovation und Design, das zieht automatisch auch jene Menschen an, die sich dem verschrieben haben. Wichtig ist uns, für neugierige und offene Mitarbeitende attraktiv zu sein; jene, die sich mit Begeisterung den Fragestellungen widmen, testen, immer wieder aufs Neue versuchen bis sie zu einem Ergebnis kommen.

Quelle:
Wirtschaft | Lieferkette & Produktion, 06.09.2012

     
        
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