Ein Moment des Friedens
Das Fuji-Deklaration Symposium in Tokyo ist eine Feier im Gedenken der Einigkeit für eine friedliche Welt
Freitag, 15. Mai 2015, United Nations University, Tokio: Fünfzig Vordenker aus aller Welt versammeln sich zu einem einzigartigen Symposium. Sie sind zusammengekommen, um gemeinsam die Fuji-Erklärung auf den Weg zu bringen: ein Papier, das mit dem erklärten Ziel antritt, eine harmonischere, mitfühlende und nachhaltige Ära für die Menschheit einzuleiten. Eingeladen sind sie von den Initiatoren der Er
klärung, den japanischen Vorsitzenden der Goi Peace Foundation Masami und Hiroo Saionji sowie dem ungarischen Wissenschaftler und Gründer des Clubs of Budapest Ervin Laszlo.
Die Teilnehmer des Symposiums sind ein bunt gemischter Haufen. Sie repräsentieren diverse Fachgebiete, Kulturen und Generationen – alles Menschen, die sich in ihrer Heimat für die Gedanken der Fuji-Erklärung einsetzen. Die Idee der Zusammenkunft ist, wechselseitig von den pionierhaften Lebenswegen und Geschichten der Teilnehmer zu lernen und zusammen das Bild einer positiven Zukunft für die Menschheit zu entwerfen. Als Format wurde bewusst der Dialog anstelle von Vorträgen gewählt. So soll eine kollektive Inspiration entstehen. Die Resultate werden aufgezeichnet und veröffentlicht.
Aufbruch zur Transformation
Das Symposium in Tokio versteht sich als die erste einer ganzen Folge solcher Dialogkonferenzen. Denn die Initiatoren teilen die Hoffnung, auf diese Weise eine kritische Masse zu erreichen: um den göttlichen Funken – »Divine Spark« zu wecken und die nötige Transformation zu einer harmonischeren, gesunden Umwelt, Natur und Menschheit zu nähren, wie dies in der Fuji-Erklärung beschrieben ist. Die inhaltliche Arbeit des Symposiums findet in sieben Workshops statt, deren Themen von Wirtschaft über Bildung, Umwelt, Medien, Politik und Wissenschaft bis zu Spiritualität und Religion reichen. Ich selbst habe die ehrenvolle Aufgabe, das Treffen der Gruppe »Umwelt und Technology« zu leiten. Es entwickelt sich ein sehr lebhafter, inspirierender und interessanter Austausch zwischen den Teilnehmern. Wir werden mit vier Fragen von den Initiatoren der Konferenz unterstützt.
Mitfühlende Beziehung
Eine dieser Fragen lautet, welche neuen Modelle die Beteiligten in ihrem Umfeld erkennen können und wie ihrer Ansicht nach die Menschen und die Erde davon profitieren können.
Genannt wird dabei unter anderem das Kultivieren und Verinnerlichen einer mitfühlenden Beziehung zu allen Lebensformen oder die Entwicklung der menschlichen Fähigkeit, die eigene innere Stimme zu vernehmen, von der es heißt, dass sie stets die Wahrheit spreche. Auch die Ausbildung in »nachhaltigem Design« als Werkzeug für zukünftige »Changemakers« erscheint den Symposianten als wichtiges Instrument zur Verwirklichung der Werte der Fuji-Erklärung.
Dann kommt das Gespräch auf die Frage nach konkreten Aktionen und Strategien für einen entsprechenden Weg in die Zukunft. Als die vier wichtigsten Maßnahmen erscheinen dabei: die Ko-Kreation von Gemeinschaften, die im alltäglichen Leben Herz, Kopf und Seele integrieren, das Knüpfen eines globalen Netzwerks von Führungskräften der nächsten Generation, das Verbinden von Interessengruppen, Designern und Changemakern sowie ein vertieftes Wissen um Ökologie und Ökosysteme durch eine systematische Schulung aller Generationen.
Inmitten der Natur
Wie groß die Resonanz auf die Ideen der Fuji-Erklärung ist, wird zwei Tage später deutlich. Frühmorgens am Sonntag, 17. Mai 2015, reise ich mit den Symposiumsteilnehmern mit dem Hochgeschwindigkeitszug Shikansen nach »Shin Fuji« und von dort weiter mit dem Bus zum Fuji Sanctuary. Als wir kurz vor 10 Uhr eintreffen, sind schon tausende von Menschen versammelt. Es ist ein wunderschöner Ort inmitten der Natur, an dem die internationale Organisation Byakko Shinko Kai ihren permanenten Sitz hat. Seit vielen Jahren
treffen sich hier Menschen, um für den Frieden in der Welt zu beten.
Gegründet wurde diese Organisation 1955 von dem japanischen Philosophen und Friedenskämpfer Masahisa Goi, um die Bewegungen für weltweite Friedensgebete zu fördern. Seit 1980 wird die Organisation von Masami Saionji, Masahisa Goi’s Adoptivtochter und Mitinitiatorin der Fuji-Erklärung, als Vorsitzende geleitet und seit 1998 ist das Fuji Sanctuary die Zentrale für alle laufenden Aktivitäten von Byakko. Auch ist es Veranstaltungsort großer monatlicher Friedensgebetsversammlungen und Zeremonien, darunter die »Symphony of Peace Prayers« – eine Zeremonie, die im Fuji Sanctuary initiiert wurde und von dort in die ganze Welt getragen worden ist. Im Jahr 2013 hat eine solche Feier in der Generalversammlungshalle der Vereinten Nationen in New York stattgefunden. Nun soll sie zur Inauguaration der Fuji-Erklärung stattfinden.
Über zwei Jahre haben die Vorbereitungen dafür gedauert. Persönlichkeiten aus ganz Japan und aller Welt sind gekommen, um dieses wunderbare Ereignis zu begehen. Während die Sonne im Osten, in Japan, über dem Mount Fuji aufgeht, versammeln sich in Dänemark zeitgleich einige hundert Menschen im Schloss Kronberg, wo eine Auftaktveranstaltung für die Fuji-Erklärung von der Transition World Initiative lanciert wird. Bei einer Life-Schaltung vereinen sich Ost und West im Geiste der Einheit für eine Welt in Frieden. Es ist ein einzigartiger Anblick: Tausende von Menschen sitzen still in Andacht und Gebet, tief berührt im Herzen. Dies alles vor der Kulisse von Mount Fuji, dem heiligen Berg Japans – ein großer Moment des Einklangs mit der Natur. Dazu kommt die Verbindung mit der Welt durch die Flaggen aller 194 Länder dieser Erde, die im Winde flattern. Später werden diese Flaggen für die Gebetszeremonie auf die Bühne getragen. Dabei ertönt in mehr als zweihundert Sprachen der eine Gebetsruf: »May peace prevail on Earth« (Möge Friede sein auf Erden). Auch das ein Moment großer Geborgenheit und
globaler Friedfertigkeit.
Zuletzt sagen wir gemeinsam Dank für alles Leben auf der Erde und verlesen gemeinsam die fünf Punkte der Fuji Deklaration. Das Schlusslied »We are all shining divine Sparks« (Wir sind alles scheinende göttliche Funken) singen wir alle zusammen. Mögen diese Funken die Welt erhellen. //
Weitere Infos
Gesellschaft | WIR - Menschen im Wandel, 01.07.2015
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 03/2015 - Jahr des Bodens erschienen.
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