Ressourceneffizienz ist ihren Preis wert!

Wie die Wirtschaft Milliarden Euro sparen könnte

Mit gezielten Maßnahmen könnte die Wirtschaft Milliarden Euro sparen. Der Sonderpreis Ressourceneffizienz des Deutschen Nachhaltigkeitspreises will nun die Möglichkeiten sichtbar machen.

Müll oder Rohstoff? Ressourcen effizient einsetzen kann z.B. heißen, Altpapier zu neuen Produkten zu verarbeiten.
Foto: © Steinbeis
Wer einmal als Nominierter auf dieser großen Bühne des Maritim in Düsseldorf im Rampenlicht stand, weiß, was es heißt, zu den nachhaltigsten Unternehmen Deutschlands zu gehören. Alljährlich mischt sich hier das Who's who der engagiertesten Firmen mit Prominenten, Wissenschaftlern und Politikern, um gemeinsam die Fortschritte der zukunftsorientierten Wirtschaft zu feiern. Auch der neue Sonderpreis Ressourceneffizienz ist eine Würdigung und zeigt die ökologischen und wirtschaftlichen Chancen für Unternehmen aller Größen und Branchen. Wer seinen Ressourcenverbrauch reduziert, Energie und Material effizient nutzt, seine Produktion auf innovative Werkstoffe und Recycling ausrichtet und seine Stoffkreisläufe schließt bzw. miteinander vernetzt, ist dem Wettbewerb um Längen voraus. Denn ressourceneffiziente Unternehmen sichern ihre Produktivität langfristig, erschließen sich neue Marktsegmente und Zielgruppen - und schöpfen dabei enorme Kostenvorteile ab.

"Effizienterer Umgang mit Ressourcen ist in aller Munde - jetzt gilt es, innovative Produktionsverfahren zu entwickeln und die Chancen zu erkennen, die in Stoffkreisläufen liegen", sagt Stefan Schulze-Hausmann, Initiator des Deutschen Nachhaltigkeitspreises. Die neue Sonderauszeichnung in Kooperation mit Steinbeis Papier, einem der ersten Preisträger des Deutschen Nachhaltigkeitspreises, solle diese Entwicklung durch Prämierung der Vorreiter unterstützen. Die Best Practice-Beispiele zeigen, wie Unternehmen hier bereits erfolgreich arbeiten. Auch die EU macht sich dafür stark: "Ich bin davon überzeugt, dass Unternehmen, die nachhaltige Geschäftsmodelle entwickeln, national und international eine Vorbildfunktion einnehmen werden und so letztlich auch die Verbreitung von Innovationen fördern - für nachhaltiges Wachstum ebenso wie für den Umweltschutz", so EU-Umweltkommissar Janez Potocnik, der den Sonderpreis Ressourceneffizienz am 22. November 2013 in Düsseldorf übergab.


Wir brauchen drei Erden

Unsere globale Ressourcennutzung hat längst ein Niveau erreicht, das die Tragfähigkeit der Erde bei Weitem übersteigt. Experten zufolge wird der menschliche Rohstoffbedarf in 40 Jahren so groß sein, dass wir zur Versorgung knapp drei Erden bräuchten.

Gewinner des Sonderpreis Ressourceneffizienz waren die Viessmann Werke.
Foto: © BerndGabriel
Knapper werdende Ressourcen wirken sich schon heute stark auf die Preisentwicklung von Energie und Rohstoffen aus. Zwischen 2002 und 2010 sind die Kosten für Material und Energie in Deutschland von 577 auf 752 Milliarden Euro gestiegen (über 23 Prozent). Ihr Anteil an den Gesamtkosten liegt bereits bei 45,1 Prozent; die viel diskutierten Personalkosten schlagen demgegenüber lediglich mit einem Anteil von 17,9 Prozent zu Buche. Schätzungen gehen davon aus, dass die deutsche Volkswirtschaft hier insgesamt Einsparungen von bis zu 100 Milliarden Euro realisieren kann. Jedes Unternehmen sollte das Thema längst auf der Agenda haben, insbesondere weil Deutschland ein rohstoffarmes Land ist. Doch die Wirklichkeit spricht eine andere Sprache: "Tatsächlich ist mehr zu tun, als wir oft wahrnehmen", meint Dr. Günther Bachmann, Generalsekretär des Rates für Nachhaltige Entwicklung. "Ressourceneffizienz kennt keine Grenze, wohl aber gute Anfänge und Erfolge solcher Unternehmen, die die Nase als echte Profis der Ressourceneffizienz seit Langem vorn haben", so der Vorsitzende der Jury Deutscher Nachhaltigkeitspreis. Die Nominierten in allen Branchen stünden für den dringend nötigen Aufbruch von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft hin zu einem schonenderen Umgang mit natürlichen Ressourcen. So ist etwa "Effizienz Plus" ein Leuchtturmprojekt des Heiztechnik-Herstellers Viessmann. EBM-Pabst war nominiert, weil der Ventilatoren- und Motorenhersteller Werkstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen verwendet und die Effizienz seiner Produktionsabläufe stetig steigert. Der Multi-Technologiekonzern 3M Deutschland hat zahlreiche Maßnahmen v.a. zur Verringerung des ökologischen Fußabdrucks in der gesamten Wertschöpfungskette etabliert.


Ohne Umdenken und Investitionen geht gar nichts

Deutsche Unternehmen schöpfen ihre Ressourceneffizienz-Potenziale noch lange nicht aus. Dabei belegen Studien und Fallbeispiele, dass sich mindestens 20 Prozent der Materialkosten durch Investitionen in Effizienztechnologien und durch effizientere Produktionsabläufe einsparen lassen. "Reduzierter Ressourcenverbrauch senkt die Unternehmensrisiken, die aufgrund von Rohstoffpreissteigerungen und -schwankungen auftreten", bestätigt auch Prof. Dr. Christa Liedtke vom Wuppertal Institut. "Innovationen im Bereich der Einsparung von Ressourcen tragen zur Sicherung der Beschäftigung und Schaffung neuer Arbeitsplätze bei." Ressourceneffizienz leistet einen wesentlichen Beitrag zur Zukunftssicherung. Das wusste Steinbeis schon früh für sich zu nutzen. Der Recyclingpapierhersteller aus Glückstadt in der Nähe von Hamburg war bis Anfang der 1970er-Jahre noch ein klassisch energieintensiver Papierfabrikant, der auf den Einsatz von Primärfasern aus Holz setzte. Dann läutete das Unternehmen die ökologische Ära ein und übertrug das Prinzip des umweltschonenden Einsatzes von Ressourcen auf sein Geschäftsmodell. Sein ökologisch-integriertes Fabrikkonzept zeichnet sich aus durch den Einsatz von 100 Prozent Altpapier als Sekundärressource, die Vernetzung von Stoffkreisläufen, eine hohe Rohstoffeffizienz, ein nachhaltiges Energiemanagement sowie modernste Umwelt- und Kreislauftechnologien.

Eine erfolgreiche Strategie, aus ökologischer ebenso wie ökonomischer Sicht: Das Unternehmen hat seine CO2-Emissionen seit 1990 um 68 Prozent gesenkt und sich gleichzeitig zum europäischen Marktführer für grafische Büro- und Magazinpapiere aus 100 Prozent Altpapier entwickelt - in einem durchaus wettbewerbsintensiven Umfeld.

Doch die neue Weichenstellung war mit hohen und langfristig angelegten Investitionen verbunden. "Ohne diese Investitio?nen - allein über 300 Millionen Euro in den letzten zehn Jahren - hätte Steinbeis es niemals in seine nun führende Position geschafft und wahrscheinlich hätten wir uns gegen den enormen Druck des Wettbewerbs in einem sehr schwieri?gen und international geprägten Markt nicht behaupten können", sagt der Geschäftsführer Michael Söffge. Der Erfolg des Mittelständlers zeigt, dass ein effizienter Umgang mit Ressourcen eine Voraussetzung für ein dauerhaftes Bestehen im Wettbewerb geworden ist.

Gerade deutsche Unternehmen haben hier die Chance, auch international eine Vorreiterrolle einzunehmen. Denn Deutschland ist ein hochindustrialisiertes Land, das besonders durch seinen innovativen Mittelstand geprägt ist. Wer früh beginnt, seine internen Prozesse auf Ressourceneffizienz hin zu optimieren, gewinnt einen unter Umständen entscheidenden Vorsprung im Markt und hat mehr Zeit, sich auf eine Zukunft mit knapper werdenden Ressourcen aktiv einzustellen.

Quelle:
Umwelt | Ressourcen, 13.01.2014

     
        
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