Ein Haus für Nepal
Schon mit rund 5.500 Euro kann ein zweiräumiges Schulgebäude erdbebensicher erbaut werden
„Der Wiederaufbau in Nepal geht voran, doch immer noch liegen viele Schulen und Häuser in Trümmern", ist das Fazit von Ralf Tepel vom Vorstand der Karl Kübel Stiftung nach einer Reise ins Projektgebiet der Spendenaktion „Ein Haus für Nepal" Anfang Februar.
Ein mittelschweres Erdbeben von 5,5 auf der Richterskala machte Tepel in der ersten Nacht nach seiner Ankunft im Projektgebiet schlagartig deutlich, in welcher gefährdeten Region und mit welcher Angst die Menschen tagtäglich leben und was vor etwas mehr als zehn Monaten in Nepal passiert ist. Bei seiner Reise machte sich der Stiftungsvorstand ein Bild vom Stand der Wiederaufbaumaßnahmen im Projektgebiet im Distrikt Dhading. Er berichtet von der anhaltenden Blockade der Transportwege nach Indien. Wichtige Grundversorgungsgüter können nicht ins Land gebracht werden. Kilometerlange Schlangen bilden sich vor den Tankstellen, Treibstoff und Brennmaterialien sind knapp und teuer.
Bei einer Fahrt durch die Hauptstadt Kathmandu und den angrenzenden Distrikt Dhading stellte er fest, dass der allgemeine Wiederaufbau im Land nur schleppend vorangeht. Die zerstörten oder stark beschädigten Häuser sind nur notdürftig gesichert, Zeltlager immer noch allgegenwärtig. Aus dem Wiederaufbauprojekt westlich von Kathmandu hingegen berichtet er über wesentliche Fortschritte. 16 Schulräume wurden in Zusammenarbeit mit der lokalen Partnerorganisation Integrated Community Development Campaign, ICDC Nepal, vollständig wiederaufgebaut und sind in Betrieb, drei weitere stehen kurz vor der Fertigstellung. Angesichts der noch weithin sichtbaren Zerstörungen scheint es nur ein kleiner Anfang zu sein, doch für knapp 1600 Kinder sind damit wieder erdbebensichere Schulräume geschaffen.
Während seiner Reise konnte Tepel ein Gebäude in der Simalgairi Lower Secondary School in Chainpur mit insgesamt vier Klassenräumen offiziell an die Schule übergeben. Die Schulräume werden bereits seit Wochen genutzt, aber für den Gast aus Deutschland wurde eine kleine Feier von Lehrern, Eltern, Gemeindevertretern, dem Schulkomitee und den Kindern organisiert. Die Menschen sind glücklich und dankbar, dass die Hilfe aus Deutschland angekommen ist. In ihren Reden bekundeten sie ihre Dankbarkeit für die schnelle und unkomplizierte Hilfe. Besonders beeindruckend war die Ansprache der zwölfjährigen Rama Timilsina. Sie erzählte, dass die Kinder noch bis vor wenigen Wochen draußen unter einfachen Unterständen aus Blech oder auf dem Schulhof unterrichtet werden mussten.
Auch Ralf Tepel hatte bei seinem letzten Besuch im November 2015 erlebt, wie die älteren Kinder unter freiem Himmel unterrichtet wurden. Nun, in den kalten Wintermonaten, in denen die Temperaturen in der Nacht oft unter den Gefrierpunkt sinken, sind alle froh, dass sie in geschlossenen, trockenen und erdbebensicheren Klassenräumen lernen können. An dieser Schule istbesonders hervorzuheben, dass mit Unterstützung und Baumitteln der Dorfgemeinschaft ein weiterer Schulraum gebaut werden konnte. Dies zeigt, wie wichtig den Menschen die Bildung für ihre Kinder ist. Hilfe zur Selbsthilfe hat hier ganz konkrete Formen angenommen.
Ralf Tepel hat den Bauingenieur und Koordinator der Schulbehörde des Distrikts Dhading getroffen. Dieser lobte die Zusammenarbeit mit der Stiftung und ihrer lokalen Partnerorganisation ICDC Nepal. Zudem wünscht er sich eine Fortführung der schnellen und qualitativ guten Umsetzung der Bauarbeiten. Die Schulbehörde begleitet alle Baumaßnahmen und hat einen guten Überblick über die aktuellen Arbeiten und den immer noch großen Bedarf.
Zahlreiche Kinder müssen immer noch in sogenannten Temporary Learning Centres - offene nur aus Bambusstangen und Wellblechdächern bestehende Verschläge - oder unter freiem Himmel unterrichtet werden. So in der Sri Kali Devi Secondary School südlich von Dhading Besi, der Distrikthauptstadt. 335 Schülerinnen und Schüler werden hier in solchen Centres unterrichtet, die weder vor Kälte noch vor Wind und Regen schützen. Dort soll das nächste von der Aktion „Ein Haus für Nepal" finanzierte Schulgebäude entstehen. Die Situation wie in dieser Schule ist leider noch in vielen Gemeinden traurige Realität. „Daher wollen wir den Bau von Schulen weiter finanzieren, denn nur durch Bildung können wir die Voraussetzung schaffen, dass die Kinder eine reelle Chance haben, einen Lebensweg außerhalb der kargen Landwirtschaft einzuschlagen", erläutert Tepel.
Schon mit rund 5.500 Euro kann ein zweiräumiges Schulgebäude erdbebensicher erbaut werden. Umgerechnet auf die Zahl von etwa 160 Kindern, die dort in zwei Schichten unterrichtet werden, entspricht das nicht einmal 35 Euro Baukosten pro Kind. Nach dem Bau der Schulen werden Toiletten und Trinkwasserentnahmestellen errichtet. Ebenfalls im Hilfsprogramm enthalten sind Mittel für die Inneneinrichtung.
Am letzten Tag der Reise besuchte Tepel den Ort Badal Gaun. Hier wird in Kürze eine weitere Phase des Wiederaufbaus starten: der Bau von erdbebensicheren Häusern, die Wiederherstellung der Trinkwasserversorgung und die Unterstützung von Land- und Viehwirtschaft. 90 Prozent der Wohnhäuser sind während der Beben eingestürzt oder nun einsturzgefährdet. Viele Menschen leben seitdem in aus Wellblechplatten zusammengebauten, nur wenige Quadratmeter großen Verschlägen. Bis auf eine einmalige Unterstützung der nepalesischen Regierung in Höhe von knapp 150 Euro für die erste Notphase ist bei den Menschen nichts angekommen.
Nun wird die Karl Kübel Stiftung zusammen mit ihrer Partnerorganisation den Hausbau und den wirtschaftlichen Aufbau vorantreiben. Pro Haus sind Mittel von etwa 6.500 Euro erforderlich. Nach dem Ansatz der Hilfe zur Selbsthilfe werden sich die Familien tatkräftig beteiligen. Mindestens 65 erdbebensichere Häuser sollen hier entstehen. Zudem werden dringend Mittel für den Bau weiterer Schulen, Trinkwasserentnahmestellen und Toiletten benötigt.
Jedes neue Erdbeben versetzt die Menschen in Angst und Schrecken. Kinder werden an die traumatischen Erlebnisse erinnert. Menschen verbringen aus Furcht vor weiteren Beben die Nächte im Freien. Der Aufbau geht voran, doch angesichts der massiven Schäden ist der Weg zur Normalität noch lang.
Gemeinsam mit dem Spielzeughersteller Holzhausen hat die Karl Kübel Stiftung 2015 die Spendenaktion "Ein Haus für Nepal" gestartet. "Ein Haus für Nepal" ist ein kleines Holzhaus als Symbol der Solidarität und des Wiederaufbaus. Jeder Spender ab 50 Euro erhält ein Haus aus der Bauhäuser-Kollektion von Holzhausen mit Prägung "Ein Haus für Nepal" in deutscher und nepalesischer Schrift.Sparkasse Bensheim
BIC HELADEF1BEN
IBAN DE41509500680005050000
Stichwort: "Ein Haus für Nepal"
Bitte geben Sie bei Spenden Ihren Namen und Ihre Adresse mit an. Ausschließlich zum Zwecke der Versendung der Holzhäuser vom Hersteller werden die Adressdaten der Spender an den Hersteller übermittelt.
Ein Lichtblick ist die Aufhebung der seit 135 Tagen andauernden Grenzblockade. Zum ersten Mal seit mehreren Monaten sind am 6. Februar wieder Lastwagen über die Grenze zwischen Nepal und Indien gerollt. Damit ist der Verkehr zwischen den beiden Ländern wieder möglich und wichtige Grundversorgungsgüter wie Treibstoff und Kochgas können ins Land.
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