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Mediendebatte: Wenn Journalisten zu Aktivisten werden

forum Nachhaltig Wirtschaften 1/2014

Einen guten Journalisten erkenne man daran, dass er sich auch mit einer guten Sache nicht gemein mache. Ob das Diktum des ehemaligen Tagesthemen-Moderators Hanns Joachim Friedrichs auch in Zeiten gilt, in denen nationale Interessen den Kampf gegen den Klimawandel blockieren und Mensch und Natur immer stärker leiden, diskutieren namhafte Journalisten in der aktuellen forum Nachhaltig Wirtschaften. Der Chefredakteur der ZEIT, Giovanni di Lorenzo, will auch bei einer so lebenswichtigen Frage "den Leser nicht indoktrinieren, sondern ihm die Mittel an die Hand geben, damit er sich eine eigene Meinung bilden kann".

Zugleich berichtet di Lorenzo von einer "erschreckenden Erfahrung: Unsere Titelgeschichten über Klima oder Nachhaltigkeit waren am Kiosk absolute Flops. Wer Rat weiß, soll sich bitte melden". Für einen distanzierten Journalismus plädiert auch Ulrich Brenner, der ehemalige Leiter der Deutschen Journalistenschule (DJS) im Streitgespräch mit forum-Herausgeber Fritz Lietsch. Darin debattieren sie, ob Journalisten gleichzeitig Aktivisten sein dürfen. Brenner bezeichnet etwa Alice Schwarzer "als Grenzfall, den ich nicht beim Journalismus verorte". Zugleich beklagt er "das Elend des aktuellen Journalismus", denn die Ausstattung in Redaktionen ginge dramatisch zurück. "Der verantwortungsvolle Journalismus schafft sich gerade selbst ab".

Fritz Lietsch hingegen macht sich als Journalist "ganz bewusst mit Nachhaltigkeit gemein", um Umweltthemen in die Öffentlichkeit zu tragen. Er kritisiert das Agenda-Setting in den Medien als zu profitgetrieben. "Verlage greifen Themen wie Nachhaltigkeit nicht auf, obwohl sie gesellschaftlich hochrelevant sind. Denn aus ihrer Sicht lässt sich Nachhaltigkeit nicht gut genug verkaufen". Der Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins enorm, Marc Winkelmann, sieht Journalisten "mitunter sogar in der Pflicht", sich mit einer guten Sache gemein zu machen. In der Berichterstattung auf Ausgewogenheit zu setzen und den Klimawandel von "sogenannten Skeptikern leugnen zu lassen", hält er "für grob fahrlässig". Auch Marco Eisenack, der Geschäftsführer des mehrfach ausgezeichneten Webmagazins klimaretter.info fordert "neue Darstellungsformen und Medienformate, die sich für eine Sache stark machen und sich dazu ehrlich bekennen".

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Quelle:
Wirtschaft | Marketing & Kommunikation, 17.12.2013

     
        
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