SWM Öko-Förderprogramm

Eine nachhaltige Investition in die Wasserqualität

Das Trinkwasser für München stammt aus dem Alpenvorland im Süden und Südosten der bayerischen Landeshauptstadt. Das Münchner Trinkwasser ist eines der besten in Europa – glasklar und quellfrisch ohne jegliche Aufbereitung. Zur langfristigen Sicherung dieser herausragenden Qualität, die die Anforderungen der Trinkwasserverordnung weit übertrifft, engagieren sich die Stadt München bzw. die SWM seit über 125 Jahren für großräumigen Umwelt- und Grundwasserschutz in den Wassergewinnungsgebieten. Eine der bedeutendsten und effektivsten Maßnahmen ist die Förderung des ökologischen Landbaus im Mangfalltal, von wo 80 bis 85 Prozent des täglichen Wasserbedarfs von ca. 300 Mio. Litern stammen.

Aufforstung und Schutzgebiete

In enger Zusammenarbeit mit den Öko-Verbänden Naturland, Bioland, Demeter und Biokreis konnten die SWM bis heute über 150 Landwirte aus der Region für eine boden- und gewässerschonende Landbewirtschaftung sowie für eine artgerechte Tierhaltung gewinnen. © SWMIn enger Zusammenarbeit mit den Öko-Verbänden Naturland, Bioland, Demeter und Biokreis konnten die SWM bis heute über 150 Landwirte aus der Region für eine boden- und gewässerschonende Landbewirtschaftung sowie für eine artgerechte Tierhaltung gewinnen. © SWM
Die SWM haben im engeren Einzugsbereich der Trinkwassergewinnung von jeher möglichst viele Grundstücke aufgekauft, um sie gewässerschonend aufzuforsten oder unter strengsten Auflagen zu verpachten. Zudem wurden um die Standorte aller Gewinnungsanlagen Wasserschutzgebiete ausgewiesen.

Trotz dieser Schutzmaßnahmen zeichnete sich seit Mitte der 1960er-Jahre mit zunehmender Intensivierung der Landwirtschaft ein steigender Trend der Nitratkonzentration ab. Als eine der Anstiegsursachen war schnell die konventionelle Landwirtschaft ausgemacht: Stickstoff gilt im Pflanzenbau als der wichtigste Limitierungsfaktor. Konventionelle Landwirte, die ihre Erträge maximieren wollen, führen den Böden Stickstoff im Überschuss zu. Nehmen die Pflanzen den Nährstoff nicht vollständig auf, kann der Überschuss mit dem Regen ins Grundwasser ausgewaschen werden. In sauerstoffreichem Grundwasser tritt Stickstoff als Nitrat auf.  

Trinkwasser darf in Europa nicht mehr als 50 mg/l Nitrat enthalten. Liegen die Konzentrationen niedriger, so gilt dies als Qualitätsmerkmal. Für Säuglinge wird empfohlen, nur Wässer mit einem Nitratgehalt von maximal 10 mg/l zu verwenden.

Obwohl die Messwerte einer Hangquellgruppe im Mangfalltal mit maximal 14 mg/l Nitrat (1994) nur 28 Prozent des Nitrat-Grenzwertes der Trinkwasserverordnung erreichten, beschloss der Münchner Stadtrat 1991, in die Trinkwasserqualität der Zukunft zu investieren. Daraufhin riefen die SWM die Initiative „Öko-Bauern" ins Leben, ein Förderprogramm für Landwirte, die auf ökologischen Landbau umstellen. Nach 20 Jahren extensiver Bewirtschaftungsweise pendelte sich der Nitratwert im Mühlthal auf einen Wert zwischen 10 mg/l und 13 mg/l ein. Durch Mischung der Wässer aus weiteren SWM-Gewinnungsgebieten mit Nitratgehalten von unter 7 mg/l wird im Münchner Stadtnetz stets ein Gesamtnitratwert unter 9 mg/l erreicht.

Förderprogramm für den ökologischen Landbau
Ökologischer Landbau setzt auf einen in sich geschlossenen biologischen Kreislauf: Auf den Nutzflächen sollen nur die Nährstoffmengen ersetzt werden, die dem Boden mit der vorangegangenen Ernte entzogen wurden. Die SWM unterstützen ökologisch arbeitende Landwirte im Umstellungsgebiet (wassersensible Flächen im Einzugsgebiet) mit einer „Umstellungshilfe", die ihren Beitrag zum Gewässerschutz honoriert und Ertragsminderungen sowie notwendige Investitionen auszugleichen hilft. Landwirte, die in der Tierhaltung und in der Flächenbewirtschaftung die Kriterien des ökologischen Landbaus erfüllen und Mitglied in einem Bio-Verband sind, können diese Förderung in Anspruch nehmen (max. 310 Euro pro Hektar und Jahr im Wasserschutzgebiet Mangfalltal). Die SWM übernehmen auch die Kosten für die Erstberatung interessierter Landwirte durch die Öko-Verbände.

Landwirte stellen auf „Bio" um

Pestizide sind im Mangfalltal seit 2002 auch mit modernsten, hochempfind­lichen Messgeräten nicht mehr nachweisbar. © SWMPestizide sind im Mangfalltal seit 2002 auch mit modernsten, hochempfind­lichen Messgeräten nicht mehr nachweisbar. © SWM
In enger Zusammenarbeit mit den Öko-Verbänden Naturland, Bioland, Demeter und Biokreis konnten die SWM bis heute über 150 Landwirte aus der Region für eine boden- und gewässerschonende Landbewirtschaftung sowie für eine artgerechte Tierhaltung gewinnen. Die finanzielle Beihilfe unterstützt gerade die im Oberland verbreiteten kleinen Betriebe, die seit Generationen das typische Landschaftsbild prägen. Heute bewirtschaften die Vertragslandwirte eine Fläche von insgesamt ca. 3.500 ha – das größte zusammenhängend ökologisch bewirtschaftete Gebiet in Deutschland.

Auswirkungen auf die Trinkwasserqualität
Dank der Einführung des ökologischen Landbaus im Mangfalltal wurde der Nitratanstieg gestoppt. Pestizide sind im Mangfalltal seit 2002 auch mit modernsten, hochempfind­lichen Messgeräten nicht mehr nachweisbar. Nitrat und Pestizide stehen exemplarisch für eine Vielzahl schädlicher Substanzen, die durch intensive Landwirtschaft in Böden und Grundwasser eingetragen, durch ökologische Bewirtschaftung aber vermindert oder verhindert werden können. Inzwischen ist Münchner Trinkwasser durch so hervorragende Qualitätsdaten charakterisiert, dass es – wie sehr gute Mineralwässer – zur Zubereitung von Säuglingsnahrung empfohlen werden kann.

Mit lediglich rund 0,5 Ct/m³ Trinkwasser schlägt sich das Förderprogramm derzeit auf den Wasserpreis nieder. Als Alternative bliebe früher oder später nur die Wasseraufbereitung, die allerdings mit weitaus höheren Kosten verbunden wäre.

Das Trinkwassereinzugsgebiet bleibt als ökologisch intakte Region erhalten. Ist die Natur im Gleichgewicht, sammelt sich darunter natürlich unbelastetes Grundwasser für München – heute und für kommende Generationen.

Kontakt:
Rainer List ist seit 2002 Leiter der Münchner Wassergewinnung. Er verantwortet die gesamte Wassergewinnung, einschließlich der Zubringerleitungen und der drei Hochbehälter. Unter seiner Leitung wurde das Mangfalltal zum größten zusammenhängend ökologisch bewirtschafteten Gebiet Deutschlands ausgebaut.

Die promovierte Lebensmittelchemikerin Beate Burkert ist als Fachexpertin im Trinkwasser-Qualitätsmanagement maßgeblich an den täglichen Trinkwasser-Qualitätskontrollen sowie am Grundwasserschutz im Vorfeld beteiligt.
wassergewinnung@swm.de

 


Umwelt | Wasser & Boden, 01.04.2014
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2014 - Voll transparent, voll engagiert erschienen.
     
        
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