Einsatz an den Brennpunkten der Welt:
Die handfeste Flüchtlingshilfe der Grünhelme
Die Flüchtlingskrise ist allgegenwärtig. Auch nach ihrem Einsatz auf der griechischen Insel Lesbos werden die Grünhelme mit Hilfsprojekten die Flüchtenden weiter auf ihrer Route unterstützen: Mit einer mobilen Einheit, bestehend aus einem Kastenwagen mit Anhänger, bestückt mit Zelten, Decken und Kochmöglichkeiten, sowie Ladestationen für Handys über einen Solarbetrieb werden die Grünhelme im März über die Balkanroute Richtung Türkei aufbrechen. Seit Februar unterstützen die Grünhelme zudem die NGO Sea-Watch bei den Umbauarbeiten des Rettungsschiffs „Clupea" im Hamburger Hafen. Das zweite Sea-Watch Schiff soll noch im Frühjahr 2016 in Richtung Mittelmeer aufbrechen und vor der Küste Libyens eingesetzt werden. Infolge des Syrienkrieges und der anhaltenden Flüchtlingskatastrophe engagieren sich die Grünhelme derzeit vor allem mit Hilfs- und Wiederaufbauprojekten im Nordirak, Syrien und im Mittelmeerraum sowie in Marokko.
Doch auch die Fluchtursachen will die deutsche Hilfsorganisation mithilfe verschiedener Ausbildungsprojekte nachhaltig angehen: Wer eine gute Arbeit durch eine handfeste Ausbildung in seinem Heimatland hat, muss nicht den lebensgefährlichen Weg nach Europa auf sich nehmen – so das Credo der Hilfsorganisation.
Die Grünhelme sind eine im Jahr 2003 durch Rupert Neudeck und Aiman Mazyek gegründete Hilfsorganisation, die sich weltweit in Krisen- und Katastrophengebieten mit dem Wiederaufbau zerstörter Schulen, Häuser und Krankenstationen engagiert. Die Grünhelme wollen Missstände nicht nur anprangern, sondern mit handfester Hilfe entgegentreten: „Mit Taten statt leeren Worten setzen wir uns für Frieden und Freiheit ein. Gerade heute, angesichts der schwierigen Situation im Nahen Osten, der Flüchtlingskatastrophe vor den Toren Europas und den immer wieder aufflammenden Konflikten in vielen Teilen Afrikas, ist eine handfeste Hilfe besonders wichtig. Dafür geben wir unsere Bequemlichkeiten und Ansprüchen auf – einmal im Leben und das für mindestens für drei Monate.", so der Ehrenvorsitzende der Grünhelme Rupert Neudeck.
In ihrer dreizehnjährigen Geschichte haben die Grünhelme Projekte in nunmehr 17 Ländern durchgeführt. Mehr als 200 ehrenamtliche Mitarbeiter haben seither über 25 verschiedenen Projekten mitgearbeitet. Zu den größten Bauprojekten der Grünhelme-Geschichte zählt das Ausbildungszentrum „Nelson Mandela Educational Centre" (NMEC) im ruandischen Dorf Gitarama, das unter dem Völkermord von 1994 ganz besonders stark gelitten hat, der Aufbau von Schulen in Afghanistan und der Demokratischen Republik Kongo. Darüber hinaus haben die Grünhelme in den vergangenen Jahren eine Vielzahl an Hilfsprojekten in Kenia, Uganda, Burkina Faso, Somalia, Mauretanien, Marokko, Vietnam, Palästina, Bosnien, Pakistan, Irak, Syrien, Türkei, Nepal, Griechenland auf den Philippinen und Indonesien durchgeführt. So haben die Grünhelme auf Lesbos die Zelte und Unterkünfte der Ankommenden winterfest gemacht, damit alle Flüchtlinge einen warmen und vor allem trockenen Schlafplatz haben.
Die Grünhelme sind parteipolitisch neutral, nationalitäts- und religionsübergreifend und finanzieren ihre Arbeit ausschließlich aus privaten Spenden. Ziel der Grünhelme ist es, möglichst rasch und unbürokratisch in Krisen- und Katastrophengebieten lebensnotwendige Infrastruktur aufzubauen. Dabei verzichten sie grundsätzlich auf angemietete Büros und festangestellte Mitarbeiter und arbeiten in ländlichen, zumeist schwer zugänglichen Gebieten, direkt am Einsatzort. Begleitet werden die Grünhelme in ihrer Arbeit von einem Kuratorium, in dem u. a. der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, Bundestagsabgeordnete Ruprecht Polenz und Musiker Konstantin Wecker und Thomas D von den Fantastischen Vier vertreten sind.
Über Rupert Neudeck:
Der promovierte Theologe und Journalist, Mitbegründer des Cap Anamur/Deutsche Not-Ärzte e.V. und Vorsitzende des Friedenscorps Grünhelme e.V. wurde 1979 weltweit bekannt durch die Rettung tausender vietnamesischer Flüchtlinge im Chinesischen Meer mit der Cap Anamur. Er war selber ein Flüchtlingskind: Als 6-Jähriger musste er 1945 mit Mutter und Geschwistern aus Danzig fliehen.
Gesellschaft | Migration & Integration, 16.02.2016
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