Barfuß und ohne Nachrichten
Was nach Robinson Crusoe klingt, ist der neue Luxustrend in der Reisebranche.
Top Hotels wollen
grüner werden
Die in München
lebende Prinzessin Xenia zu Hohenlohe engagiert sich deshalb für ein neues
Luxusverständnis. Sie ist Marketing-Direktorin von „Considerate Hoteliers",
einer Vereinigung, die sich als „the original and most respected association
for truly sustainable hotels" bezeichnet. Unter den Mitgliedern finden sich
weltbekannte Namen wie Raffles Singapore oder The Ritz in London. Auch das
Brenners Park-Hotel hat sich kürzlich für eine Mitgliedschaft entschieden.
Die Initiative fordert ein hohes Qualitäts- und Standesbewusstsein der
Hoteliers und pocht auf Nachhaltigkeit in allen Bereichen des Hotelbetriebs.
Dies erstreckt sich von Energieeffizienz über die sorgfältige Auswahl der
Nahrungsmittel bis hin zur sparsamen Verwendung von Putz- und
Reinigungsmitteln. „Richtiger Luxus ist es erst dann", erklärt die
Hotelexpertin, „wenn ein Luxushotel konsequent als
nachhaltiges Unternehmen geführt wird. Nur dann kann der Gast seinen Aufenthalt
in vollen Zügen genießen, wissend, dass das Hotelmanagement hinter den Kulissen
verantwortungsbewusst in allen Bereichen agiert. Es ist mir ein persönliches
Anliegen, Luxus mit dem Anspruch auf Nachhaltigkeit zu verbinden. Denn aus
meiner Sicht können gerade die Menschen, die sich Luxus leisten möchten, ihr
neues Wertebewusstsein zeigen und damit als Vorbild agieren."
Grüne Perlen im
Tourismus
Diesen Ansatz
verfolgt auch die internationale „Green Pearls Unique Places" Initiative. Ihr
Ziel ist es, dass die angeschlossenen Hotels und ihre Gäste die Umgebung, die
Menschen und die Kultur des Landes achten. Sie sollen aktiv mithelfen, die
Gegebenheiten, die diese Plätze so einzigartig machen, zu schützen und sie für
die nächsten Generationen zu erhalten. Die Green Pearls-Gründerin Stefany
Aßmann-Staudt ist überzeugt, dass die Grundidee von Luxus sich
weiterentwickelt hat und sich nun auf Aspekte wie Raum, Natur, Stille und Zeit
für sich selbst konzentriert.
Besonders gerne arbeitet Stefany Aßmann-Staudt mit dem Tongsai Bay Resort auf der thailändischen Insel Koh Samui zusammen. Als ein von der thailändischen Tourismusbehörde akkreditiertes Green Leaf-Resort beschäftigt das Familienunternehmen eine eigene Green Projects-Managerin. Sie koordiniert alle umweltschützenden Projekte des Resorts, hält Schulungen für das Personal, pflegt und entwickelt gemeinsam mit dem Küchenchef den hoteleigenen Organic Garden, kümmert sich um die Abfallvermeidung und –sortierung und überprüft die Kläranlagen der Luxusbungalows und der Anlage. „Wir haben mit Hilfe der EM-Philosophie (EM = Effektive Mikroorganismen) eigene Reinigungsmittel auf pflanzlicher Basis entwickelt", erklärt sie. Dies ist Voraussetzung für die Funktion des biologischen Abwasserreinigungssystems der Anlage, denn aggressive, chemische Reinigungsmittel würden die mikrobakterielle Zersetzung der Abwässer gefährden.
„Besonders freut uns, dass wir unsere Reinigungsmittel aus Küchenresten wie Zitrusschalen oder Kokosmark herstellen können. Das spart nicht nur Kosten, sondern zeigt allen Mitarbeitern, wie wir in Kreisläufen denken und arbeiten können." Khun Thanakorn und seine Frau Saisiri, die Besitzer und Manager des Fünfsterne-Resorts, lassen kein Plastik auf dem Gelände zu. Thanakorn ist Natur- und Umweltaktivist und kämpft gegen Staudammprojekte im Norden des Landes und die Ausrottung bedrohter Tierarten. In seinem Resort kümmert er sich persönlich um den Schutz von Tieren und Pflanzen.
Nachhaltigkeit
ist kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf
Noch größer
gefasst ist das Aktionsgebiet der „Long Run Initiative". Sie ist eine
Gemeinschaft von Tourismusunternehmen, die sich zusammengeschlossen haben, um
den Artenreichtum und die Lebensräume in den Gebieten, die sie besitzen,
verwalten oder beeinflussen, zu schützen. Dabei steht die kontinuierliche
Verbesserung der „4Cs" im Mittelpunkt: Conservation (Biodiversität und
Ökosysteme schützen), Community (Grundbedürfnisse und das Wohl der Gemeinschaft
fördern), Culture (Vielfalt als Bereicherung respektieren), sowie Commerce
(Handel und Wohlstandsver- mehrung auf ganzheitliche, nachhaltige Weise zum
Nutzen aller Beteiligten).
Die Initiative wurde 2009 von Jochen Zeitz, dem ehemaligen CEO von Puma, gegründet, um die Philosophie der 4Cs in die Gesellschaft zu tragen. Sie basiert auf Kollaboration, Wissensaustausch und Kameradschaft. In weniger als fünf Jahren wuchs die Initiative von neun auf achtzig Mitglieder. Zusammen wollen sie zum Schutz von über 12 Millionen Hektar meist unberührter Landschaften, Meere und Ökosysteme weltweit beitragen, um diese für die nächste Generation zu bewahren, die Lebensgrundlagen vor Ort zu verbessern und eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung zu fördern.
Anders als alle
anderen
Die Long Run
Initiative unterscheidet sich von anderen Organisationen signifikant, denn
nur Tourismusunternehmen, die Gebiete mit einer unberührten, wertvollen
Artenvielfalt besitzen oder wesentlich beeinflussen, können Mitglied der Long
Run Initiative werden. Andere Standards widmen sich der Verbesserung von
Hotelpraktiken im Sinne der Nachhaltigkeit. Ihre Aufgabe endet mit der
Bewertung und Zertifizierung. In diesem Sinne ist die Zertifizierung der
Selbstzweck. Der von der Initiative entwickelte Global Ecosphere Retreats (GER)
Standard ist ein Mittel zum Zweck, um die natürliche Umgebung zu erhalten und
der Verbesserung der Lebensgrundlagen der Menschen im jeweiligen Gebiet zu
dienen. Die Long Run Initiative arbeitet dabei nicht nur mit dem Tourismusunternehmen, sondern mit der gesamten Destination zusammen, um die
terrestrischen und marinen Ökosysteme, auf denen die Wirtschaftlichkeit dieser
Hotels basiert, zu erhalten. Die 4Cs sind das Kernstück der Initiative. Daher
wird allen Elementen gleich viel Aufmerksamkeit geschenkt.
People, Planet,
Profit
Der ökonomische
Aspekt und damit der Wohlstand wird von anderen Organisationen oft nicht explizit thematisiert. Jedoch stellt dies nach Ansicht der Initiative eine wichtige vierte Säule neben Umwelt, Gesellschaft und Kultur dar, da
für die „Langstreckenläufer" die geschäftliche Rentabilität wichtig ist, um die Arbeit in den anderen 3Cs Jahr
für Jahr tragen zu können.
Der Beitritt zur Initiative, die sich selbst als „Leadership Group" bezeichnet, ist nicht einfach, denn der von ihr entwickelte GER® Standard ist keine Zertifizierung, sondern eine Akkreditierung. Hier entscheiden die bereits akkreditierten Mitglieder, wer die Grundlagen für einen Beitritt erfüllt.
Green Luxury Award
vergeben
Dass
Nachhaltigkeit und höchster Luxus auch in Europa erhältlich sind, zeigt der
Green Luxury Award. Er zeichnet Luxushotels mit besonderem Augenmerk auf
Umweltschutz und Nachhaltigkeit aus und wird von einem österreichischen Travel
& Lifestyle Magazin in insgesamt 7 Kategorien ausgelobt. Die Preisträger
des Green Luxury Awards 2013 im Bereich Leisure Hotels & Resorts Europa
ist das Arosea Life Balance Hotel. Die Jury begeisterte neben der einmaligen
Lage im Südtiroler Ultental die Ausstattung im exklusiven Design aus Zirbenholz,
Schafwolle und Schiefergestein. Auch eine umweltbewusste Energieversorgung,
Cremes, Öle und natürliche Düfte zur Körperpflege und für Kosmetikhandlungen
sowie biologische Produkte und gesunde und naturreine Nahrungsmittel aus der
Region stehen im Einklang mit dem Green-Concept des alpin regional
ausgerichteten Naturhotels.
„Wir möchten", so Anne Lauders, die Besitzerin des Hotels, „unseren eigenen Anspruch auf einen nachhaltigen Lebensstil auch unseren Gästen anbieten können, ohne dass sie dabei auf Luxus verzichten müssen. Deshalb haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir den Wirtschaftsbetrieb eines Hotels mit der Bewahrung der Schöpfung in Einklang bringen können. Dabei ist es sehr interessant zu sehen, dass unser Konzept immer mehr Beachtung und Resonanz bei unseren Gästen findet. Wir glauben deshalb an die Zukunft einer verantwortungsbewussten Hotellerie.
Von Fritz Lietsch
Lifestyle | Sport & Freizeit, Reisen, 01.01.2015
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 01/2015 - Grünes Reisen im Trend erschienen.
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