Zukunft der Bildung
Bildung der Zukunft
Veranstaltungs-Tipp:
Zukunftsbildung gemeinsam gestalten. EduAction Bildungsgipfel Rhein-Neckar am 1.-2. Juli 2016 in Mannheim und Heidelberg |
Zwei tiefgreifende Entwicklungen reichen sich gerade die Hand. Erstens: Die Entwicklung beziehungsweise Bildung der menschlichen Fähigkeiten überflügelt in ihrer Bedeutung alle anderen Zukunftsressourcen. Zweitens: Noch nie entstanden derart viele Freiräume zu einer Neugestaltung und Weiterentwicklung von Bildung. ZukunftsBildung gemeinsam gestalten ist deshalb die überragende Zukunftsaufgabe und Zukunftschance: für jedes Individuum, für jede Organisation und für jede Gesellschaft. Es ist letztlich die entscheidende
Zukunftsfrage für jedes Unternehmen.
Zukunftsfrage für jedes Unternehmen.
Als Schlüsselressource zur Zukunftsgestaltung galt bisher Wissen. Wir sind eine Wissensgesellschaft. Heute geht es jedoch um die nächste Stufe: die lebensunternehmerische Kompetenzgesellschaft, in der soziale, kollaborative, kreative, Umsetzungs- und flexible Lernkompetenzen im Zentrum stehen. Die Bedeutung von Bildung wird dadurch noch einmal radikal nach oben katapultiert. Es findet eine Verschiebung von „Was wir lernen" (Wissen) zu „Wie wir lernen" (Bildung im umfassenden lebensunternehmerischen Sinne) statt. Die Frage des „Was wir lernen" stand lange Zeit im Zentrum guter Bildungspolitik. Gute MINT-Bildung (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technologie) wie auch gute Bildungsangebote in vielen weiteren Fächern bescherten Deutschland maßgeblich seine heutige Wirtschafts- und gesellschaftliche Kraft. Auch Malaysia entwickelte sich durch massive Investitionen in Bildungseinrichtungen in weniger als zwei Generationen von einem bettelarmen Land, in dem es kein einziges Gymnasium gab, zu einem der führenden Technologie- und Wirtschaftszentren der Welt. Der Zugang zum zukunftsrelevanten Wissen war der Schlüssel. Doch der Zugang zu entsprechend guten Bildungseinrichtungen war bis heute in vielen Ländern, selbst in den Industrieländern, für viele Menschen der Engpass.
Die Demokratisierungsrevolution des Wissenszugangs

Analoges findet auf der Ebene der Hochschulen statt. Die Hochschulen der Zukunft heißen Udacity, Iversity oder Kiron. Sie stellen die besten universitären Inhalte der besten Vermittler der Welt von Stanford bis Harvard oder auch aus Indien oder Bangladesch ins Netz und ermöglichen somit einen extrem kostengünstigen bis kostenfreien Zugang zu dieser „digitalen Weltuniversität für alle", ohne Zugangsbeschränkung durch irgendwelche Zertifikate. Kluge Hochschuleinrichtungen passen ihre Angebote im Sinne des „Blended Learning" an und völlig neuartige Bildungseinrichtungen entstehen. Salman Khans Forderung eines „Rechts auf beste Bildung für alle" ist bereits auf einem rasanten Weg der Einlösung.
Die Revolution der Bildung
Die Auflösung der verengten Wissenszugänge öffnete weite Tore für eine völlig neue Qualität in der Bildung von grundlegenden lebensunternehmerischen Kompetenzen. Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, kommt in seinem aktuellen Sachbuchbestseller „Die digitale Bildungsrevolution" zu einer überraschenden Beobachtung: Wer gelernt hat, mit den digitalen Lern- und Kommunikationsmöglichkeiten gut umzugehen, der nutzt seine neuen Freiheiten vor allem dazu, seine sozialen und kollaborativen Kompetenzen zu entfalten. Ob Schüler, Student oder Mitarbeiter, neben der Nutzung des digital aufbereiteten Weltwissens treten überall das Peer-to-Peer-Lernen, das Lernen über Schul-, Unternehmens- und Fachgrenzen hinweg, das Teamlernen und das Teamarbeiten in den Vordergrund. Dieser Ausstieg aus gewachsenen Denk-, Lern-, Kompetenz- und Arbeitsstrukturen und -silos und der Umstieg auf das Aneignen und Anwenden neuer lebensunternehmerischer Kompetenzen findet heute bereits in großer Geschwindigkeit statt: Unternehmen lernen, wie sie via Co-Creation sehr viel von ihren Kunden für ihre nächsten Produktentwicklungen lernen und via Design Thinking ihre zu einseitig interne und expertengesteuerte Innovationsentwicklung öffnen können. Die Innovationsentwicklung erfolgt deshalb heute in bewusst offenen und heterogenen Teams.
Vom Pauken zum Anwenden
Schulen und Hochschulen, Lehrer und Professoren erkennen, dass ein Lernen in lebenspraktischer Projektarbeit das erworbene Wissen viel besser verankert und vernetzt und zu vertiefendem Lernen motiviert. Das in Eigeninitiative etablierte Schulfach „Verantwortung" der Evangelischen Schule Berlin-Zentrum und das CORE-Prinzip der SRH Hochschule Heidelberg sind hierfür beeindruckende Beispiele. Experimente mit „Maker Garagen" zeigen, wie offene Lernorte der Zukunft für Schüler, Studenten, Gründer und Unternehmensmitarbeiter aussehen können. Dies sind nur einige wenige Hinweise, wie sich das Lernen überall gleichzeitig grundlegend verändert. Durch ein Lernen in letztlich globaler digitaler Vernetzung können plötzlich alle Menschen Teilhaber und Teilnehmer am „Weltgehirn des Weltwissens" sein. Durch die neue Bedeutung und Förderung von sozialen, schöpferischen und praktischen Umsetzungskompetenzen können alle Menschen zu souveränen und tatkräftigen „Lebensunternehmern ihrer besten Fähigkeiten" werden.
Wie können wir diese ZukunftsBildung am besten weiterentwickeln?
Diese neue Phase von Lernen entwickeln wir am besten, wenn alle, die in Bildungseinrichtungen tätig sind (Lernende und Lehrende), und alle, die auf zukunftsstark gebildete Mitarbeiter angewiesen sind (Unternehmen, Staat, Zivilgesellschaft), ZukunftsBildung im Sinne von Zukunft der Bildung und Bildung der Zukunft als eine Gemeinschaftsaufgabe sehen. Die besten wechselseitigen Inspirationen für die jeweils eigenen Aufgabenfelder erwachsen heute durch Vernetzung und Kooperation sowie hinlängliche Freiräume, in diesem Sinne zu handeln. In jüngerer Zeit öffneten die Kulturbehörden die Schulen und Universitäten für mehr Selbstverantwortung und Gestaltungsfreiräume und immer mehr Unternehmen entwickeln sich zu offenen, lernenden Organisationen. Auf beiden Seiten werden sich somit die Aufgaben der Bildungsakteure und Lernbegleiter stark verändern. Sie werden in ihrer Arbeit durch eine rasant sich entwickelnde neue „Bildungsinnovatoren"-Szene unterstützt, die Bildung nicht nur im digitalen, sondern auch im analogen Lernen massiv weiterentwickelt. Worin der Staat seine neue Hauptaufgabe neben der Definition der Bildungsziele suchen sollte, ist die Förderung der Bildungsinnovatoren-Szene, und zwar mit derselben Aufmerksamkeit und Kraft, wie er bisher technologische Innovationen förderte. Für diese Art der ZukunftsBildung gibt es mit EduAction eine neue Bildungskonferenz und ein neues Online-Magazin.
Peter Spiegel ist Zukunftsforscher und Leiter des Berliner Genisis Institute for Social Innovation. Er initiierte 2007 den Vision Summit als Leitkonferenz für soziale Innovationen und ist Programmleiter des 2016 erstmals stattfindenden EduAction Bildungsgipfels. Er ist Autor von 15 Publikationen, zuletzt „WeQ – More than IQ. Abschied von der Ich-Kultur" und zusammen mit Margret Rasfeld „EduAction. Wir machen Schule".
Gesellschaft | Bildung, 01.05.2016
Dieser Artikel ist in forum Nachhaltig Wirtschaften 02/2016 - Zukunft gestalten erschienen.

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