Entwicklungen in der LKW-Industrie bis 2030
Leicht, leise, effizient und transparent
Der globale LKW-Markt steht vor Veränderungen, die zu neuen Marktsituationen führen. Eine besondere Rolle kommt hierbei der zunehmenden Urbanisierung zu, die neue Anforderungen an logistische Dienstleistungen stellt. Eine weitere wesentliche Entwicklung ist die zunehmende Nachfrage nach CO2-effizienten und lärmreduzierten Fahrzeugen: Insgesamt werden sechs wesentliche Trends die Marktstruktur bis 2030 massiv beeinflussen.
OEMs werden die Expansion in asiatische Schwellenländer vorantreiben und die Fahrzeuge funktional und kostenseitig an die lokalen Bedürfnisse anpassen.
Auch Zulieferer müssen sich den neuen Marktanforderungen anpassen und Komponenten anbieten, die zum Effizienzgewinn der Fahrzeuge beitragen. Allianzen zwischen Zulieferern und OEMs werden zunehmen, um gemeinsam in neue technologische Entwicklungen zu investieren und so Kosten und Risiken zu teilen.
Logistikunternehmen werden insbesondere durch strengere Umweltauflagen und verstärkte Urbanisierung beeinflusst. Einige große Logistikfirmen streben bereits heute eine Positionierung als ökologische Transportdienstleister an. Die steigende Bevölkerung vor allem in den Wachstumsländern bringt einen erhöhten Bedarf an Dienstleistungen mit sich, der durch die Entwicklung von Megastädten noch weiter verschärft wird und nach neuen Lösungen für den innerstädtischen Verkehr verlangt.
Zum Weiterlesen:
In der aktuellen Roland Berger-Studie "Truck Transportation 2030 - Impacting the Commercial Vehicle Industry" werden künftige Trends mit Experten aus Industrie, Logistik und Wissenschaft diskutiert und wesentliche Implikationen für die LKW-Industrie abgeleitet.
Norbert Dressler, Senior Partner, ist seit 2001 bei Roland Berger Strategy Consultants im Competence Center Automotive und verantwortet weltweit die Nutzfahrzeugindustrie. Seine Schwerpunkte liegen bei den Unternehmens- und Funktionalstrategien insbesondere in den Bereichen Entwicklung, Einkauf und Effizienzsteigerung.
Sebastian Gundermann, Principal, ist seit 2009 bei Roland Berger Strategy Consultants im Competence Center Automotive. Seine Schwerpunkte liegen bei der Strategieentwicklung für die Nutzfahrzeugindustrie insbesondere in den Bereichen Corporate Strategy, Vertrieb und Marketing und Globalisierung.
Auf dem Weg in eine grünere Zukunft! Innovative Unternehmen zeigen, wie Logistik nachhaltig wird. Foto: © lassedesignen / Fotolia |
- Demographischer Wandel und Verstädterung
Bis 2030 wird die weltweite Bevölkerung auf 8,3 Mrd. Menschen wachsen und die Urbanisierung weiter zunehmen. Für den Warentransport in Großstädten werden kleinere, leichtere LKW daher immer wichtiger. 80 Prozent der Befragten erwarten eine erhöhte Nachfrage nach spezialisierten Fahrzeugen, vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern, da die Bevölkerungszahlen hier in den urbanen Zentren besonders steigen werden. Gleichzeitig erhöht sich die Nachfrage nach logistischen Dienstleistungen, die durch neue Transportlösungen bedient werden muss. Eine Option ist die Erweiterung des Produktportfolios um kleine, wendige und leichtere LKWs, die in stark frequentierten Straßennetzen besser genutzt werden können und gleichzeitig die verschärften Umweltvorschriften einhalten.
- Hoch effiziente und emissionsarme Nutzfahrzeuge
90 Prozent der befragten Unternehmen aus der Transportindustrie gehen davon aus, dass effiziente, emissionsarme und lärmfreie LKW die Zukunft der Branche mitbestimmen werden. Der zu erwartende Preisanstieg für fossile Kraftstoffe zwingt LKW-Hersteller, effizientere, spritsparende Fahrzeuge zu entwickeln. OEMs (Original Equipment Manufacturer) setzen daher unter anderem auf die Entwicklung von Hybrid- oder Elektromotoren, die derzeit noch nicht kosteneffizient sind, aber langfristig eine Effizienzsteigerung bei OEM-Kundengruppen ermöglichen sollen. Verbesserte Aerodynamik sowie integrierte Truck-Trailerkonzepte sind weitere Felder, um den Verbrauch zu mindern. Zudem werden neue Gesetze zur Senkung des Emissionslevels den Druck erhöhen, die Reduzierung von CO2-Emissionen voranzutreiben. Ohne gesetzliche Verankerung und staatliche Unterstützung sind die diskutierten massiven CO2-Reduzierungen jedoch nicht umsetzbar.
- Vollständige Transparenz
Kunden im Logistikbereich fordern vermehrt ein transparentes Flottenmanagement, um Informationen über den Flottenzustand zu erhalten. Telematiklösungen vereinfachen das Flottenmanagement und ermöglichen den effizienten Einsatz von Fahrzeugen sowie die flexible Änderung von Routen und Aufträgen. Informationen über Staus, den Straßenzustand, aber auch aktuelle Gefahrenpotenziale können in Echtzeit verarbeitet werden und ermöglichen so eine effiziente Flottensteuerung sowie eine Minimierung von Aus- und Unfällen.
- Maut- und gesetzliche Regelungen
Mit Umweltzonen und Mautstraßen sollen wachsende Fahrzeugströme und Umweltbelastungen in urbanen Gebieten reduziert werden. Logistikfirmen sehen darin eine erhebliche Kostengefahr: Bis 2030 könnten Maut und Gebühren 15 bis 25 Prozent der Betriebskosten ausmachen - bisher liegt der Anteil bei 10 Prozent. LKW-Hersteller müssen demnach die Effizienz ihrer Fahrzeuge in anderen Bereichen weiter optimieren.
- Unfallfreie Transporte
Mit einem höheren Verkehrsaufkommen in den Städten steigt die Gefahr von Unfällen. Sicherheit auf den Straßen ist daher auch für die Transportindustrie enorm wichtig. Knapp 80 Prozent der befragten OEMs weltweit sehen im unfallfreien Transport eine der zukünftigen Prioritäten. Ein entsprechendes Angebot von geeigneten Telematiklösungen und integrierten Konzepten durch Markenproduzenten und ihre Zulieferer ist erforderlich, um die sich daraus ergebenden Potenziale zu nutzen. Technische Neuerungen, die die Sicherheit der LKWs garantieren sollen, werden bereits entwickelt. Dazu gehören z.B. automatische Spurwechselassistenten, Einparkhilfen und Abstandsmesser - überwiegend Systeme, die aus der PKW-Industrie bereits bekannt und erprobt sind.
- Steigender Wettbewerb
Zwar werden mittelfristig die Hersteller aus dem asiatischen Raum zunächst in andere Wachstumsmärkte wie Russland oder die Länder des Mittleren Ostens eintreten. Langfristig wird der Kostendruck durch asiatische LKW-Hersteller auf europäische Anbieter in ihren Heimatmärkten allerdings steigen - zwei Drittel der befragten Unternehmen sehen darin eine echte Bedrohung. Mit sehr geringen Margen von durchschnittlich weniger als fünf Prozent in der Logistikbranche sind LKW-Hersteller angehalten, die Betriebskosten ihrer Produkte möglichst niedrig zu halten. Der Druck auf die Hersteller wird durch die sich verändernde Struktur im Logistikmarkt weiter verstärkt: "Mega"-Logistiker stellen künftig die größte Kundengruppe für OEMs dar. Durch diversifizierte Produktportfolios können diese dennoch auf die Bedürfnisse verschiedener Kunden eingehen und die Abhängigkeit von wenigen Großkunden minimieren.
OEMs werden die Expansion in asiatische Schwellenländer vorantreiben und die Fahrzeuge funktional und kostenseitig an die lokalen Bedürfnisse anpassen.
Auch Zulieferer müssen sich den neuen Marktanforderungen anpassen und Komponenten anbieten, die zum Effizienzgewinn der Fahrzeuge beitragen. Allianzen zwischen Zulieferern und OEMs werden zunehmen, um gemeinsam in neue technologische Entwicklungen zu investieren und so Kosten und Risiken zu teilen.
Logistikunternehmen werden insbesondere durch strengere Umweltauflagen und verstärkte Urbanisierung beeinflusst. Einige große Logistikfirmen streben bereits heute eine Positionierung als ökologische Transportdienstleister an. Die steigende Bevölkerung vor allem in den Wachstumsländern bringt einen erhöhten Bedarf an Dienstleistungen mit sich, der durch die Entwicklung von Megastädten noch weiter verschärft wird und nach neuen Lösungen für den innerstädtischen Verkehr verlangt.
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Von Nobert Dressler und Sebastian Gundermann
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Sebastian Gundermann, Principal, ist seit 2009 bei Roland Berger Strategy Consultants im Competence Center Automotive. Seine Schwerpunkte liegen bei der Strategieentwicklung für die Nutzfahrzeugindustrie insbesondere in den Bereichen Corporate Strategy, Vertrieb und Marketing und Globalisierung.
Quelle:
Technik | Mobilität & Transport, 10.10.2012
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