Die Zukunft hat schon begonnen
Österreich initiiert Forschungsförderprogramme für die "Stadt der Zukunft"
Immer mehr Menschen tauschen ihr Leben in ländlichen Regionen gegen ein Dasein in urbanen Ballungszentren, derzeit sind es weltweit etwa eine Million pro Woche, bis zum Jahr 2050 werden 85 Prozent der europäischen Bevölkerung in Städten leben. Um diese Herausforderung bewältigen zu können, haben sich in Europa nationale Plattformen und Kompetenzzentren gebildet, die von der öffentlichen Hand koordiniert und unterstützt werden.
In Österreich hat diese Aufgabe zum überwiegenden Teil das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, kurz bmvit genannt, übernommen und initiiert bereits seit Jahren Forschungsförderungsprogramme wie „Stadt der Zukunft" und „Haus der Zukunft", um den Verantwortlichen für die Entwicklung der nationalen Ballungszentren zu „Smart Cities" Forschungsergebnisse und darauf basierend Lösungsansätze bieten zu können. Diese Forschungsprogramme sind in vier Teilbereiche gegliedert und decken primär die Themen Mobilität, Energiemanagement, Informations- und Kommunikationstechnologie sowie sämtliche Sicherheitsaspekte ab.
Die Voraussetzungen sind klar umrissen: Unsere Gesellschaft wird demografisch älter – bis 2025 wird ein Drittel der Gesamtbevölkerung in Österreich über 60 Jahre alt sein – aber durch die zunehmende Digitalisierung auch besser informiert, vernetzt und sowohl körperlich als auch geistig aktiver und anspruchsvoller sein als bisher.
Wohnraum – alleine in Wien rechnet man bis 2025 mit einer Zunahme der Einwohnerzahl um 370.000 Personen – wird knapper und wesentlich teurer, die Qualität der Atemluft schlechter, denn 75 Prozent der Kohlendioxidemissionen erfolgen schon jetzt in den Städten, und der sozialökonomische Strukturwandel schließlich zu steigender Aggressivität zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen (Stichwort „Gentrifizierung") führen, wenn nicht so rasch wie möglich auf die zu erwartenden Veränderungen reagiert und Steuerungsmaßnahmen eingeleitet werden.
Daher müssen nicht nur Emissionsziele erreicht, sondern auch Technologien entwickelt werden, die das städtische Angebot den Bedürfnissen derer anpassen, die künftig in den Ballungszentren leben werden – das gilt sowohl für die Wohnsituation als auch den Verkehr, Arbeitsbedingungen und die Betreuung hilfsbedürftiger Menschen. Effiziente Konzepte und Lösungsansätze sind gefragt: Um deren Durchführbarkeit und gesellschaftliche Akzeptanz beurteilen zu können, sind Modellregionen ausgewählt worden – die „Smart Cities".
Effiziente Forschung als Basis aller Lösungsansätze
Neue Produkte und Dienstleistungen, die sich mit diesem Themenkomplex beschäftigen, sind natürlich vielfältig, basieren aber hauptsächlich auf den Ergebnissen der Forschungsprojekte, die vom bmvit initiiert und gefördert werden. Daher wurden die gesamten „Smart Cities"-Aktivitäten in zwei Bereiche geteilt und unterschiedlichen Koordinationsstellen zugewiesen: Die „Stadt der Zukunft" als Forschungsinitiative fällt direkt in die Verantwortlichkeit des bmvit, der Bereich „Smart Cities Demo", also das Testen und Implementieren von Lösungen, in jene des österreichischen Klimafonds, der ebenfalls vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, aber gleichzeitig auch vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft beauftragt und finanziert wird. Ziel ist es, durch eine synchronisierte Steuerung beider Projektteile den Übergang zu einer energieeffizienten und klimaverträglichen Lebens- und Arbeitsweise in einer „Stadt von morgen" zu ermöglichen und sowohl die individuelle Lebens- als auch die wirtschaftliche Standortqualität künftiger Ballungszentren zu erhöhen.
Forschung unter Beteiligung von potenziellen Nutzern und Anbietern
Das bmvit hat seine Forschungsinitiativen in vier Gebiete unterteilt: „smart mobility", „smart Energy & Environmental Technologies", „smart infrastructure" (ICT, Informations- und Kommunikationstechnologie) und „Smart Security"), womit sowohl die Fragen der Daten- als auch der Versorgungssicherheit angesprochen werden.
Derzeit sind mehr als 160 österreichische Forschungsinstitute und Wirtschaftsunternehmen an diesen „Smart Cities"-Projekten beteiligt; neue Ausschreibungen, die sich nach den aktuellen Anforderungen richten, lassen eine steigende Zahl an weiteren Projekten erwarten. Die Unterstützung des bmvit reicht von der Auswahl der Projektanträge durch eine Fachjury, die als Kriterien unter anderem den Nutzen für die adressierte Zielgruppe, gesellschaftspolitische Aspekte und die zu erwartenden Möglichkeiten wirtschaftlichen Nutzens bewertet, über die finanzielle Beteiligung an den zur Förderung empfohlenen Forschungsprojekten, Vernetzung, Begleitung und Evaluierung bis hin zur Kommunikation der Projektergebnisse. Basierend auf diesen umfangreichen Forschungsinitiativen konnte die österreichische Wirtschaft in vielen Bereichen starke Kompetenzen, Wettbewerbsvorteile und Technologieführerschaften entwickeln, die nicht nur dem eigenen Land zugute kommen. Viele der Lösungsvorschläge fließen in transnationale Projekte ein und tragen dazu bei, die Probleme einer sich rasant verändernden Umwelt sowohl im gesamteuropäischen Raum, als auch in der direkten Kooperation mit anderen Ländern und deren Forschungseinrichtungen zu bewältigen.
Ein Beispiel eines globalen Projektes ist „United Smart Cities" – initiiert von OiER (Organization for International Economic Relations) & UNECE (United Nations Economic Commission for Europe), das Unternehmen ermöglicht, als exklusive Industriepartner in ihren branchenspezifischen Sektoren zu fungieren, strategische Partnerschaften mit den Städten und deren Entscheidungsträgern zu begründen und eine beratende oder auch führende Rolle in der nachhaltigen Städteplanung zu spielen (mehr Information auf www.unitedsmartcities.com).
Darüber hinaus fließen innovative Produkte und Dienstleistungen, die sich aus der Kooperation mit führenden österreichischen Unternehmen ergeben, direkt in den Weltmarkt, um grenzüberschreitend Lösungen für die Probleme modernen Städtebaus, aber auch umweltverträglicher Mobilität, Energieversorgung, integrativen Kommunikationslösungen und Sicherheit in allen Lebensbereichen bereitzustellen.
FRESH VIEW – der Kompetenzkatalog der österreichischen Wirtschaft und Forschungseinrichtungen
Welche österreichischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen an der Projektentwicklung im Rahmen der „Smart Cities"-Programme beteiligt sind und welche breit gefächerten Kompetenzen sie aufweisen, kann man der Publikation „FRESH VIEW" der österreichischen Wirtschaftskammer, Ausgabe 157, entnehmen: Dieser Katalog bietet nicht nur eine Basisinformation für Brancheninteressierte, sondern dient auch als praktisches Nachschlagewerk für Unternehmen, die nach internationalen Kooperationspartnern oder nach innovativen Produkten und Dienstleistungen suchen, die sowohl ihre Produktion als auch ihre Angebotspalette zukunftsorientierter, effizienter und nachhaltiger gestalten wollen.
Susanne Baust berichtet seit 25 Jahren als freie Journalistin und Buchautorin in Österreich über die Bereiche Wirtschaft, Touristik, Mobilität und Fahrzeugtechnik. Ihre Leidenschaft gehört der Entwicklung der Automobilindustrie, die Förderung und redaktionelle Begleitung einer zukunftsfähigen Wirtschaft ist ihr ein besonderes Anliegen.
Der Beitrag ist mit der freundlichen Unterstützung des Österreichischen Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie entstanden. Entgeltliche Einschaltung.
Gesellschaft | Green Cities, 01.05.2016
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2016 - Zukunft gestalten erschienen.
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