Nicht nur Gentleman
Farmer setzen auf Humus und Biodiversität

Herr Egger, als erfolgreicher Unternehmer hatten Sie vor mehr als 20 Jahren
beschlossen, Gentleman Farmer bzw. Hobbylandwirt in Italien zu werden und sich
dabei Ihren Liebhabereien, dem guten Essen und dem ökologischen Landbau zu
widmen. Aus dem Hobby wurde Passion und schon bald danach ein Unternehmen. Heute
bearbeiten Sie über 600 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche und sind bekannt
für die Produktion hochwertiger Bio-Lebensmittel.
Wie konnten Sie in der Maremma, die für ihre kargen Böden bekannt ist, eine
Bio-Landwirtschaft hochziehen?
Unsere Lehm-Sand Böden in Flussnähe (Osa) sind tatsächlich sehr karg. Wir haben
die Ackerkrume deshalb in den ersten Jahren mit Gründüngung und Leguminosen wie
Ackerbohne und Kleegrasmischung mit organischer Masse angereichert. Nach und
nach konnten die Äcker und Weinberge damit von Pestizidrückständen befreit
werden.
Was waren hierbei die größten Schwierigkeiten?
Wenn ich ganz ehrlich bin: Es ist sehr schwer, in den ersten Jahren ohne bzw.
mit nur geringen Einnahmen über die Runden zu kommen.
Was sind die Grundvoraussetzungen für eine natürliche Bodenfruchtbarkeit?
Wie schon erwähnt, der Aufbau organischer Masse und die Erhöhung des
Humusanteils auf mindestens zwei Prozent.
Bei meinem letzten Besuch erzählten Sie, dass Sie „notgedrungen" eine Herde von
Maremmana-Rindern aufgebaut haben, um Mist als natürlichen Dünger zu erhalten.
Braucht Bio-Landwirtschaft Tiere und was sagen Veganer dazu?
Mist ist eben nicht nur Mist, sondern wertvoller Dünger. Wir nutzen den Mist, um
etwa 700 – 1.000 Tonnen Kompost im Jahr herzustellen. Dazu verwenden wir 1/3
Mist, 1/3 Holzschnitzel, 1/3 Erde und 3 Prozent Kalk. Wir beleben mit
Kompostgaben den Boden und orientieren uns dabei an den Erkenntnissen und Lehren
von Rudolf Steiner (R.Steiner, „Regsamkeit des Bodens"). Unseren Kompost
unterstützen Mikroorganismen. Das erhöht die Vitalität und damit die
Fruchtbarkeit unserer Böden nachhaltig. Zusätzlich wird durch die
Bodenverbesserung die Fähigkeit zur Wasserspeicherung erhöht, was gerade in der
trockenen Maremma von großer Bedeutung ist. Grundsätzlich ginge das auch ohne
Mist und somit auch ohne Tiere, aber wesentlich schwieriger. Besonders bei
Stickstoff, Phosphor und Kali treten schneller Mangelerscheinungen auf.
Was empfehlen Sie interessierten Landwirten?
Auf Kunstdünger verzichten und mit dem eingesparten Geld Gründüngung, Futterbau
(Kleegrasmischungen) und Kompostwirtschaft betreiben. Das zahlt sich langfristig
aus.
Machen Sie sich auch für den Naturschutz in der Region stark?
Das Beste, was man für die Natur machen kann, ist eine gute, naturnahe
Landwirtschaft. Diese Landwirtschaft erfordert Biodiversität und deshalb fördern
wir die biologische Vielfalt. Wir legen Biotope an und schaffen wieder Raum und
Rückzugsgebiete für die Geschöpfe, mit denen wir symbiotisch verbunden sind.
Was ist ihr größter Wunsch für die Zukunft?
Ich wünsche mir mehr staatliche Förderung für Landwirte, die auf biologische
Landwirtschaft umstellen wollen und noch viel mehr angemessene, faire Preise für
Lebensmittel.
Herr Egger, wir danken Ihnen für das Interview.
Umwelt | Wasser & Boden, 01.10.2015
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 04/2015 - Ertrinken wir in Plastik? erschienen.

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