"Alternative Nobelpreise" 2015
Preise der Right Livelihood Award Stiftung gehen nach Uganda, Italien, Kanada und an die Marshallinseln
Der Außenminister der Marshallinseln, der mit den Mitteln des Völkerrechts die Atommächte herausfordert; eine Inuit-Aktivistin, die für die Erhaltung der Arktis im Angesicht des Klimawandels kämpft; eine ugandische Menschenrechtlerin, die sich gegen die Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Intersexuellen in Afrika einsetzt und ein italienischer Arzt und Kriegsgegner, der zahllose Menschenleben in bewaffneten Konflikten gerettet hat, sind die diesjährigen Preisträger des Right Livelihood Award, auch bekannt als „Alternativer Nobelpreis".
Der Ehrenpreis geht in diesem Jahr an
TONY DE BRUM und DAS VOLK DER MARSHALLINSELN „in Anerkennung ihrer Vision und ihres Mutes, mit rechtlichen Mitteln gegen die Atommächte vorzugehen, weil diese ihren Abrüstungsverpflichtungen aus dem Atomwaffensperrvertrag nicht nachkommen”.
Drei Preisträger teilen sich das Preisgeld in Höhe von 3 Millionen SEK (ca. 320.000 EUR):
Die Jury ehrt SHEILA WATT-CLOUTIER (Kanada) „für ihren lebenslangen Einsatz für die Rechte der Inuit und für den Erhalt ihrer Lebensgrundlage und Kultur, die vom Klimawandel akut bedroht sind".
Die Jury zeichnet KASHA JACQUELINE NABAGESERA aus Uganda aus, „weil sie sich trotz unerträglicher Einschüchterung und Gewalt mit Mut und Hartnäckigkeit für das Recht von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Intersexuellen auf ein Leben ohne Vorurteile und Verfolgung einsetzt".
GINO STRADA, Mitgründer der Organisation EMERGENCY, (Italien) erhält den Preis „für die Schaffung hervorragender medizinischer und chirurgischer Nothilfe für die Opfer von Konflikt und Ungerechtigkeit und für seinen furchtlosen Einsatz gegen die Ursachen von Krieg".
Die Preisträger wurden heute von der Vorsitzenden der Right Livelihood Award Stiftung, Dr. Monika Griefahn, und dem Stiftungsdirektor Ole von Uexküll in Stockholm bekannt gegeben.
Zitat Ole von Uexküll
„Die vier Preisträger tun nicht weniger, als für unsere Grundrechte zu kämpfen – für die Rechte von indigenen Völkern oder Homosexuellen und für das Recht aller Bürger auf ein Leben frei von Krieg und Klimachaos. Mit ihrer unermüdlichen Arbeit, an den Schauplätzen globaler Krisen und in Gerichtssälen, verteidigen sie die Werte, die vor 70 Jahren zur Gründung der Vereinten Nationen führten. Im Angesicht sich zuspitzender humanitärer Notstände bieten sie konkrete Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit wie Krieg, Klimawandel und Diskriminierung."
Kurzbiografien
Tony de Brum hat sein Leben der Unabhängigkeit, Sicherheit und Zukunftsfähigkeit der Marshallinseln gewidmet. Er hat der Vision seiner Landsleute von einer atomwaffenfreien Welt international zu Geltung verholfen. Nachdem er als Jugendlicher die amerikanischen Atomtests auf den Marshallinseln selbst erlebt hatte, hat de Brum 2014 als Außenminister den noch nie da gewesenen Schritt unternommen, Klagen gegen alle neun Atomwaffenstaaten vor dem Internationalen Gerichtshof einzureichen, da sie ihren Abrüstungspflichten im Rahmen des Atomwaffensperrvertrages nicht nachkommen. Als Architekt der Majuro-Deklaration von 2013 war Tony de Brum auch maßgeblich daran beteiligt, dass sich die pazifischen Inselstaaten zu konkreten Klimaschutzmaßnahmen verpflichtet haben.
Sheila Watt-Cloutier ist eine erfolgreiche Vorkämpferin für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte der arktischen Inuit. Als gewählte Vertreterin ihres Volkes sorgte sie dafür, das Bildungssystem der Provinz Nunavik in Nord-Quebec besser an das Leben und die Bedürfnisse der Inuit anzupassen. Sie war eine einflussreiche Kraft hinter der Verabschiedung der Stockholm-Konvention für das Verbot langlebiger organischer Schadstoffe, die sich in der arktischen Nahrungskette besonders stark anreichern. Und sie hat durch ihren Einsatz maßgeblich den Diskurs über den Klimawandel beeinflusst, indem sie der internationalen Gemeinschaft vor Augen führte, wie ungehemmte Treibhausgasemissionen die kollektiven Menschenrechte der Inuit verletzen.
Ihr Einsatz für die Rechte lesbischer, schwuler, bisexueller, transsexueller und intersexueller (LGBTI) Menschen in Uganda macht Kasha Jacqueline Nabagesera zu einer der mutigsten MenschenrechtsaktivistInnen in Afrika. In einem aggressiven und repressiven Umfeld prangert Nabagesera Menschenrechtsverletzungen offen an und nutzt erfolgreich das Justizsystem, um die Rechte von LGBTI voranzubringen. Unter Gefahr für das eigene Leben geht sie gegen diskriminierende Gesetze vor und schafft es mit ihrer kreativen und richtungsweisenden Arbeit, Mythen und Stereotype über LGBTI in Uganda und weltweit abzubauen.
Gino Strada ist ein italienischer Chirurg, der mit der Organisation EMERGENCY seit zwei Jahrzehnten für hochwertige medizinische und chirurgische Versorgung für die Opfer von Kriegen und Verfolgung arbeitet. Von Afghanistan bis Sudan betreibt EMERGENCY über 60 Krankenhäuser, Kliniken und Erste-Hilfe-Stationen, oftmals in Zusammenarbeit mit den Regierungen vor Ort. Dabei sorgt die Organisation dafür, dass die aufgebauten Strukturen und medizinischen Kenntnisse auch nach Ende der Notsituation im Lande bleiben und sich dort weiter entwickeln. Strada und EMERGENCY haben sich auch mit Nachdruck gegen die Krieg und menschlichem Leid zugrunde liegenden Ursachen eingesetzt und sich unüberhörbar gegen die militärische Beteiligung Italiens an den Kriegen in Afghanistan und im Irak ausgesprochen. Sie spielten eine führende Rolle in der Kampagne gegen die Verbreitung von Landminen, die 1997 in Italien in einem Verbot der Produktion und Nutzung von Landminen mündete.
Preisverleihung 2015
Die Preise werden am 30. November um 16:00 Uhr im Schwedischen Reichstag verliehen.
Über den Right Livelihood Award
Die oft als „Alternative Nobelpreise" bezeichneten Right Livelihood Awards wurden 1980 von Jakob von Uexküll gegründet, um „jene zu ehren und zu unterstützen, die praktische und beispielhafte Antworten zu den dringendsten Herausforderungen unserer Zeit finden und erfolgreich umsetzen".
Heute wird der Preis von privaten Spendern finanziert. Die Preisverleihung findet traditionell im Schwedischen Reichstag mit Unterstützung von Parlamentariern aus allen etablierten Parteien statt.
128 Kandidaten aus 53 Ländern waren in diesem Jahr für den Preis vorgeschlagen. Mit den Preisträgern von 2015 zählt die Right Livelihood Award Stiftung nun 162 Preisträger aus 67 Ländern.
Es ist das erste Mal, dass der Award nach Italien und Uganda geht.
Weitere Informationen finden Sie unter : http://www.rightlivelihood.org/index.html
Gesellschaft | Politik, 01.10.2015
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