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Maschsee statt Malediven?!

Die grünen Seiten der weißen Industrie eröffnen der niedersächsischen Metropole ein interessantes ökonomisches Potenzial

Wenn HannoveranerInnen Urlaub planen, denken sie vermutlich kaum an Naheliegendes - frei nach Wilhelm Busch „... denn hier bin ich ja sowieso und schön ist es auch anderswo". Auch von außen betrachtet, scheinen die niedersächsische Landeshauptstadt und ihr Umland ein weißer Fleck auf der touristischen Landkarte zu sein - obwohl es für BewohnerInnen wie für BesucherInnen gute Gründe gibt, hier zu verweilen: Zentrumsnah befinden sich namhafte Museen, ein attraktiver Zoo, die Herrenhäuser Gärten und der größte Stadtwald Europas, die Eilenriede. Schnell erreichbar sind zahlreiche geschichtsträchtige Klöster, Schlösser und Burgen, faszinierende Moor- und Wasserlandschaften sowie außerordentlich spannende Relikte der Industriekultur - um nur Einiges zu nennen.

Mallorca? Malediven? Maschsee? Foto: Global Partnership HannoverSchließlich sorgen vielfältige Events für Zulauf - vom weltweit größten Schützenfest bis zum internationalen Feuerwerksfestival, vom Mimuse-Kleinkunst-Spektakel zum „Steinhuder Meer in Flammen". Und doch ist der Funke noch nicht recht auf die Reisewelt übergesprungen.

Schade eigentlich, denn die sogenannte weiße Industrie ist ein interessanter Wirtschaftsfaktor. Aber was nicht ist, kann ja noch werden - und vielleicht sogar besser als in anderen Zielgebieten! Denn Hannover hat Einiges vorzuweisen, was touristisch noch gar nicht ausgereizt ist: Die Landeshauptstadt wurde zur „Fair trade town" (2010) und zur „Bundeshauptstadt der Biodiversität" (2011) ernannt. Auf Regionsebene stechen eine facettenreiche Landschaft, der gut funktionierende öffentliche Nahverkehr, abwechslungsreiche Fahrradrouten... und schließlich ein sehr ambitioniertes Klimaschutzprogramm hervor; ideale Voraussetzungen, um beim „Nachhaltigen Tourismus" ganz vorne in der ersten Liga mitzumischen - und auch noch positive Impulse für die lokale Ökonomie zu erzielen.

Mit Blick auf diese weichen Standortfaktoren hat Global Partnership Hannover e.V. 2013 einen nachhaltigen Tourismusprozess in Hannover initiiert. Um dem Querschnittsthema angemessen Rechnung zu tragen, wurden zunächst maßgebliche Zielgruppen definiert: 

  • wirtschaftliche Leistungsträger, insbesondere Hotel- und Gastronomiebetriebe
  • touristische Aus- und Fortbildungseinrichtungen
  • Menschen, die in der niedersächsischen Landeshauptstadt (Frei-)Zeit und Urlaub verbringen (wollen).

Gemeinsam zeichnen diese sich dadurch aus, dass sie nicht nur wichtige Pfeiler der (lokalen) touristischen Dienstleistungskette sind, sondern auch für ihren Wirkungsbereich eine Entscheidungskompetenz haben. An ihren Bedürfnissen und Möglichkeiten orientiert sich die Konstruktion der Projektarchitektur: Sie basiert auf niederschwelligen Betriebsberatungen - v.a. für KMUs1, auf Unterrichtsimpulsen für berufsbildende Schulen und auf einem aufeinander abgestimmten Veranstaltungsmix.

Wichtig ist dabei die Verzahnung der Einzelmaßnahmen, um die Interdependenz der AkteurInnen und der Themenfelder zu veranschaulichen. Gleichzeitig soll die Bereitschaft der Beteiligten gesteigert werden, sich - über individuelle Optimierungen hinaus - für einen gesellschaftlichen Willensbildungsprozess zugunsten eines zukunftsfähigem Tourismus zu engagieren.

Elementare Voraussetzung für die erfolgreiche Realisierung des Vorhabens ist eine aktive Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit, die Unterstützung durch die Landeshauptstadt, die Region Hannover, die Bingo Umweltstiftung und proKlima sowie die Einbindung starker Kooperationspartner: Insbesondere blueContec der DEHOGA, die Klimaschutzagentur Region Hannover, der Verband Niedersächsischer Bildungsinitiativen, das Niedersächsische Kultusministeriums und TourCert e.V. sind bei der Umsetzung einzelner Maßnahmen sehr hilfreich.

Primäres Projektziel ist, dass die eingebundenen Zielgruppen direkten Nutzen aus ihrer Beteiligung ziehen (Kostenersparnis, Steigerung der Arbeits-, Unterrichts-, Lebens-, Freizeit- und Reisequalität, neue Impulse für ihre strategische Ausrichtung bzw. persönliche Orientierung).
Zweitens sollen vor Ort konkrete Vorstellungen geschaffen werden, wie ein an hoher Qualität orientierter Tourismus- und Marketingprozess in eine nachhaltige Regionalentwicklung eingebettet werden kann; z.B. durch

  • Förderung der Nachfrage nach regionalen, saisonalen und fairen Produkten,
  • Sensibilisierung für [betriebliche] Corporate Social Responsibility,
  • (eigene) Beiträge zum regionalen Klimaschutzprogramm,
  • das Identifizieren von möglichen Alleinstellungsmerkmalen.

Und drittens erfolgt eine Fokussierung auf die künftigen Fachkräfte in der Freizeit- und Tourismusbranche, um nachhaltiges Wissen und kompetentes Handeln nicht nur in die Praxis, sondern zugleich auch in die Zukunft multiplizieren zu können.

Die allseits positive Resonanz auf die Initiierung eines nachhaltigen Tourismusprozesses in Hannover leitet nun über in die nächste Projektphase: Global Partnership Hannover e.V. wird gemeinsam mit ecotrans e.V. geeignete Angebote in die Grüne Reisekarte Deutschland implementieren. Damit können vielleicht nicht alle von einem Urlaub auf den Malediven oder auf Mallorca abgehalten werden. Aber die (Messe-) Stadt am Maschsee kann damit einen exemplarischen Beitrag leisten, die wachsende Nachfrage nach ökologisch, sozial und ökonomisch verantwortungsvollen (Geschäfts-)Reisen zu befriedigen.
Darüber hinaus sind entsprechende Bausteine für die Deutschen Zentrale für Tourismus / DZT von großem Interesse: Sie können für ihre internationalen Marketingmaßnahmen genutzt werden, da sich „Faszination Natururlaub" sowie „Green Meetings and Conferences" weltweit immer größerer Beliebtheit erfreuen.

Kontakt:
Anke Biedenkapp, Global Partnership Hannover e.V., anke.biedenkapp@googlemail.com


Lifestyle | Sport & Freizeit, Reisen, 09.03.2016

     
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