Von 0 auf 100 oder der Einstieg mit Bedacht?
Jörn Wiedemann unterstützt seit den Anfängen die Gemeinwohl-Ökonomie.
Herr Wiedemann, die Gemeinwohl-Bilanz kann von jedem Unternehmen selbstständig erstellt werden. Was kommt dabei auf ein Unternehmen zu?
Einem Unternehmen bieten sich mehrere Möglichkeiten, eine Gemeinwohl-Bilanz zu erstellen. Die zeitlichen und finanziellen Ressourcen beeinflussen die Entscheidung eines Unternehmens.
Die günstigste und einfachste Variante ist es, intern eine Bilanz zu erstellen. Orientierung geben die Gemeinwohl-Indikatoren, mit deren Hilfe die Firma sich selbst einschätzen kann. Bei der sogenannten „Peer-Evaluierung" erstellt ein Unternehmen A zusammen mit einem Unternehmen B die Bilanz und es erfolgt eine gegenseitige Einschätzung. Als dritte Möglichkeit kann ein Unternehmen auch in Betracht ziehen, die Evaluierung von einem Berater durchführen zu lassen. Dieser erstellt gemeinsam mit dem Unternehmen die Bilanz und steht für konzeptionelle Fragen zur Verfügung. Bei allen drei Möglichkeiten gilt die Gemeinwohl-Bilanz erst als auditierte Bilanz, wenn ein externer Auditor von der Gemeinwohl-Ökonomie diese geprüft hat. Anschließend erfolgt normalerweise eine Veröffentlichung. Das Ergebnis von knapp 200 auditierten Unternehmen kann sich sehen lassen. Die Zahl der Firmen, welche zwar eine Bilanz erstellt, diese aber nicht-auditiert haben, liegt jedoch weit darüber.
Ist die Bilanz eine Voraussetzung, um Gemeinwohl-Ökonomie zu betreiben?
Die Bilanz ist ein hilfreiches Werkzeug für Unternehmen, da diese eine 360 Grad-Schau des Unternehmens zeigt. Bewertet werden Nachhaltigkeit, Transparenz und Solidarität zum Beispiel im Zusammenhang mit den Lieferanten. Sie liefert Einsichten und bewirkt, dass sich Organisationen auf den Weg machen.
Entsteht bei der Peer-Evaluierung, bei der mehrere Unternehmen gemeinsam eine Bilanz erstellen, ein Kooperations-Netzwerk?
Das ist von Region zu Region sehr unterschiedlich. Es gibt Regionalgruppen, bei denen das sehr stark ausgeprägt ist. Da treffen sich regelmäßig mehrere Unternehmer, die sich immer wieder untereinander austauschen. Das ist aber unabhängig davon, ob sie davor zusammen in einer Peergroup waren oder nicht. Eine sehr aktive Regionalgruppe gibt es zum Beispiel in München.
Wirtschaft | CSR & Strategie, 01.10.2014
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2014 - Green Tech als Retter der Erde erschienen.
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