Natur versus Design?
Autoreifen aus Löwenzahn, Fahrräder aus Bambus: Produkte von Designern, die an morgen denken
Die Natur schafft, der Mensch zerstört? Sinn für Produktverantwortung und kluges Design könnten dieser These ein Ende bereiten. forum zeigt Produkte und Materialien, deren Designer und Hersteller schon heute an morgen denken.
Naturkautschuk aus der Löwenzahnwurzel
Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut hat der Reifenhersteller Continental ein Verfahren entwickelt, um aus der Löwenzahnwurzel Naturkautschuk zu gewinnen. Um Umweltbelastungen und Logistikaufwand gering zu halten, will Continental nicht nur auf subtropischen Kautschuk aus dem Gummibaum verzichten, sondern auch die Felder in die Nähe der Produktionsstandorte legen. Noch 2014 soll der erste Löwenzahn-Reifen auf deutschen Straßen rollen.
www.continental-reifen.de
Windturbine in Regenschirmformat
Energie "to go" - der Revolver von Frog Design versorgt Handy, Laptop und Lampe auch unterwegs mit Strom. Schon eine leichte Brise genügt, damit die handliche Windturbine ausreichend Energie produziert. Das Projekt wurde mit dem Bundespreis Ecodesign 2013 ausgezeichnet.
www.frogdesign.com
Wärme aus Datenheizung
Was aussieht wie ein Aktenschrank ist tatsächlich ein Datenserver, der das Haus mit seiner Abwärme umweltfreundlich heizt. Das vom Dresdner Start-up AoTerra entwickelte Gerät namens AoHeat lässt die Bewohner auch bei Stromausfällen nicht im Stich: Ein 24-Stunden-Puffer und eine Elektroheizpatrone halten das Haus im Notfall warm. Die Anschaffungskosten sind vergleichbar mit denen von herkömmlichen Heizsystemen, darüber hinaus übernimmt AoTerra anfallende Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten.
www.aoheat.de
Staubsauger ohne Schrauben
Nach dem Cradle to Cradle-Prinzip konzipiert kommt dieser Staubsauger ohne eine einzige Schraube aus. Mit wenigen Handgriffen kann man den Haushaltshelfer auseinanderbauen. Das heißt: man könnte! Bislang ist der Staubsauger von Philips nur ein Prototyp. Einige dieser Ansätze hat das Unternehmen in eine neue Staubsauger-Reihe "Performer" eingebracht, die bereits im Handel erhältlich ist. Sie verwendet recycelte Kunststoffe und die Motoren sind energiesparend.
www.philips.com
Designer-Kaffeemaschine aus alten CDs
Zu 50 Prozent besteht die Senseo Viva Café Eco aus recycelten Kunststoffen. Alte CDs und DVDs sind die Basis der Designer-Kaffeemaschine. Bislang lassen sich nur die äußeren Kunststoffe zu 100 Prozent recyceln, was an der strengen Qualitätskontrolle nach EU-Richtlinie 282/2008 für recycelte Materialien liegt. Kunststoffe, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, wie hier Kaffee und Wasser, fallen unter diese Richtlinie. Die Senseo Viva Cafe Eco gilt als ausverkauft und wird nicht nachproduziert. Philips setzt auch künftig recycelte Materialien für weitere Produktlinien ein. Das Unternehmen hat die Menge der verwendeten Recycling-Materialien im Jahr 2013 versechsfacht.
Goldgrube Abfall
95 Alu-Dosen stecken in diesem dreiteiligen Tellerset. Das Designlabel Regenesi vereint in seinen Produkten Schönheit, Ökologie und Funktionalität. Regenesi produziert in Italien, arbeitet eng mit Hochschulen zusammen und gibt so jungen Designern die Möglichkeit, Objekte zu entwerfen.
www.regenesi.com
In der Nuss spielt die Musik
Im getrockneten Zustand ist die kolumbianische Riesenbohne härter und widerstandsfähiger als der Kunststoff Polycarbonat. Das fand das Start-up-Unternehmen Cybotanics heraus. Die gleichen Eigenschaften besitzt die ebenfalls aus Südamerika stammende Steinnuss. Cybotanics höhlt beide Naturprodukte aus und stattet sie mit der nötigen Technik aus. Das restliche Material besteht aus biologisch abbaubaren Polymilchsäuren. Et voilà: Eine Generation Öko-MP3-Player mit einem zwei Gigabyte großen Speicher ist geboren.
www.cybotanics.com
Räder aus Bambus
Das Team von Bambooride stellt ökologische Fahrräder aus Bambus her. Die Rahmenfertigung übernimmt unter anderem ein Rennrad-Team aus Uganda. Der Rahmen bindet etwa ein halbes Kilogramm mehr CO2 als bei Produktion und Transport entsteht. Zum Vergleich: Stahl- oder Kohlefaserrahmen verursachen bei Produktion und Transport mehr als fünf Kilogramm CO2-Emissionen.
www.bambooride.com
Hang Loose!
Ecovative verarbeitet das Wurzelgeflecht von Pilzen, sogenannte Myzele, zu einer Art Schaumstoff. Das Naturmaterial ist ebenso fest wie leicht und lässt sich hervorragend verarbeiten. Nicht nur Surfer profitieren von der flexiblen Eigenschaft des Surfbretts, das sich je nach Züchtung der Pilze hart oder weich fertigen lässt, sondern auch die Natur: Das Mushroom-Board ist komplett abbaubar. Gezüchtet werden die Myzele übrigens auf Landwirtschaftsabfällen.
www.ecovativedesign.com
Ausgefahren: Alte Skateboards finden eine schmucke Neuverwendung
Ohrringe, Manschettenknöpfe, Topfuntersetzer - dies ist nur ein kleiner Auszug der Produktpalette von zweihundertsieben. Tim Müller und Christoph Reimers aus Jork in der Nähe von Hamburg fertigen Unikate aus alten Skateboards. Upcycling mit Liebe zum Detail.
www.zweihundertsieben.de
Modische Pionierin
Mutig, stark und innovativ ist die Mode von Designerin Esther Bätschmann. Inspiriert von der Kleidung der Flugpionierinnen aus den 1920er-Jahren hat Bätschmann ein Modelabel ins Leben gerufen, dass auf dem Cradle to Cradle-Prinzip basiert. STARTKLAR erhielt den ersten Preis des Marianne-Brandt-Wettbewerbs in der Kategorie Cradle to Cradle sowie den Bundespreis EcoDesign in der Kategorie Nachwuchs.
www.estherbaetschmann.com
Büromöbel-Hersteller sind Vorreiter in Sachen Wiederverwertung
Das Unternehmen Hermann Miller heimste zahlreiche Designpreise ein. In zweierlei Hinsicht zu Recht: Nachhaltigkeit und ansprechendes Design. Zu 42 Prozent besteht der Bürostuhl Mirra aus recycelten Materialien und zu 96 Prozent lassen sich seine Materialien recyceln. Lediglich vier Prozentpunkte fehlen also noch für die perfekte Umsetzung des Cradle to Cradle-Gedankens. Mirra ist derzeit eines der ökologischsten Produkte am Markt. Die Firma Wilkhahn, ebenfalls ein Büromöbelhersteller, produzierte bereits 1992 einen komplett wiederverwertbaren Bürostuhl. Zudem setzt Wilkhahn auf eine nahezu CO2-neutrale Produktion.
www.hermanmiller.de
www.wilkhahn.de
Textilien aus Milcheiweiß
1,7 Tonnen Milcheiweiß pro Jahr landen auf dem Müll. Anke Domaske, Gründerin des Start-ups Qmilk, verarbeitet es lieber zu Textilien. Das sogenannte Kasein wird erhitzt und in Fäden gezogen. Die dabei entstehenden Fasern besitzen die gleichen Eigenschaften wie herkömmliche Textilstoffe und kommen deshalb nicht nur in der Modebranche, sondern auch in der Autoindustrie und Medizin zum Einsatz. Die Qmilk ist frei von industrieller Chemie, stammt von glücklichen Kühen und ist dank der Proteine hautpflegend.
www.qmilk.eu
Foto: © Continental |
Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut hat der Reifenhersteller Continental ein Verfahren entwickelt, um aus der Löwenzahnwurzel Naturkautschuk zu gewinnen. Um Umweltbelastungen und Logistikaufwand gering zu halten, will Continental nicht nur auf subtropischen Kautschuk aus dem Gummibaum verzichten, sondern auch die Felder in die Nähe der Produktionsstandorte legen. Noch 2014 soll der erste Löwenzahn-Reifen auf deutschen Straßen rollen.
www.continental-reifen.de
Foto: © frogdesign |
Windturbine in Regenschirmformat
Energie "to go" - der Revolver von Frog Design versorgt Handy, Laptop und Lampe auch unterwegs mit Strom. Schon eine leichte Brise genügt, damit die handliche Windturbine ausreichend Energie produziert. Das Projekt wurde mit dem Bundespreis Ecodesign 2013 ausgezeichnet.
www.frogdesign.com
Foto: © Aoterra |
Was aussieht wie ein Aktenschrank ist tatsächlich ein Datenserver, der das Haus mit seiner Abwärme umweltfreundlich heizt. Das vom Dresdner Start-up AoTerra entwickelte Gerät namens AoHeat lässt die Bewohner auch bei Stromausfällen nicht im Stich: Ein 24-Stunden-Puffer und eine Elektroheizpatrone halten das Haus im Notfall warm. Die Anschaffungskosten sind vergleichbar mit denen von herkömmlichen Heizsystemen, darüber hinaus übernimmt AoTerra anfallende Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten.
www.aoheat.de
Foto: © Philips |
Nach dem Cradle to Cradle-Prinzip konzipiert kommt dieser Staubsauger ohne eine einzige Schraube aus. Mit wenigen Handgriffen kann man den Haushaltshelfer auseinanderbauen. Das heißt: man könnte! Bislang ist der Staubsauger von Philips nur ein Prototyp. Einige dieser Ansätze hat das Unternehmen in eine neue Staubsauger-Reihe "Performer" eingebracht, die bereits im Handel erhältlich ist. Sie verwendet recycelte Kunststoffe und die Motoren sind energiesparend.
www.philips.com
Foto: © Philips |
Designer-Kaffeemaschine aus alten CDs
Zu 50 Prozent besteht die Senseo Viva Café Eco aus recycelten Kunststoffen. Alte CDs und DVDs sind die Basis der Designer-Kaffeemaschine. Bislang lassen sich nur die äußeren Kunststoffe zu 100 Prozent recyceln, was an der strengen Qualitätskontrolle nach EU-Richtlinie 282/2008 für recycelte Materialien liegt. Kunststoffe, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, wie hier Kaffee und Wasser, fallen unter diese Richtlinie. Die Senseo Viva Cafe Eco gilt als ausverkauft und wird nicht nachproduziert. Philips setzt auch künftig recycelte Materialien für weitere Produktlinien ein. Das Unternehmen hat die Menge der verwendeten Recycling-Materialien im Jahr 2013 versechsfacht.
Foto: © Regenesi |
Goldgrube Abfall
95 Alu-Dosen stecken in diesem dreiteiligen Tellerset. Das Designlabel Regenesi vereint in seinen Produkten Schönheit, Ökologie und Funktionalität. Regenesi produziert in Italien, arbeitet eng mit Hochschulen zusammen und gibt so jungen Designern die Möglichkeit, Objekte zu entwerfen.
www.regenesi.com
In der Nuss spielt die Musik
Foto: © Cybotanics Ltd |
www.cybotanics.com
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Das Team von Bambooride stellt ökologische Fahrräder aus Bambus her. Die Rahmenfertigung übernimmt unter anderem ein Rennrad-Team aus Uganda. Der Rahmen bindet etwa ein halbes Kilogramm mehr CO2 als bei Produktion und Transport entsteht. Zum Vergleich: Stahl- oder Kohlefaserrahmen verursachen bei Produktion und Transport mehr als fünf Kilogramm CO2-Emissionen.
www.bambooride.com
Hang Loose!
Foto: © ecovative |
www.ecovativedesign.com
Ausgefahren: Alte Skateboards finden eine schmucke Neuverwendung
Foto: © zweihundertsieben |
www.zweihundertsieben.de
Foto: © Esther Bätschmann |
Modische Pionierin
Mutig, stark und innovativ ist die Mode von Designerin Esther Bätschmann. Inspiriert von der Kleidung der Flugpionierinnen aus den 1920er-Jahren hat Bätschmann ein Modelabel ins Leben gerufen, dass auf dem Cradle to Cradle-Prinzip basiert. STARTKLAR erhielt den ersten Preis des Marianne-Brandt-Wettbewerbs in der Kategorie Cradle to Cradle sowie den Bundespreis EcoDesign in der Kategorie Nachwuchs.
www.estherbaetschmann.com
Foto: © Hermann Miller |
Büromöbel-Hersteller sind Vorreiter in Sachen Wiederverwertung
Das Unternehmen Hermann Miller heimste zahlreiche Designpreise ein. In zweierlei Hinsicht zu Recht: Nachhaltigkeit und ansprechendes Design. Zu 42 Prozent besteht der Bürostuhl Mirra aus recycelten Materialien und zu 96 Prozent lassen sich seine Materialien recyceln. Lediglich vier Prozentpunkte fehlen also noch für die perfekte Umsetzung des Cradle to Cradle-Gedankens. Mirra ist derzeit eines der ökologischsten Produkte am Markt. Die Firma Wilkhahn, ebenfalls ein Büromöbelhersteller, produzierte bereits 1992 einen komplett wiederverwertbaren Bürostuhl. Zudem setzt Wilkhahn auf eine nahezu CO2-neutrale Produktion.
www.hermanmiller.de
www.wilkhahn.de
Foto: © Qmilk |
Textilien aus Milcheiweiß
1,7 Tonnen Milcheiweiß pro Jahr landen auf dem Müll. Anke Domaske, Gründerin des Start-ups Qmilk, verarbeitet es lieber zu Textilien. Das sogenannte Kasein wird erhitzt und in Fäden gezogen. Die dabei entstehenden Fasern besitzen die gleichen Eigenschaften wie herkömmliche Textilstoffe und kommen deshalb nicht nur in der Modebranche, sondern auch in der Autoindustrie und Medizin zum Einsatz. Die Qmilk ist frei von industrieller Chemie, stammt von glücklichen Kühen und ist dank der Proteine hautpflegend.
www.qmilk.eu
Quelle:
Technik | Wissenschaft & Forschung, 20.01.2014
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 01/2014 - Smarte Produkte erschienen.
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