Nachhaltig auf dem Sprung?
Die Zukunft einer nachhaltigen Wirtschaftsweise
Bei der B.A.U.M.-Jahrestagung 2013 herrschte weitgehend Einigkeit: Die Zukunft liegt in einer nachhaltigen Wirtschaftsweise. Wie weit der Verband und seine Mitglieder dies bereits erreicht haben, wurde kontrovers diskutiert.
"Organisationen wie B.A.U.M. sind so wichtig, weil sie Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und weitere Akteure zum Wohle der Nachhaltigkeit vernetzen." Mit einem saftigen Lob beendete Martin Zeil, stellvertretender Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Bayerns seine Rede anlässlich der B.A.U.M.-Jahrestagung am 10. und 11. Juni 2013 im Graf von Faber-Castell'schen Schloss in Stein bei Nürnberg. Kaum einer im Saal, der nicht klatschte. Schließlich waren die Teilnehmer des Kongresses fast ausnahmslos "bereits katholisch", wie Dr. Christoph Beier (stellvertretender Vorstandssprecher, Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH GIZ) es markant formulierte. Damit meinte er die rund 350 bereits bekehrten Anhänger der Nachhaltigkeit aus Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Politik, die sich auf der jährlichen größten Versammlung des B.A.U.M-Netzwerkes ein Stelldichein gaben. Beier warnte davor, sich auf dem bereits Erreichten auszuruhen: "Es ist ja nicht so, wie wir uns auf solchen Nachhaltigkeitsgipfeln gegenseitig beteuern, dass die ganze Welt schon auf Nachhaltigkeitsstandards gepolt ist."
Nachhaltigkeit ist ein großes Wort
Es gibt also noch viel zu tun für B.A.U.M. e.V. und seine Mitstreiter. Bei den Diskussionen ging es um die Entwicklung und Positionierung des Verbandes, die Aktivitäten seiner Mitglieder sowie um die Entwicklung des Begriffs "Nachhaltigkeit" in der Praxis, der auf internationaler Ebene erstmals durch die Vereinten Nationen mit der Weltumweltkonferenz in Stockholm 1972 Beachtung fand. Anstatt sich - wie der Name "Bundesdeutscher Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management" noch immer vermuten lässt - ausschließlich mit unternehmerischem Umweltschutz zu beschäftigen, widmet sich das Informations- und Kontaktnetzwerk seit geraumer Zeit dem Oberthema Nachhaltigkeit, bei dem auch die soziale Komponente eine immer größere Rolle spielt. "Ich habe den Eindruck, dass Nachhaltigkeit früher ein sektorales Thema war. Man hat sich auf Umwelt oder soziale Angelegenheiten konzentriert. Das hat sich fundamental geändert", unterstützte Karl Erivan W. Haub, Geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensgruppe Tengelmann, diese Entwicklung. In einer zunehmend global vernetzten Welt müssen sich auch die einzelnen Mitglieder des Verbandes neu positionieren: "Für Unternehmen ist es wichtig, umweltbewusst und nachhaltig zu wirtschaften und zugleich global konkurrenzfähig zu bleiben bzw. Maßstäbe zu setzen", fasste Ulrich Walter von Lebensbaum, langjähriges B.A.U.M.-Mitglied und aktiv im B.A.U.M.- Unternehmerbeirat tätig, zusammen. Hier kann B.A.U.M. Unternehmen unterstützend zur Seite stehen. Ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept etwa bedürfe des Wissens um viele Einzelkomponenten und erfordere eine kontinuierliche Analyse des Status quo und seiner Verbesserungsmöglichkeiten, so Tengelmann-Chef Haub. Der Verband unterstützt mit Fachbeiräten und Arbeitsgruppen zu aktuell drängenden Themen, wie etwa der Gestaltung der Lieferketten: "Die größten Herausforderungen entstehen im Rahmen der Beschaffungsprozesse", so Stephan Füsti-Molnar (Geschäftsführer, Henkel AG & Co. KGaA). "Hier müssen wir uns für mehr Transparenz einsetzen", forderte auch Werner Graf (Managing Director, Panasonic Deutschland) von B.A.U.M und seinen Mitstreitern.
Zielvorgaben von ganz oben
In Kooperation mit Gleichgesinnten lässt sich viel erreichen, vorausgesetzt, dass der Wille zu Veränderungen in der Unternehmensspitze angesiedelt ist: "Es geht oftmals auf Menschen zurück, die sich etwas in den Kopf gesetzt haben", so die These von Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell, Vorsitzender des gleichnamigen Schreibgeräteherstellers und Gastgeber der Jahrestagung. In einem börsennotierten Unternehmen sähe dies nicht anders aus, so Dr. Jörg Uhl, Director Global Product Stewardship bei Procter & Gamble: "Klare Zielvorgaben helfen einer Organisation, sich weiterzuentwickeln". Zwar ließe sich Glück nicht am Bruttoinlandsprodukt festmachen, formulierte Bundesumweltminister a. D. Prof. Dr. Klaus Töpfer deutlich. Zielvorgaben müsse es aber auch aus der Politik geben, etwa hinsichtlich der weiteren Ausgestaltung der Energiewende, forderte der Eurosolar-Vorsitzende Prof. Peter Droege.
Die weiteren politischen Vertreter gaben sich auf der Tagung unerwartet harmonisch: Statt Parteienzwist gab es in der Diskussion zwischen Josef Göppel (CDU/CSU) und Hans-Josef Fell (Bündnis 90/Grüne), beide Mitglieder des Umweltausschusses des Bundestags, viel Konsens: "Wir müssen endlich sicherstellen, dass Kapital in den Klimaschutz und nicht in die Klimazerstörung fließt, weil es dort gewinnbringender angelegt ist", so Fell. Göppel forderte, dass die Menschen von Energiekonsumenten zu Energieakteuren würden, um sicherzustellen, dass sie anders mit dieser wertvollen Ressource umgingen.
Gut Ding will Weile haben
Kristina Kara freut sich darauf, die strategische Ausrichtung von B.A.U.M. künftig mitzugestalten.
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Foto: © Rainer Kant, B.A.U.M. e.V. |
Nachhaltigkeit ist ein großes Wort
Es gibt also noch viel zu tun für B.A.U.M. e.V. und seine Mitstreiter. Bei den Diskussionen ging es um die Entwicklung und Positionierung des Verbandes, die Aktivitäten seiner Mitglieder sowie um die Entwicklung des Begriffs "Nachhaltigkeit" in der Praxis, der auf internationaler Ebene erstmals durch die Vereinten Nationen mit der Weltumweltkonferenz in Stockholm 1972 Beachtung fand. Anstatt sich - wie der Name "Bundesdeutscher Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management" noch immer vermuten lässt - ausschließlich mit unternehmerischem Umweltschutz zu beschäftigen, widmet sich das Informations- und Kontaktnetzwerk seit geraumer Zeit dem Oberthema Nachhaltigkeit, bei dem auch die soziale Komponente eine immer größere Rolle spielt. "Ich habe den Eindruck, dass Nachhaltigkeit früher ein sektorales Thema war. Man hat sich auf Umwelt oder soziale Angelegenheiten konzentriert. Das hat sich fundamental geändert", unterstützte Karl Erivan W. Haub, Geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensgruppe Tengelmann, diese Entwicklung. In einer zunehmend global vernetzten Welt müssen sich auch die einzelnen Mitglieder des Verbandes neu positionieren: "Für Unternehmen ist es wichtig, umweltbewusst und nachhaltig zu wirtschaften und zugleich global konkurrenzfähig zu bleiben bzw. Maßstäbe zu setzen", fasste Ulrich Walter von Lebensbaum, langjähriges B.A.U.M.-Mitglied und aktiv im B.A.U.M.- Unternehmerbeirat tätig, zusammen. Hier kann B.A.U.M. Unternehmen unterstützend zur Seite stehen. Ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept etwa bedürfe des Wissens um viele Einzelkomponenten und erfordere eine kontinuierliche Analyse des Status quo und seiner Verbesserungsmöglichkeiten, so Tengelmann-Chef Haub. Der Verband unterstützt mit Fachbeiräten und Arbeitsgruppen zu aktuell drängenden Themen, wie etwa der Gestaltung der Lieferketten: "Die größten Herausforderungen entstehen im Rahmen der Beschaffungsprozesse", so Stephan Füsti-Molnar (Geschäftsführer, Henkel AG & Co. KGaA). "Hier müssen wir uns für mehr Transparenz einsetzen", forderte auch Werner Graf (Managing Director, Panasonic Deutschland) von B.A.U.M und seinen Mitstreitern.
Zielvorgaben von ganz oben
In Kooperation mit Gleichgesinnten lässt sich viel erreichen, vorausgesetzt, dass der Wille zu Veränderungen in der Unternehmensspitze angesiedelt ist: "Es geht oftmals auf Menschen zurück, die sich etwas in den Kopf gesetzt haben", so die These von Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell, Vorsitzender des gleichnamigen Schreibgeräteherstellers und Gastgeber der Jahrestagung. In einem börsennotierten Unternehmen sähe dies nicht anders aus, so Dr. Jörg Uhl, Director Global Product Stewardship bei Procter & Gamble: "Klare Zielvorgaben helfen einer Organisation, sich weiterzuentwickeln". Zwar ließe sich Glück nicht am Bruttoinlandsprodukt festmachen, formulierte Bundesumweltminister a. D. Prof. Dr. Klaus Töpfer deutlich. Zielvorgaben müsse es aber auch aus der Politik geben, etwa hinsichtlich der weiteren Ausgestaltung der Energiewende, forderte der Eurosolar-Vorsitzende Prof. Peter Droege.
Die weiteren politischen Vertreter gaben sich auf der Tagung unerwartet harmonisch: Statt Parteienzwist gab es in der Diskussion zwischen Josef Göppel (CDU/CSU) und Hans-Josef Fell (Bündnis 90/Grüne), beide Mitglieder des Umweltausschusses des Bundestags, viel Konsens: "Wir müssen endlich sicherstellen, dass Kapital in den Klimaschutz und nicht in die Klimazerstörung fließt, weil es dort gewinnbringender angelegt ist", so Fell. Göppel forderte, dass die Menschen von Energiekonsumenten zu Energieakteuren würden, um sicherzustellen, dass sie anders mit dieser wertvollen Ressource umgingen.
Gut Ding will Weile haben
Die erforderlichen fundamentalen Veränderungen sind nur mit einem langen Atem zu bewerkstelligen. Die Geschichte des B.A.U.M. selbst ist dafür ein gutes Beispiel. 2014 wird die Organisation ihr 30-jähiges Bestehen feiern. Wer hätte gedacht, dass aus einer Handvoll engagierter Unternehmer einmal die größte Umweltinitiative der europäischen Wirtschaft mit rund 550 Mitgliedern würde? Bei der "Generalprobe" für die geplante große Jubiläumsfeier im September nächsten Jahres in Hamburg schaute man optimistisch in die Zukunft. Prof. Dr. Jochen R. Pampel (Head of Sustainability Services, KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft) zog als Fazit: "Dass wir alle noch ein Stück weiter gehen können, ist keine Frage".
Von Kristina Kara und Maximilian Gege
Im Profil
Prof. Dr. Maximilian Gege ist Vorsitzender und Mitgründer von B.A.U.M. e. V. und arbeitet seit über 35 Jahren für die große Transformation.Kristina Kara freut sich darauf, die strategische Ausrichtung von B.A.U.M. künftig mitzugestalten.
Zum Weiterlesen:
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Quelle:
Gesellschaft | Megatrends, 21.10.2013
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2013 - Hallo Klimawandel erschienen.
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