Pünktlich zur Fashion Week:
FAIR SHARE zeigt, dass faire Löhne in der Modebranche machbar sind.
Faire Löhne sind möglich! Die FAIR SHARE Kollektion, die Continental Clothing als Pilotprojekt in Kooperation mit BSD Consulting und dem Fair Fashion Network umgesetzt hat, implementiert existenzsichernde Löhne bei günstigen Basics. Das Fair Fashion Network begleitet das Projekt mit Konsumenten-Sensibilisierung und einer Petition für faire Löhne.
„Ein existenzsichernder Lohn ist ein Menschenrecht", formuliert Dr. Mark Starmanns, Gründer des Fair Fashion Networks, zum Start der Berlin Fashion Week und ergänzt: „Viele Näherinnen und Näher in Asien und Osteuropa verdienen aber nur den staatlichen Mindestlohn, der oft nicht für ein menschenwürdiges Leben ausreicht." Dabei gibt es laut Starmanns inzwischen durchaus Alternativen zum derzeit üblichen Wertschöpfungsmodell.
So hat Continental Clothing in Kooperation mit BSD Consulting und dem Fair Fashion Network jüngst in einem Pilotprojekt die sogenannte FAIR SHARE Kollektion umgesetzt und damit als eines der ersten europäischen Unternehmen gezeigt, dass existenzsichernde Löhne im Massenmarkt umsetzbar sind. Ziel des Projekts ist es, existenzsichernde Löhne in einer Fabrik in Südindien zu implementieren. Mit der ersten Bestellung von rund 150.000 T-Shirts und Hoodies führt das Unternehmen den Beweis, dass nur wenige Cents reichen, um die Löhne der am schlechtesten bezahlten Arbeiter und Arbeiterinnen in Indien um 50 Prozent und damit auf ein menschenwürdiges Einkommen zu erhöhen. Dieser Bonus wird an der normalen Kalkulation vorbeigeschleust und kommt unmittelbar den in der Produktion Beschäftigten zu gute – irrelevant ist dabei, ob das T-Shirt im Laden 5 Euro, 15 Euro oder 40 Euro kostet. Das Fair Fashion Network begleitet das Projekt mit Konsumenten-Sensibilisierung und einer Petition für faire Löhne.
Was ist ein existenzsichernder Lohn?
In vielen Produktionsländern sind die lokal definierten Mindestlöhne zu niedrig für ein menschwürdiges Leben. Es gibt aber bisher keine international gültige Definition dafür, wie hoch ein existenzsichernder Lohn sein muss. Deshalb hat Continental Clothing mit Unterstützung durch die Nachhaltigkeitsberatung BSD Consulting diesen für eine Fabrik in Südindien errechnet. Bei dessen Bestimmung wurden die Arbeiterinnen und Arbeiter der Fabrik wie auch eine lokale Nicht-Regierungsorganisation involviert. Die Details der Berechnung wurden transparent gemacht und sind in einem detaillierten Bericht zu finden, den Sie hier einsehen können.
14 Cents pro T-Shirt reichen, um existenzsichernde Löhne zu zahlen
Die FAIR SHARE Kollektion wird im südindischen Textilcluster Tirupur produziert, wo fast alle großen Modemarken einen Teil ihrer Kollektion produzieren lassen. Dort liegt der staatliche Mindestlohn pro Stunde bei rund 50 Cents. Der Monatslohn bei einer 6-Tages Arbeitswoche beträgt rund 100 Euro.
Im Rahmen des Projekts wurde errechnet, dass eine vierköpfige Familie mindestens 300 Euro im Monat benötigt, um die Grundbedürfnisse an Nahrung, Wohnraum, Medizin, Bildung, Transport, Kleidung, Ersparnissen etc. zu erfüllen. 100 Euro braucht es alleine, um satt zu werden. Da in der Fabrik von Continental Clothing in der Regel zwei Personen pro Familie arbeiten, wurde festgelegt, dass jede Arbeiterin und jeder Arbeiter mindestens 150 Euro netto verdienen muss, um ein menschenwürdiges Leben zu führen. Nach dieser Analyse muss die Fabrik zur Zahlung existenzsichernder Löhne 50 Prozent mehr Lohn an die am schlechtesten bezahlten Näherinnen zahlen.
„Die durchschnittliche Fabrik kann sich eine Lohnerhöhung von 50 Prozent nicht leisten, ohne dass sie mehr Geld verdient. Wir haben errechnet, dass die Lohnkosten für das Nähen eines FAIR SHARE T-Shirts nur bei rund 14 Cents liegen. Mit 7 Cents mehr im Einkauf pro T-Shirt könnten die Arbeiterinnen und Arbeiter 50 Prozent mehr Lohn bekommen, womit sich ihre Situation substantiell verbessern würde. Wir zahlen jetzt für die FAIR SHARE Kollektion eine Prämie von 14 Cents pro T-Shirt, die direkt an die Arbeiter geht und ihre Löhne erhöht; auf den finalen Verkaufspreis im Handel werden auch nur 14 Cents aufgeschlagen", erklärt Mariusz Stochaj von Continental Clothing.
Ein Experiment: Interessieren sich Konsumierende für faire Löhne?
Ab Januar 2016 bekommt jeder Arbeiter einen Aufschlag von 33 Cents pro Schicht, also monatlich ca. 8 Euro mehr. Die unabhängige Fair Wear Foundation hat im Mai in einem Audit verifiziert, dass die höheren Löhne bislang ausgezahlt wurden. Eine lokale NGO hat die Arbeiterinnen zum Projekt befragt. Die Interviewten zeigten sich begeistert: Zum ersten Mal sei es ihnen möglich, mit ihrem eigenen Verdienst die Schulgelder ihrer Kinder, Medikamente für Verwandte, die Mitgift für die Hochzeit ihrer Tochter oder ihre eigenen Schulden zu bezahlen.
„Die Frage ist, ob nun Konsumierende bereit sind, 14 Cents Aufschlag für faire Löhne zu zahlen. Das testen wir jetzt mit dem Fair Fashion Network. Wenn die Kollektion vom Handel und Konsumierenden angenommen wird, dann verdienen Familien, die in der entsprechenden Fabrik arbeiten, auch schnell die angestrebten 300 Euro im Monat", sagt Mark Starmanns vom Fair Fashion Network. Auf der Onlineplattform www.getchanged.net sind über 150 faire Modebrands wie die FAIR SHARE Kollektion und 600 Modeläden gelistet und werden in einem Shoppingguide präsentiert. Hier finden Verbraucher die Verkaufsstellen der Fair Fashion Kollektion und umfassende Hintergrundinformationen über das Thema ökologische und faire Mode.
GET CHANGED! The Fair Fashion Network
GET CHANGED! The Fair Fashion Network vernetzt Interessengruppen und informiert modebewusste und kritische KonsumentInnen über Fair Fashion. Basis des Netzwerks ist die Internet-Plattform getchanged.net, ein Konsumenten-Portal. Die Plattform wird inhaltlich von dem Verein Fair Fashion Network betreut.
Kontakt: Fair Fashion Network c/o Mark Starmanns | m.starmanns@getchanged.net | www.getchanged.net
Lifestyle | Mode & Kosmetik, 27.06.2016
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