BIOFACH 2025

Mrs Social und Mr Business

Komm mit - ich zeig Dir Afrika!

Ein Kuscheltier, das (Schul-)Kindern Geschichten aus Afrika erzählt? Genau. Der "Awauwi" zeichnet ein anderes Bild vom Kontinent und hilft so, Vorurteile abzubauen.

Der Awauwi: Ein Kuscheltier, das Kindergeschichten aus Afrika erzählt und so Schulprojekte in Togo finanzieren will
Foto: © Heike Eggers
Mrs Social und Mr Business sitzen vor dem Fernseher und schauen Nachrichten. Im Kongo tobt der Bürgerkrieg, Somalia ist in der Hand der Islamisten. AIDS radiert in Mali ganze Dörfer aus und vor Lampedusa ist wieder ein Schiff mit afrikanischen Flüchtlingen gekentert. "Warst Du schon einmal in Afrika?", fragt Mrs Social ihren Partner. "Nein", sagt Mr Business und ich bin auch nicht sicher, ob ich da hinwill. Diese Reaktion überrascht Mrs Social nicht, macht sie aber traurig. Denn sie kennt Afrika aus vielen Reisen von einer ganz anderen Seite. Duftend, freundlich und unfassbar reich an Kultur und Traumlandschaften. "Komm, wir fliegen nach Togo", sagt sie. "Du kannst mir helfen, andere Geschichten von Afrika zu erzählen und dabei Geld zu verdienen."

Aus Togo brachten sie einen Stoffhund mit, der sich gern selbst vorstellen möchte: Mein Name ist "Awauwi". Das ist eine Mischung - genau wie ich. Was gemischt wurde? Togo in Westafrika und Deutschland. Ich bin in beiden Ländern zu Hause. In Togo heißen kleine Hunde "Awouwi" - und in Deutschland sagen Kinder zu einem Hund "Wauwau". Man nehme von jedem Wort etwas und was kommt dabei heraus? "Awauwi"! Ich bin stolz auf meinen Namen, denn so heiße nur ich alleine auf der Welt.

Die Schwestern Anke Angelike und Heike Eggers haben mich erfunden und erzählen in forum, warum es mich gibt.


Weihnachten 2005
Heike und Anke, meine beiden Promotoren, unterstützen ein Schulprojekt in Togo. Daraus entsteht der Verein "ana yi africa - Brücken nach Afrika e.V.". Freunde, Familie und Grundschulen im Umfeld beginnen, sich darin zu engagieren.


April 2007: Anke macht eine Skizze von mir
Anke hat während eines Familienurlaubs eine Idee. Sie skizziert während einer Autofahrt einen Hund auf die Rückseite einer Zirkus-Eintrittskarte. Dieser Hund soll Flecken haben, die Afrika und Europa darstellen und Geschichten aus dem Leben von Kindern erzählen. Der Hund, das bin ich. Das ist meine Geburtsurkunde. Das Bild mailen die beiden Schwestern nach Togo mit der Idee, mich dort nähen zu lassen. Ich bekomme auch meinen Namen, Awauwi.


Irgendwann 2008: Ich sehe aus wie ein Freak!
Mein in Togo genähtes Abbild trifft ein - ein Schock für die Schwestern! Nachdem sie so lange auf mich gewartet haben, wissen sie nicht, ob sie lachen oder weinen sollen.

Ich bin nicht nur hässlich, ich bin mit irgendetwas gefüllt. Nie wäre es in Deutschland erlaubt, mich als Kuscheltier zu verkaufen. Es folgt der Abschied von der Idee, mich in Togo nähen zu lassen.


Januar 2009: Wir haben den richtigen Hersteller gefunden
Die Firma Heunec hat uns einen Musterhund gefertigt und alle unsere Fragen hinsichtlich der Arbeitsbedingungen genau beantwortet. Heunec produziert zwar in China, ist aber Mitglied beim ICTI CARE-Prozess für faire Arbeitsbedingungen und der Business Social Compliance Initiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Arbeitsbedingungen in Fabriken und Farmen weltweit zu verbessern. Wir wollen nur mit einem Hersteller zusammenarbeiten, der fair produziert und erstklassige Materialien verwendet. Es folgt die nächste Hürde: Mindestbestellmenge 2.400 Stück - Kostenpunkt 15.000 Euro. Wow, bin ich teuer. Wo soll so viel Geld herkommen?


2009 vergeht
Nach einer gemeinsamen Afrika-Reise der Schwestern beginnt der Awauwi über das Leben in Togo zu berichten. Ich erzähle authentische, wahre Geschichten aus Afrika, die jeder auf der Webseite www.awauwi.de lesen kann. Solche Geschichten gibt es sonst nicht.


Mai 2010: Meine Produktion wird vorfinanziert
Heike gewinnt eine vermögende Hamburgerin dafür, meine Produktion vorzufinanzieren. Ihr gefällt die Awauwi-Idee und sie glaubt an mich. Heike kann mich jetzt bestellen!!! Ich bin nun nicht mehr nur eine Idee auf einem Stück Papier.


Juni 2010: Meine Geschichten sind online
Ein Logo und die ersten Geschichten gibt es jetzt auf meiner Webseite.


Herbst 2010: Kooperation mit der Lebenshilfe
Ich werde an eine Behindertenwerkstatt der Lebenshilfe geliefert, von wo aus der Versand erfolgen soll. Die Behinderten sind begeistert von mir. Jetzt warte ich darauf, verschickt zu werden.


2010 und 2011: Awauwi auf der Spielwarenmesse?
Vorsprechen bei Stiftungen und Spielzeughändlern. Es heißt, ich werde auf der Spielwarenmesse in Nürnberg vorgestellt, aber die zunächst zugesagte Förderung wird gestrichen. Enttäuschung.


Ende 2011, Anfang 2012: Ich bin voll finanziert
Meine Erfinderinnen können den Kredit an die Hamburgerin aus eigener Tasche zurückzahlen, so dass ich voll finanziert bin. Mit meinem Verkauf wollen wir langfristig Schulprojekte in Afrika und Deutschland finanzieren, denn Awauwi ist ein Social Business. Meine Gründerinnen wollen die Lern- und Lebensbedingungen von Kindern nachhaltig verbessern und das funktioniert am besten mit einer wirtschaftlichen Herangehensweise. Eine zweite Einnahmequelle sind Abonnements. Wenn wir Schulen als Abonnenten gewinnen, bekommen sie einen besonderen Zugang auf der Webseite und haben so immer aktuelle Geschichten.


April 2012: Fotosession im Cockpit
Ein Pilot nimmt mich mit und macht eine Fotosession mit mir im Flugzeug. Die Aufnahmen sind für das Cover eines Buches mit meinen Geschichten, das meine Erfinderinnen planen. Die beiden bewerben sich mit dem Buchprojekt bei fünf Verlagen. Ein Verlag ist begeistert aber wir haben nicht genug Geld, um das Buch verlegen zu lassen. Schade, ich habe mich und meine Geschichten schon in Buchhandlungen und Spielzeuggeschäften gesehen.


Mai 2012: Der Bundespräsident findet mich niedlich
Die Roncallischule, die seit sieben Jahren eine Bildungskooperation mit einer Partnerschule in Togo hat, gewinnt den mit 5.000 Euro dotierten Schulpreis des Bundespräsidenten und schickt das Geld nach Togo. Der Schulpreis war dem Motto gewidmet "alle für eine Welt für alle". Die Kinder der Roncallischule kennen und lieben meine Geschichten, denn die Schule ist ein Projekt unseres Vereins ana yi africa - Brücken nach Afrika e.V. Also darf ich mit zur Preisverleihung ins Schloss Bellevue in Berlin und Anke sendet dem Bundespräsidenten drei Awauwis für seine Enkel, weil er mich so niedlich fand.


Mai 2012: Awauwi auf dem Vision Summit
Ich bin auf dem Vision Summit und höre Vorträge, wie man das Bildungssystem erneuern kann. Ich bin begeistert, möchte mitmachen.


Oktober 2012: Rückkehr aus Togo
Heike kommt aus Togo zurück und bringt viele neue Eindrücke mit. Ich möchte nun auch über andere afrikanische Länder berichten und gesellschaftskritisch über Europa.


November 2012: Awauwi als Hörbuch?
Heike lernt einen Schauspieler kennen, der auch Hörbücher macht. Er bietet spontan an, ein Hörbuch mit mir zu sprechen. Wie sich zeigt, ist er aber total ausgebucht. Die Idee behalten wir als mögliches Geschäftsmodell im Hinterkopf.


Mai 2013: Schulprojekt in Kamerun
Wir lernen Leute aus Kamerun mit einem neuen Schulprojekt kennen. Es klingt alles gut und vielversprechend.


August 2013: Auf nach Kamerun
In Kartons reisen viele Awauwis nach Kamerun. Ich darf nun von dort berichten!


September 2013: Awauwi in Forum
forum Nachhaltig Wirtschaften meldet sich bei Heike und will mehr über mich und meine Geschichten wissen. Die Redakteurin wurde durch eine alte E-mail-Anfrage von Heike aus dem Jahr 2010 auf mich aufmerksam.


24. Oktober 2013: Bertelsmann klopft an
Die Bertelsmann Stiftung hat heute einen Awauwi angefragt. Vielleicht promoten sie ihn sogar über ihren Newsletter!


2013/2014: Die Reise hat begonnen
Wie geht es weiter? Es gibt nun 2.400 fertig produzierte Awauwis, eine Website und erste spannende Geschichten, die ich erzählen will. Meine Erfinderinnen sind jetzt auf der Suche nach dem passenden Vertriebssystem. Sie haben mit Schulen gesprochen, Spielzeugherstellern, Verlagen, Investoren und Lesementoren und hatten einige Absagen zu verdauen. Aber wir lassen uns nicht entmutigen. Bislang kann man mich einzeln unter heike@anayiafrica.de für 15 Euro kaufen. Schulen und Kindergärten können mit mir arbeiten und immer neue Geschichten abonnieren. Ich kann mir auch vorstellen, Schulen zu besuchen und dort mit den Kindern einen Afrikaprojekttag zu machen. Auf jeden Fall will ich endlich raus aus dem Karton, am liebsten im Kombipack mit einem Buch. Ich freue mich also sehr, wenn Ihr mir schreibt und dabei helft, dass ich mit meinen Geschichten viele Kinder erreichen kann.



"Komm mit - ich zeig Dir Afrika": Der Awauwi

Die beiden Schwestern Anke Angelike und Heike Eggers engagieren sich seit Jahren ehrenamtlich für eine gerechtere Welt. Sie haben den Verein ana yi africa - Brücken nach Afrika e.V. gegründet.

www.anayiafrica.de


Ihre Erfahrungen in Entwicklungs- und Bildungsarbeit brachten sie auf die Idee, einen Kuschelhund zu erfinden, der Flecken in Form von Afrika und Europa trägt und Geschichten erzählt.

www.awauwi.de


Ziel ist es, Kindern das Leben in Afrika näherzubringen und die Bilder zu ändern, die sie im Kopf haben. Der Awauwi fördert Begegnungen und inspiriert dazu, aufeinander zu hören und voneinander zu lernen. Er hilft zu erkennen, dass Vielfalt Reichtum ist und dass die Dinge, von Nahem betrachtet, oft ganz anders aussehen. Der Hund soll kindliche Neugierde wecken und erhalten.

Der Hund und die Geschichten - als Social Business gedacht - sollen Schulprojekte fördern, nicht nur in Afrika, sondern auch in Deutschland.

Bestellen kann man den Awauwi unter: heike@anayiafrica.de




Lesen Sie weitere Artikel aus der Social Business Serie bei forum-online

Quelle:
Wirtschaft | Mr Social und Mrs Business, 17.01.2014

     
        
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