Die grünen Filter der Portale
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Expedia.de stellt seine Hoteldaten der Plattform greenhotelworld. com zur Verfügung. Auch hier gibt es Kooperationen mit Öko-Siegeln, wie Biosphere und Green Key. Zusätzlich besteht eine Partnerschaft mit myclimate. Der Kompensationsanbieter berechnet die bei der Hotelübernachtung entstehenden CO2-Emissionen und bietet eine Ausgleichszahlung über CO2-Zertifikate an. Nach eigenen Angaben übernimmt greenhotelworld.com diese Kompensationsgebühr für jede auf dem Portal gebuchte Übernachtung. Auch bei diesem Anbieter zeigt ein Algorithmus die „grünsten" Hotels auf den obersten Rängen an. Bislang sind jedoch hauptsächlich Kettenhotels gelistet und Einzelhotels kaum zu finden. Nach Aussagen der Gründer sind eine deutschsprachige Seite und eine spezielle Firmenversion geplant: Diese soll es den Unternehmen ermöglichen, klimaneutrale Hotelbuchungen für ihre Mitarbeiter durchzuführen und zu verwalten.
hotel.de verfolgt nach eigenen Angaben keine Nachhaltigkeitsstrategie. Es gibt bislang keinerlei grüne Filterfunktion. Zwar habe man eine Häufung des Themas Nachhaltigkeit in der Fachpresse feststellen können, konkrete Forderungen nach einem „grünen" Filter habe es aus der Branche aber nicht gegeben, hieß es aus der Abteilung Corporate Communications.
HRS, der deutsche Marktführer unter den Buchungsportalen, unterscheidet in Sachen Nachhaltigkeit zwischen Geschäfts- und Privatreisenden. Privatreisende haben auf HRS nicht die Möglichkeit ein nachhaltiges Hotel zu finden. Der Corporate Bereich von HRS ist Selbstständigen, Unternehmen und deren Travel-Managern vorbehalten und bietet mehr Service. In diesem exklusiven Bereich gibt es die Filterfunktion „Green Hotel". Hierunter werden alle Hotels aufgeführt, die ein Zertifikat von mittlerweile 11 Labels, darunter Viabono, Green Key, Nordic Label und Biosphere besitzen. „Zahlreiche Unternehmen haben ein besonderes Augenmerk auf Nachhaltigkeit und grüne Initiativen. Das Kunden-Feedback zum ‚Green Hotel‘ Label ist sehr positiv", erklärt Unternehmenssprecher Thiemo Damm. Besonders positiv: Unabhängig von den Sucheinstellungen werden zertifizierte Hotels immer als solche gekennzeichnet und auch eine direkte Suche und Sortierung nach „Green Hotels" ist möglich.
Trivago bietet aktuell keinen Filter der Kategorien „Öko" oder „Grüne Hotels" „Wir wurden selbst auf das Thema „Nachhaltigkeit" aufmerksam und planen deshalb, diesen Filter unseren Nutzern für die Hotelsuche anzubieten. Das Projekt startet allerdings 2015.", so die Stellungnahme von Trivago.
TripAdvisor ist eines der größten und beliebtesten Bewertungsportale für Unterkünfte in Deutschland. In Europa wurde im März 2014 das ÖkoSpitzenreiter-Programm von TripAdvisor eingeführt, mit dem Ziel, Reisende bei einer umweltfreundlichen Urlaubsplanung zu unterstützen. Die Klassifizierung der Unterkünfte erfolgt in Bronze, Silber, Gold und Platin. TripAdvisor arbeitet mit keinem offiziell anerkannten Siegel zusammen, sondern hat umfassende Kriterien für die Einstufung festgelegt. Hotels können dazu eine Selbstauskunft abgeben und müssen entsprechende Belege vorweisen. Zu den Kriterien zählen unter anderem die Wiederverwendung von Handtüchern und Hotelwäsche, Recycling und Kompostierung, der Einsatz von Solarzellen, die Bereitstellung von Elektroauto-Ladestationen sowie Dachbegrünungen. Je mehr grüne Praktiken eine Unterkunft umsetzt, desto höher ist der Spitzenreiter-Status, der für den Portalnutzer als „Öko-Hotels" sichtbar wird. Der Suchende kann damit nach ökologischen Unterkünften filtern. Auch die einzelnen Kriterien, die ein Hotel zu einem Öko-Spitzenreiter machen, kann der Nutzer abrufen und einsehen. Der gesamte Kriterienkatalog ist jedoch nicht ersichtlich, die Einschätzung der Kriterien und die Einstufung des Hotels sind von außen schwer nachvollziehbar. Die Gäste können zwar in ihren allgemeinen Bewertungen eine Einschätzung des nachhaltigen Engagements der Unterkunft abgeben, sich aber nicht explizit zu den einzelnen Kriterien von TripAdvisor äußern.
Fazit: Zwei der sieben marktführenden Portale besitzen einen „grünen" Filter. Einige Anbieter arbeiten daran, andere sehen dafür noch keine Notwendigkeit. Auch zwei Start-ups haben sich des Themas angenommen. Die grünen Filter sind ein gutes Zeichen, doch einheitliche Standards fehlen. TripAdvisor bietet allen Gästen eine nachhaltige Filterfunktion an. Jedoch werden die Kriterien selbst festgelegt, unabhängige Kontrollen gibt es nicht. Dadurch geht Transparenz verloren. Dem gegenüber stehen Portale, die nachhaltige Hotels anhand ihrer Siegel abbilden. Sofern diese den Industrie-Standards des Global Sustainable Tourism Council (GSTC) entsprechen, können die Portale auf das Know-how, einheitliche Kriterien und anerkannte Kontrollmechanismen der Zertifizierer setzen. Dies scheint ein guter Weg zu sein, um nachhaltige Anbieter nachvollziehbar abzubilden. Schlechte Karten haben hier jedoch Hotels, die ein Label nutzen, das noch kein Portal unter Vertrag hat. Vielleicht bringt diese Marktmacht bald Ordnung in das Label-Chaos?
Lifestyle | Sport & Freizeit, Reisen, 01.01.2015
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 01/2015 - Grünes Reisen im Trend erschienen.

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