BIOFACH 2025

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Emissionsarme Mobilität

Urbane Mobilität 2050, wie die Technische Universität Graz sie sieht: mehr Platz für Fußgeher und Radfahrer, Bewusstseinsbildung bereits im Kindergarten, weniger Pendler, und Carsharing als Basis für den motorisierten Individualverkehr. Illustration: TU Graz
Die Stadt der Zukunft wird nicht zur Gänze autofrei sein, aber weder der Individual- noch der Güterverkehr können endlos wachsen. Alternativen müssen gefunden werden, neue Verkehrskonzepte zur Erhöhung der Effizienz und innovative Angebote, die den Verzicht auf das eigene Fahrzeug leicht machen.
 
Österreichs Industrie hat in den Bereichen Automotive, Schienentechnologien und Verkehrstelematik starke Kompetenzen und Wettbewerbsvorteile entwickelt. Rund 450.000 Arbeitsplätze, das heißt mehr als 11 Prozent aller Beschäftigten in Österreich sind allein mit der Automobilindustrie direkt oder indirekt verbunden, viele davon im Einzugsbereich großer Städte – damit ist das Thema smart cities für diese Branchen aus mehreren Perspektiven besonders interessant. 

„Künftig wird die Lebensqualität erfolgreicher Städte daran gemessen werden, wie attraktiv Angebote und Infrastruktur für nachhaltige Mobilitätsformen sind", so DI Walter Wasner von der Abteilung für Mobilitäts- und Verkehrstechnologien im bmvit. „Es ist zwar unser deklariertes Ziel, den Verkehr und seine negativen Auswirkungen zu reduzieren, jedoch nicht die Mobilität von Personen und deren Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen einzuschränken. Urbane Räume stehen gerade in diesem Zusammenhang vor großen Herausforderungen, bieten gleichzeitig aber auch große Chancenpotenziale für neue Lösungen im Bereich Forschung, Technologie und Innovation. Wesentliche Erfolgsfaktoren bilden dafür praxisrelevante Lösungsansätze unter Einbindung der NutzerInnen und aller relevanten Akteursgruppen sowie innovationsfreundliche Strukturen und Rahmenbedingungen als „Innovationsökosysteme mit Realexperimenten", die in Zukunft im Rahmen von „Urbanen Mobilitätslaboren" eingerichtet werden sollen." 

Personenmobilität „on demand" mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Carsharing und Elektrofahrzeugen 
Gemeinsame Basis für alle künftigen Verkehrskonzepte ist die Annahme, dass das Automobil zunehmend als Statussymbol an Bedeutung verliert und nur noch als Mittel zum Zweck der Erreichbarkeit von entfernter gelegenen Zielen dient. Die Bewältigung von Wegstrecken im unmittelbaren Einzugsbereich von Wohnung und Arbeitsplatz und die Versorgung mit täglichen Bedarfsgütern nehmen in diesen Konzepten nur mehr eine untergeordnete Rolle ein, da einerseits die körperliche Bewegung zu Fuß oder mit dem Fahrrad (mit oder ohne elektrischer Unterstützung) schon aus gesundheitstechnischen Gründen forciert werden soll und andererseits der Transport von sperrigen oder schweren Gegenständen und Gepäck­stücken (zum Beispiel Einkaufstaschen) künftig von innovativen Begleitdiensten übernommen werden kann. Zum Einsatz können beispielsweise Services wie der ­„TransitBuddy" kommen, der vom Austrian Institute of Technology (AIT) ursprünglich für den automatisierten Dienst auf Bahnhöfen entwickelt wurde und nur geringfügig modifiziert werden müsste. Es handelt sich dabei um einen motorisierten, mit Navigationssystem, Kameras und Sensoren ausgestatteten Transport-Buggy, der selbstständig Gepäckstücke unfallfrei vom Zug durch eine Menschenmenge über Gehwege zu einem individuell gewählten Ziel (zum Beispiel einem Taxi) befördert und sich dabei auch noch für ortsunkundige Gäste als „Lotse" betätigt.

Um weiter entfernte Ziele in einem angemessenen Zeitrahmen erreichen zu können, bieten sich als Grundlage jedes Mobilitätskonzeptes natürlich öffentliche Verkehrsmittel an, deren Netz allerdings konsequent ausgebaut werden muss. Als zweites Standbein sind verschiedene ­Carsharing-Angebote am effizientesten: Eine besonders Erfolg versprechende Variante läuft bereits in ganz Österreich als Kooperationsprojekt zwischen einem gemeinnützigen Verein, der Elektro­fahrzeuge kostengünstig stundenweise an seine Mitglieder vermietet und den Gemeinden, die Stellplätze und die Basisstromversorgung gratis als Beitrag zur Umweltschonung zur Verfügung stellen (www.fahrvergnügen.at). Und schließlich ist noch immer ein Anteil an Individualverkehr einzuplanen, sei es privat oder aus geschäftlichen bzw. dienstlichen Gründen. Um diesen auf emissionsfreie Mobilität umzustellen, bedarf es einerseits eines ausgebauten Stromtankstellen-Netzes sowie Elektrofahrzeuge mit größeren Reichweiten und kürzeren Ladezeiten – A3PS (Austrian Association for Advanced Propulsion Systems – eine vom bmvit initiierte Agentur) unterstützt hier sehr effektiv die Zusammenarbeit zwischen Industrie, Forschung und Technologiepolitik – und andererseits der Einführung neuer Technologien, wie dem Brennstoffzellenantrieb, der mittlerweile Reichweiten bis zu 596 km ohne Tankstopp aufweist. Der dafür notwendige Wasserstoff kann auch schon CO2-neutral aus Wasser und Solarenergie hergestellt werden. Damit bietet sich diese Antriebsvariante künftig auch für einen emissionsfreien Güterverkehr an: Als Teststrecke wurde bereits im Rahmen eines EU-Projektes ein „Green Chanel" zwischen Stuttgart und Verona aufgebaut, wobei jetzt schon in München, Innsbruck und Bozen Wasserstofftankstellen zur Verfügung stehen.

Rationeller Güterverkehr durch Logistik-Symbiosen
In urbanem Gebiet hingegen soll Gütermobilität nicht nur elektrifiziert, sondern künftig auch durch symbiotische Logistiksysteme ergänzt werden. Ein interessantes Projekt mit dem Namen KoLaMBra führt Güterverkehr nach Geschäftszweigen mit ähnlichen Transportanforderungen und -rhythmen zusammen und wird in der Stadt schließlich von neutralen Logistikpartnern distributiert, um die Auslastung der Fahrzeuge zu erhöhen. Die Haus-zu-Haus-Lieferung von Nahrungsmitteln, die inzwischen bereits von mehreren Supermarktketten angeboten und immer häufiger in Anspruch genommen wird, aber den Güterverkehr merkbar verstärkt, kann durch solche Kooperationen ebenfalls reduziert werden, wie ein seit 2015 laufendes Projekt bereits bewiesen hat: Die österreichische Post übernimmt die Nahrungsmittel-Lieferungen in Kühl­kisten und stellt sie gemeinsam mit ihrem Paketdienst zu – so sind die Postfahrzeuge, die zunehmend auf Elektroantrieb umgestellt werden, ebenfalls besser ausgelastet und der Händler erspart sich die Lieferfahrten. Aber das ist nur ein Beispiel einer Reihe von Lösungsansätzen, die auf Initiative des Klima- und Energiefonds zu einer „Best Practice-Toolbox" für smart urban logistics zusammengefasst wurden und die man unter folgendem Link herunterladen kann.
Der Beitrag ist mit der freundlichen Unterstützung des Österreichischen Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie entstanden. Entgeltliche Einschaltung.

Technik | Mobilität & Transport, 28.04.2016
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2016 - Zukunft gestalten erschienen.
     
        
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