"Merkel invited us"
Kritische Anmerkungen zu diversen Aussagen in forum Nachhaltig Wirtschaften 1/2016 zur Flüchtlingskrise

Und die Fluchtursachen? Um das Ansprechen des Grundproblems Bevölkerungs-Wachstum (letztlich sind Klimawandel, Ressourcenübernutzung und auch viele ethnische Konflikte das Ergebnis der Bevölkerungsexplosion und nicht die Ursache an sich) drückt sich jeder herum.
Deshalb ein paar Zahlen:
Die Bevölkerung von z. B. Nigeria betrug 1960 45 Mio. Einwohner und 2015 182 Mio., hat sich also in 55 Jahren vervierfacht.
Bis 2100 (mittlerer Wert, bei rückgehender Geburtenrate!) prognostiziert man für Nigeria über 900 Millionen.
Natürlich wird Nigeria diese 900 Millionen nie erreichen, da das Land mit jetzt knapp 200 Millionen schon hoffnungslos übervölkert ist, ethnische Konflikte dort heute bereits existieren, über die Hälfte des Landes Wüste ist und weite Teile des Rests durch Übernutzung zunehmend erodieren. Also werden entweder Unmengen von Menschen alleine in Nigeria verhungern, oder Millionen sich notgedrungen Jahr für Jahr auf den Weg machen. Selbst wenn Deutschland nur den jährlichen Zuwachs Nigerias aufnehmen würde und Niemanden sonst, wären das 3.5 Millionen pro Jahr. In gerade mal 23 Jahren würden dann schon mehr Nigerianer in Deutschland leben als die Bundesrepublik jetzt Einwohner hat. Und andere afrikanische Länder haben eine ähnliche rasante Bevölkerungsentwicklung.
Die Weltbevölkerung wächst alle vier Tage um eine Million, alleine in Indien um eine Million alle drei Wochen! Das sind die Fakten, die jeder Interessierte überprüfen kann. Wegschauen und Wegducken vor diese Krise ist verwerflich, nicht darüber zu reden.
Gleichzeitig gibt es jährlich mehr als 30 Millionen von den Müttern nicht gewünschte Geburten nur deshalb, weil diese Frauen keinen Zugang zu Familienplanung haben oder nicht wissen, wie man sie richtig anwendet. Andere sprechen sogar von mehr als 80 Millionen. Wirklich human und im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung wäre, hier im großen Stil mit Entwicklungshilfe anzusetzen. Relativ schnell und ohne Zwang könnte man somit das Bevölkerungswachstum zumindest deutlich verlangsamen.
Man nimmt an, dass jeder Westeuropäer etwa 4,8 Hektar Land zur Sicherung seines/unseres Lebensstils benötigt, für Lebensmittelproduktion, Wohnen, Produktion von Holz und anderen Verbrauchsgüter usw. Somit müsste Deutschland bei Beibehaltung des aktuellen Lebensstils unter 8 Millionen Einwohner haben, wenn wir wirklich nur die Ressourcen nutzen wollten, die auch in unserem Land zur Verfügung stehen. Der Rest (für die restlichen 90 % der 80 Millionen Bewohner Deutschlands) muss schon jetzt aus Drittländern herangeschafft werden, meist zum Nachteil der dortigen Bevölkerung. Wieso spricht man vor diesem Hintergrund neuerdings immer öfter vom Einwanderungsland Deutschland? Wohl deshalb, weil Wirtschaftsvertreter (wie auch Herr Dr. Otto in forum Nachhaltig Wirtschaften 1/2016) der Meinung sind, die Wirtschaft muss jährlich um 2 Prozent wachsen. Ewiges Wachstum auf endlichem Raum geht aber nicht – und der Planet Erde ist nun mal in seiner Ausdehnung endlich.
Außerdem: Allerorten wird vorausgesagt, dass in den nächsten 20 Jahren die Hälfte aller Arbeitsplätze in der westlichen Welt – und speziell auch in Deutschland - durch Digitalisierung verloren gehen und selbst bei rückgehender/überalternder Bevölkerung mehr Leute ihren Arbeitsplatz verlieren als neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Das steht der Aussage, millionenfache Zuwanderung ist wegen Personalmangel und der Sozialsysteme nötig, diametral entgegen. Und ob die wachsende Zahl Rentner versorgt werden kann, hängt doch einer hoch technisierten Arbeitsumwelt wie in der Bundesrepublik nicht davon ab, wie viele Leute arbeiten, sondern was das Land (Menschen und Maschinen gemeinsam) an Produktivität leistet und wie man das gerecht verteilt. Das ist doch eine Binsenweisheit, trotzdem wird man nicht müde, die vollkommen willkürliche Verbindung von Abschlag vom Arbeitslohn zur Auszahlung an Rentner als so eine Art unveränderliches Naturgesetz anzusehen.
R. W. (Der volle Name des Autors ist der Redaktion bekannt)
Gesellschaft | Migration & Integration, 13.01.2016

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