BIOFACH 2025

Erfrischend ANDERS: Die internationale Biennale der Umweltkunst

Die Ausstellung „Boden!Bildung“ auf der Sustainable Arts Biennale 2015 in Ihlienworth ist noch bis zum 17.10.2015 geöffnet

Mehr zum Thema "Kunst und Nachhaltigkeit" lesen Sie in der neuen Ausgabe des forum-Magazins, die Sie bis zum Ersterscheinungstag am 01. Oktober versandkostenfrei im Verlag bestellen können.

Ganz Deutschland ist von Umweltkunst-Banausen besetzt. Doch ein Dorf in Niedersachsen leistet Widerstand! Die findigen Dorfbewohner setzen seit 10 Jahren Zeichen, die global wahrgenommen werden. Mit der Sustainable Arts Biennale.

Die Welt verliert den Boden unter den Füßen: Trockenheit, Erosion, Überweidung, Bergbau und Versiegelung sind die Ursachen. Gleichzeitig wächst die Weltbevölkerung und schreit nach Nahrung. Also sollte uns der Boden eigentlich nicht egal sein. Ist er aber: Dass die Vereinten Nationen ein Internationales Jahr des Bodens ausgerufen haben, war den meisten Redaktionen bislang noch keine Zeile wert. Das erinnert an die Zeit, als für uns der Strom einfach aus der Steckdose kam und sich keiner damit beschäftigt hat, warum das so ist und mit welchen Konsequenzen das verbunden ist. Um nun mit so einem Jahr des Bodens adäquat umzugehen, kann man die Betroffenheitskeule schwingen, wie das gerne von den Umweltinitiativen gemacht wird. Muss man aber nicht!

Mit Kunstausstellungen Zeichen setzen

Fritz Haber, Erfinder des Kunstdüngers und der chemischen Kriegsführung. © Thomas Mitsch
In Ihlienworth bei Cuxhaven geht man erfrischend anders mit dem Thema um. Wie so oft sind die kreativen Norddeutschen mal wieder weltweit die ersten, die das Thema mit einer internationalen Kunstausstellung angehen. Das hat zwischenzeitlich Tradition, denn in Ihlienworth findet seit 10 Jahren die „Sustainable Arts Biennale" statt. Das 1.300- Seelendorf wurde dafür sogar schon von der UNESCO geehrt.

Die Ausstellungen mit den aussagekräftigen Titeln „Kunst im Klimawandel", „ARTandVIELFALT" oder „Kunst trifft Nachhaltigkeit" erfreuen sich aber nicht nur vor Ort großer Beliebtheit, sondern sie werden auch gerne von renommierten Institutionen wie der Bundeskunsthalle oder dem Umweltbundesamt übernommen. Sie sind auch dann gefragt, wenn die als vermeintlich steif erlebten Deutschen in Umweltfragen zeigen möchten, dass sie durchaus auch ganz anders sein können: bunt, kreativ, fröhlich und vorwärts gewandt. Deshalb haben Ausstellungen aus dem kleinen Ihlienworth die Nation auch schon bei Umweltkunst-Festivals der Vereinten Nationen wie dem Weltumwelttag oder dem Festival Dubai Summer Surprise vertreten. Auch bei Ruhr 2010 und bei der Europäischen Umwelthauptstadt waren sie zu sehen. Sie schafften es sogar in das Europaparlament und in das Begleitprogramm einer UNESCO Weltkonferenz.

Boden braucht Bildung

In diesem Jahr gibt es Kunstwerke aller künstlerischen Gattungen zu sehen: von der Videoinstallation über die Bodenplastik bis hin zur klassischen Malerei. „Gerade die Maler sind es", so Kurator Samuel J. Fleiner, „die das Unsichtbare, das sich im Boden abspielt, sichtbar machen".  Unterschiedliche Bodentypen werden in ihrer Farbigkeit und ihren Schichtungen dargestellt. Springschwänze, Regenwürmer und  Gehäuseschnecken präsentieren sich großformatig oder als Mixed Media in Kombination mit Laub- und Gartenabfällen.

Insgesamt nehmen 70 Künstler aus sechs Nationen an dem Projekt teil. „Am weitesten gereist ist Keiko Sato aus Fukushima", so Fleiner weiter, „sie baut schon seit einer Woche an einer Miniaturlandschaft, die die Zerstörung ihrer Heimat durch den Reaktorunfall und den Tsunami zum Thema hat. Ambivalent erlebbar ist hier der ästhetische Reiz der Zerstörung: Ein Phänomen, das Kameraleute, die bei solchen Katastrophen die Filmaufnahmen machen, stets inspiriert."
Aber auch das Design kommt nicht zu kurz: Sibylle Maag, Mathematikerin aus dem Ostallgäu, stellt mit ihrem patent geschützten „KUBI" ein Miniatur-Hochbeet vor, das Kräuter und Salate dort verfügbar macht, wo es wenig Platz gibt, zum Beispiel auf dem heimischen Balkon.

Das rührige Dorf

Möglich wurde das durch das intensive Engagement von 120 Freiwilligen, die seit 2004 das Projekt tragen. Sie kümmern sich um Aufbau, Finanzierung, Aufsicht und setzen sich auch schon mal in den LKW des örtlichen Entsorgungsunternehmens, um die Kunst von A nach B zu bringen.
Die Ausstellung „Boden!Bildung"  auf der Sustainable Arts Biennale 2015 in Ihlienworth ist noch bis zum 17.10.2015 geöffnet. 
Adresse:  Zum Schönenfelde 3, 21775 Ihlienworth

www.rearthalle.dev

Von Ronja Boesche


Gesellschaft | Megatrends, 26.08.2015
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 03/2015 - Jahr des Bodens erschienen.
     
        
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