Kunst und Kommerz
forum zeigt, welche Inspiration nachhaltige Marken aus der Kunst ziehen können

Ist Markenführung gepaart mit Nachhaltigkeit nun eine Kunst? Oder sprechen wir
an dieser Stelle von Kunst aus Flip-Flops, recycelten Markenprodukten oder
verfremdeter Reklame? Nein, in diesem Beitrag geht es um die profane Nutzung von
Kunst für die Führung von nachhaltigkeitsbasierten Marken. Diese können von
Kunst in dreifacher Form profitieren: als Seismograph, zur Inspiration und
Kollaboration.
Kunst als Seismograph
Die Kunst beschäftigt sich immer auch mit dem „Zeitgeist", wobei häufig eine
eher kritische Position eingenommen wird. Beispielsweise kämpfen
Streetart-Künstler wie Zevs oder Banksy gegen die aus ihrer Sicht zu starke
Präsenz von Unternehmen und Marken im öffentlichen Raum. Der US-amerikanische
Künstler Ron English geht mit seinen Figuren und Aktionen gegen
gesundheitsschädliche Konsummuster bei Fast-Food (McDonald’s) oder
Frühstücksflocken (Kellogg’s) vor. Die dänische Künstlerin Nadia Plesner hat in
ihrem berühmten Bild „Simple Living" durch die Verbindung der Luxusmarke Louis
Vuitton mit dem Abbild eines schwarzen, an Hunger leidenden Kindes das
nachhaltigkeitsrelevante Thema Armut und Wohlstandsverteilung symbolisiert. Und
auch die Reihe „Love Your Plastic" von Johannes Kempe oder die Aktionen und
Dokumentarfilme des Schauspielers Hannes Jaenicke thematisieren Missstände
unserer Konsum- und Wegwerfgesellschaft. Diese wenigen Beispiele verdeutlichen,
dass Kunst nachhaltigkeitsrelevante Themen früh aufgreift und durch ihre
Kreativität und Aufmerksamkeitswirkung in der Gesellschaft ein Bewusstsein für
diese erzeugt. Die Beobachtung und aktive Auseinandersetzung mit den Impulsen
aus der Kunst lässt Unternehmen und Marken gesellschaftliche Signale erkennen
und entsprechend in ihre Markenführung einbauen.
Inspiration durch Kunst

Kollaboration mit der Kunst
Die intensivste Form der Nutzung von Kunst für nachhaltige Marken ist die
direkte Zusammenarbeit von Unternehmen mit Künstlern. Diese sog.
Kunst-Unternehmens-Kooperationen (KUKs) können sowohl zur internen als auch zur
externen Markenführung einen wichtigen und innovativen Beitrag leisten. Im
Rahmen der internen Markenführung geht es um die Vermittlung von
Nachhaltigkeitswerten an die Mitarbeiter, die Gestaltung der Unternehmenskultur
oder das Verstärken und Gelingen notwendiger Changeprozesse. Ein Beispiel für
eine solche KUK ist das Unternehmenstheaterkonzept „Abenteuer Kultur", welches
die Unternehmens(marken) dm und Alnatura im Rahmen der Ausbildung seit Jahren
erfolgreich einsetzen. Die externe Markenführung, welche die
Nachhaltigkeitswerte der Marke glaubwürdig, verständlich und merkfähig an die
externen Stakeholder wie Kunden, Öffentlichkeit, NGOs etc. vermitteln soll, kann
mit Künstlern bei der Gestaltung der Produkte und Leistungen sowie bei der
Kommunikation zusammenarbeiten.
Ein Altar der Verschwendung

Wie diese kurze Skizze und Beispiele belegen, kann Kunst durch die ihr
innewohnende Reflektion, Kreativität und Aufmerksamkeitswirkung dazu beitragen,
nachhaltigkeitsbasierte Marken und Themen zu stärken. Allerdings ist das
Einlassen und die Zusammenarbeit mit Kunst für Unternehmen kein einfacher Weg,
da die Systeme Kunst und Unternehmen nach völlig unterschiedlichen Regeln
funktionieren. Nur wenn Marken sich ernsthaft mit Kunst beschäftigen, den
Künstlern auf Augenhöhe begegnen und der Kunst die notwendige Freiheit lassen,
ist dieser Ansatz eine erfolgversprechende und inspirierende Vorgehensweise.
Weitere Informationen finden Sie unter www.arts-push-business.de.
Dr. Carsten Baumgarth
ist Professor für Marketing, insbesondere Markenführung an der Hochschule für
Wirtschaft und Recht Berlin, Methodenpartner des Deutschen
Nachhaltigkeitspreises, Jurymitglied bei GreenBrands und Mitgründer der
Instituts für Nachhaltigkeit (Ina) an der HWR Berlin.
Mehr zu Herrn Baumgarth finden Sie hier.
Lifestyle | LOHAS & Ethischer Konsum, 01.07.2015
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 03/2015 - Jahr des Bodens erschienen.

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